Der neuseeländische Milchkonzern Fonterra war schon einmal in einen Skandal in China verwickelt. Nun räumte das Unternehmen Bakterienfunde in Molke für Säuglingsmilch ein. Konzernchef Spierings entschuldigte sich persönlich in Peking, Fonterra-Aktien und neuseeländischer Dollar gingen auf Talfahrt.
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© dpaRegal mit Milchpulver im chinesischen Hangzhou: Zu 90 Prozent aus Neuseeland
Wellington - Nach dem Rückruf bakterienverseuchter Molke gerät der weltgrößte Exporteur von Milchprodukten in seinem wichtigsten Absatzmarkt China zunehmend unter Druck. Chinesische Importeure riefen Milchprodukte zurück. Konzern-Chef Theo Spierings reiste nach Peking, um sich dort persönlich für den Vorfall zu entschuldigen.

Spierings sagte, das von Coca-Cola in China verkaufte Milchpulver wie auch das der einheimischen Firma Wahaha seien unbelastet. Insgesamt seien 38 Tonnen kontaminiertes Konzentrat entdeckt worden. Die Untersuchungen dazu hätten im März begonnen und seien im Juli abgeschlossen worden.

Das Unternehmen hatte am Samstag vor der Molke gewarnt, die im Mai 2012 produziert wurde und möglicherweise mit Bakterien verseucht ist, die eine lebensgefährliche Botulismus-Vergiftung auslösen können. Das Produkt wurde unter anderem in Säuglingsmilch und Sportgetränken verwendet. Die Molke wurde nach Angaben von Fonterra nach Australien, China, Malaysia, Saudi-Arabien, Thailand und Vietnam verkauft.

Der Nahrungsmittelkonzern Danone nahm in Malaysia Säuglingsnahrung aus den Regalen, Vietnam ließ ebenfalls Produkte zurückrufen. Auch in Neuseeland selbst wurde eine Säuglingsmilch vom Markt genommen. Fonterra betonte am Montag, es gebe bislang keine Hinweise, dass jemand erkrankt sei.

In China ist der Rückruf besonders brisant, weil dort viele Eltern nach einem Skandal mit einheimischer verseuchter Babymilch auf Produkte aus dem Ausland setzen: Produzenten in China hatten vor fünf Jahren Melamin unter Milchpulver gemischt. Mindestens sechs Säuglinge starben, fast 300.000 Kleinkinder wurden krank. Fonterra war damals mit 43 Prozent an der Firma Sanlu Dairy beteiligt, die im Zentrum des Skandals stand. Heute wird Milchpulver für Säuglinge in China zu 90 Prozent aus Neuseeland importiert.

Fonterra-Aktie bricht ein

Die Fonterra-Aktien brachen am Montag zeitweilig um fast zehn Prozent ein, ein Verlust von umgerechnet fast 600 Millionen Euro. Der neuseeländische Dollar fiel auf ein Ein-Jahres-Tief zur US-Währung.

Neuseelands Ministerpräsident John Key verlangte Auskunft darüber, warum das Unternehmen erst am Wochenende die bakterielle Kontamination von im Mai 2012 hergestellten Produkten eingeräumt habe. Fonterra sei das Flaggschiff-Unternehmen Neuseelands, und die Enthüllung "erschüttere das Vertrauen der Verbraucher bis ins Mark", sagte er. "Wir werden den Informationsfluss untersuchen, und welche Schritte Fonterra unternommen hat."

Fonterra ist eine Bauernkooperative mit 17.300 Mitarbeitern. Sie produziert 16 Milliarden Liter Milch im Jahr. Der Umsatz liegt bei 19,8 Milliarden neuseeländischen Dollar (etwa 11,6 Milliarden Euro). Es ist der zweite bekannte Vorfall in diesem Jahr. Im Januar hatte Fonterra erklärt, in einigen Produkten sei die potentiell giftige Chemikalie Dicyandiamid gefunden worden.

dab/dpa/Reuters