Eine Studie deutscher Psychologen und Neurologen belegt, dass unser Gedächtnis während der Nachtruhe unbewusst Gelerntes in aktives Wissen umwandelt - bei Kindern sogar effektiver als bei Erwachsenen.
Schlafende Kinder
© Public DomainArchiv: "Zwei schlafende Mädchen auf der Ofenbank", von Albert Anker (1895, s. Kunsthaus Zürich).
Tübingen (Deutschland) - Wie die Forscher um Dr. Ines Wilhelm vom Institut für Medizinische Psychologie der Universität Tübingen mit Kollegen aus Deutschland und der Schweiz aktuell im Fachmagazin Nature Neuroscience berichten, sei schon aus Studien an Erwachsenen bekannt, "dass Schlaf nach dem Lernen von Gedächtnisinhalten deren dauerhafte Speicherung im Gedächtnis unterstützt." Während des Schlafes würden Gedächtnisinhalte in eine Form umgewandelt, die zukünftiges Lernen erleichtere: "Aus implizitem wird explizites Wissen gebildet und damit die Übertragbarkeit des neu erworbenen Wissens auf andere Bereiche ermöglicht."

Im Gegensatz zu Erwachsenen schlafen Kinder länger, tiefer - müssen sie sich doch auch täglich enorme Mengen neuen Wissens aneignen. In ihrer Studie untersuchten die Forscher nun die Fähigkeit, explizites Wissen über eine implizit gelernte motorische Aufgabe zu bilden. "Kinder zwischen 8 und 11 Jahren und junge Erwachsene lernten eine festgelegte motorische Reihenfolge zu tippen - ohne sich dabei der Existenz dieser Reihenfolge bewusst zu sein. Nach einer Nacht Schlaf bzw. einem Tag im wachen Zustand wurde die Erinnerung der Probanden an die Reihenfolge getestet." Das Ergebnis: Beide Altersgruppen konnten sich nach dem nächtlichen Schlaf an eine größere Anzahl an Elementen aus der Zahlenreihenfolge erinnern als nach einem Wachintervall. Dabei übertrafen Kinder die Erwachsenen wiederum deutlich.

"Bei Kindern wird also während des Schlafes ausgesprochen effizient explizites Wissen über eine vormals implizit gelernte Aufgabe generiert", sagt Wilhelm. Darüber hinaus sei diese herausragende Fähigkeit der Kinder mit der hohen Menge an nächtlichem Tiefschlaf verknüpft. "Die Bildung von explizitem Wissen scheint eine sehr spezifische Fähigkeit des kindlichen Schlafes zu sein, da Kinder bei anderen Gedächtnisaufgaben typischerweise vergleichbar oder weniger als Erwachsene vom Schlafen profitieren."


Quelle: uni-tuebingen.de