Delfine imitieren die eigentlich individuellen Ruftöne von Artgenossen. Allerdings tun sie dies ausschließlich angesichts von Familienmitgliedern und Freunden und nicht gegenüber fremden Tieren. Schottische und US-amerikanische Wissenschaftler weisen auf diese Weise einmal mehr die starken sozialen Bindungen nach, zu denen die Tümmler in fähig sind.
Delfine
© Katherine McHugh, Sarasota Dolphin Research Program, National Marine Fisheries Service Scientific Research Archiv: Zwei Delfinmütter mit ihren Kälbern.
St. Andrews (Schottland) - Die neue Erkenntnis ist das Ergebnis einer Studie, die eigentlich nur grundsätzlich herausfinden wollte, warum Delfine überhaupt die Töne anderer Artgenossen imitieren. Tatsächlich zeigte sich, dass nur Muttertiere und ihre Abkömmlinge sowie erwachsene männliche Delfine die "Rufnamen" von Tieren imitieren, die sie schon lange Zeit kennen.

Große Tümmler gehören grundsätzlich zu den wenigen Tierarten, die schon in den ersten Monaten sozusagen eine ganz individuelle Vokalsignatur erlernen und entwickeln. Das Kopieren der Signaturen anderer Tiere wurde zwar schon zuvor untersucht und ausführlich dokumentiert (...wir berichteten), doch waren sich die Forscher bislang nicht darin einig, ob es sich dabei um ein aggressives oder freundliches Verhalten handelte.

Die neue Studie von Forschern um Stephanie King und Vincent Janik von der schottischen University of St. Andrews kann nun belegen, dass Delfine nur ihnen nahe stehende Tiere nachahmen. Ihre Ergebnisse haben die Forscher aktuell im Fachjournal Proceedings of the Royal Society B. beschrieben.

"Interessanterweise konnten wir das Imitieren der Signaturen nur bei Paaren nachweisen, bei welchen es sich um die Mutter und ihr Kalb handelte oder auch bei erwachsenen männlichen Tieren, die sich bereits seit vielen Jahren kennen", so King.

Die Forscher fanden zudem heraus, dass Delfine immer wieder auch leichte Variationen in ihre Imitationen einbauen - offenbar, um trotz der Nachahmung Verwirrung unter ihren Zuhörern zu vermeiden. Zugleich richten die Tiere ihre kopierten Rufe immer stets exakt in Richtung des beabsichtigten Adressaten, also dem Besitzer der ursprünglichen Originalsignatur, nachdem dieser sich zunächst selbst vorgestellt hatte.

"Der Umstand, dass die Tiere Ruf-Kopien erzeugen, wenn sie von ihren 'Freunden' getrennt werden, stützt die Vorstellung, dass die Tiere diese Signaturen stets dann kopieren, wenn sie sich mit dem anderen Tier (von dem sie getrennt werden) später wieder treffen wollen", so King. "In nächsten Schritten wollen wir nun Aufzeichungen verwenden, um zu überprüfen, ob die Tiere auch ihre eigene Signatur kopieren. Wenn sie reagieren, dann wissen wir, dass das Kopieren der Rufsignatur dazu verwendet werden kann, einen anderen Delfin sozusagen anzusprechen."

Quelle: st-andrews.ac.uk