Auge
© dpaDie"Augengrippe" ist hoch ansteckend - eine Entzündung, ausgelöst durch infektiöse Adenoviren, die unter anderem durch direkten Kontakt übertragen werden kann.
Es infizieren sich immer mehr Menschen mit der hochansteckenden „Augengrippe“ - eine Entzündung, ausgelöst durch infektiöse Adenoviren, die über Gegenstände oder direkten Kontakt übertragen werden. Eine Schutzimpfung gibt es nicht.

Es beginnt ganz plötzlich: Die Augen fühlen sich an, als sei ein Fremdkörper darin, Bindehaut und Lymphknoten schwellen an. Die Augen jucken und brennen fürchterlich. Eine durch Adenoviren ausgelöste Augenentzündung, auch „Augengrippe“ genannt, ist nicht nur sehr unangenehm, sondern auch hochansteckend.

„Fehler und Nachlässigkeiten“ in den Praxen

Nach Ansicht der Gesellschaft für Virologie (GfV) könnten „Fehler und Nachlässigkeiten“ bei der Hygiene in den Augenarztpraxen und Kliniken zu der großen Zahl von Krankheitsfällen beigetragen haben. Die Viren werden zumeist nicht nur durch direkten Kontakt von Mensch zu Mensch übertragen, sondern auch über verunreinigte Untersuchungsinstrumente, Augentropfen und Handtücher. Womöglich habe aber auch der derzeit vorherrschende Adenovirus-Typ 8 besonders krankmachende Eigenschaften, erklärten die Virologen.

Mirko Kösterke vom Landeszentrum Gesundheit in Nordrhein-Westfalen warnt indes vor überzogenen Ängsten. Möglicherweise seien die Bürger angesichts der Berichte über steigende Fallzahlen einfach nur „sensibler“ geworden und gingen eher zum Arzt als früher. Diese wiederum lassen womöglich mehr Fälle vom Labor bestätigen, was sich dann in der Statistik niederschlägt.

Adenoviren werden per Handschlag weitergereicht

Adenoviren sind für eine Vielzahl von Krankheiten verantwortlich. Sie können unter anderem Durchfall-Erkrankungen, Infektionen der Atemwege, Mandelentzündungen oder eben Augenentzündungen hervorrufen. Die weltweit verbreiteten Erreger sind äußerst widerstandsfähig gegen Umwelteinflüsse und bei Zimmertemperatur wochenlang stabil. Zudem ist ein Patient in der Regel in den ersten zwei Wochen ansteckend, trägt das Virus also recht lange mit sich herum.

Meist unbewusst reiben sich die Betroffenen die Augen, weil es juckt und brennt. In der Tränenflüssigkeit sitzen Milliarden von Adenoviren, die dann über die Hände auf alle möglichen Gegenstände geschmiert oder beim nächsten Handschlag weitergegeben werden können, so dass sich wiederum andere Menschen anstecken. Fast immer heilt die Infektion vollständig aus. Als Spätfolge der sogenannten Keratokonjunktivitis epidemica kann es aber auch zu Hornhauttrübungen kommen, die das Sehvermögen langfristig beeinträchtigen können.

Augentropfen und -salben helfen

Eine Schutzimpfung gibt es nicht. Behandelt werden können nur die Symptome, etwa mit Augentropfen oder -salbe. „Um sich zu schützen, gibt es nur eins: Hygiene, Hygiene, Hygiene“, sagt Mirko Kösterke. Dazu gehört gründliches Händewaschen. Erkrankte sollten zudem Handtücher, Waschlappen und Kosmetika separat benutzen. Handtücher sollten bei mindestens 60 Grad Celsius gewaschen werden. Öffentliche Schwimmbäder oder Saunen sind natürlich tabu, bis die Infektion ausgeheilt ist.

Experten rätseln

Seit 2011 werden in Deutschland gehäuft Ausbrüche der infektiösen Bindehaut- und Hornhautentzündung registriert. Immer wieder kommt es zu regionalen Ausbrüchen mit zahlreichen Krankheitsfällen wie zuletzt unter anderem in Wuppertal. Eine eindeutige Erklärung dafür haben die Experten bislang nicht. „Es ist nach wie vor unklar, warum es zu solch einer Häufung von Ausbrüchen gekommen ist“, sagte Susanne Glasmacher, eine Sprecherin des Robert-Koch-Instituts (RKI). Während in den Vorjahren überwiegend nur sporadische Erkrankungen auftraten, kam es im Winter 2011/2012 gleich zu drei großen Ausbrüchen in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Niedersachsen. 2011 meldeten die Behörden insgesamt 674 Fälle. Im vergangenen Jahr waren es nach Angaben des RKI in Berlin bereits mehr als 2040 Fälle. Viele Erkrankungen werden allerdings gar nicht an die Gesundheitsämter gemeldet.

sh/AFP