Amerikanische Astronomen haben praktisch zufällig die bisher größte bekannte Spiralgalaxie des Universums entdeckt. Mit einem Durchmesser von 522.000 Lichtjahren ist sie mehr als fünfmal so groß wie unsere Milchstraße. Die neuentdeckte Galaxie mit der Bezeichnung »NGC 6872« befindet sich im Sternbild Pfau und ist etwa 212 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt.
Größte Spiralgalaxie, NGC 6872
© NASA
Die Wissenschaftler erklärten, sie hätten die Galaxie bei der Auswertung von Satellitensignalen entdeckt. Eigentlich hätten sie nach Sternentstehungsgebieten in der Umgebung der Galaxie gesucht. Stattdessen seien sie auf eine starke Strahlung ultravioletten Lichts gestoßen, die von jungen Sternen ausging und die ihnen erst die enorme Größe der Galaxie vor Augen geführt habe.

»Ich habe nicht nach der größten Spiral-Galaxie gesucht - ihre Entdeckung war sozusagen ein unerwartetes Geschenk«, erklärte Raffael Eufrasio, Chefwissenschaftler des Goddard Space Flight Center der NASA in Greenbelt im Landkreis Prince George im US-Bundesstaat Maryland.

Die Wissenschaftler hatten bereits gesammelte Daten des Weltraumteleskops Galaxy Evolution Explorer (GALEX), mit dem im ultravioletten Bereich des elektromagnetischen Spektrums Sternbildungsregionen untersucht werden können, ausgewertet und waren dabei auf die als »NGC 6872« bezeichnete Galaxie gestoßen. »Ohne die Möglichkeiten von GALEX, das ultraviolette Licht sehr junger und sehr heißer Sterne zu erfassen, hätten wir die volle Größe dieses beeindruckenden Systems niemals erkannt«, fügte Eufrasio hinzu.

Die Entdeckung wurde Anfang Januar auf dem 221. Treffen der Amerikanischen Astronomischen Gesellschaft (AAS) in Kalifornien präsentiert. Im Sternbild Pfau befinden sich auch die Überreste einer weiteren Galaxie (IC 4970), die nach Angaben der Forscher von ihrer Masse her nur etwa ein Fünftel von NGC 6872 erreicht.

Diese kleinere Galaxie IC 4970 ist nach Ansicht der Astronomen möglicherweise bei einer gigantischen »Begegnung« der beiden Galaxien vor etwa 130 Millionen Jahren zerstört worden. Als Folge dieses Großereignisses kam es zu einer ganzen Reihe von Sternentstehungen, aus denen NGC 6872 als die gigantische Galaxie hervorging, wie wir sie heute sehen können. »Der nordöstliche Arm von NGC 6872 ist der unruhigste Arm der Galaxie mit deutlicher Sternenbildung, aber an seinem äußersten Ende befindet sich ein Objekt, das nur im ultravioletten Bereich zu erkennen ist und bei dem es sich um eine Zwerggalaxie handelt, die vermutlich aufgrund einer Verschmelzung entstanden ist, wie sie auch aus anderen miteinander in Wechselwirkung tretenden Stern-Systemen bekannt ist«, zitierte die NASA die Astronomieprofessorin Duilia de Mello.

Die Existenz dieser riesigen Spiralgalaxie war von Wissenschaftlern schon seit Jahrzehnten postuliert worden, aber erst jetzt war es nach intensiven und sorgfältigen Auswertungen der Daten verschiedener Teleskope, darunter auch GALEX, möglich, diese Galaxie sozusagen offiziell zur größten aller bekannten Spiralgalaxien zu erklären.

Eufrasio wies darauf hin, dass es im Universum durchaus noch größere Spiralgalaxien als NGC 6872 geben könnte, aber diese müssten erst noch entdeckt und genau untersucht werden.

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