Aus Angst vor den Nazis hinterlegte die Tschechoslowakei Gold bei einer vermeintlich unabhängigen Bank. Doch deren deutscher Chef stand der Bank von England vor - und überwies an die Reichsbank.
Bank of England
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Die britische Zentralbank hat nach einem Bericht Nazi-Deutschland geholfen, in der damaligen Tschechoslowakei erbeutetes Gold zu verkaufen. Dies geschah entgegen einer Anordnung der britischen Regierung. Das geht aus historischen Dokumenten hervor, die von der Bank of England jetzt veröffentlicht wurden.

Überweisung im Wert von 845 Millionen Euro

In den Dokumenten wird ein Auftrag vom März 1939 beschrieben. Gold im Wert von damals 5,6 Millionen Pfund sollte vom Konto der Tschechischen Nationalbank bei der BIZ auf ein Konto der Reichsbank, ebenfalls bei der BIZ, überwiesen werden. Nach Berechnungen der "Financial Times" läge der Wert heute bei etwa 736,4 Millionen Pfund (845,3 Millionen Euro). Rund vier Millionen Pfund wurden an Banken in den Niederlanden und Belgien weitergeleitet. Der Rest wurde in London verkauft.

Pikant: Die BIZ wurde zu der Zeit von dem Deutschen Otto Ernst Niemeyer geleitet, der gleichzeitig als Direktor der Bank von England tätig war.

Im Juni gab es eine weitere Transaktion von deutlich geringerem Wert. Zwar war damals der Schatzkanzler informiert und um Rat gefragt worden, aber da sich die Antwort verzögerte, nahm die Bank die Überweisung einfach vor. Die Geldgeschäfte mit den Nazis galten lange als dunkles Geheimnis der Bank von England. Die Veröffentlichung der Dokumente aus dem Jahr 1950 ist Teil eines Projekts zur Digitalisierung der Archive der Bank.

dpa/KNA/mol