Ungewöhnliche Flugscheiben-Projekte haben bereits vor Jahrzehnten für Aufsehen gesorgt. Der Ingenieur Professor Subrata Roy hat nun ein neues Konzept entwickelt, das zu einem völlig neuen Typ von Flugkörper führen soll.

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Im Sommer 1947 ereignete sich auf abgelegenem Ranchland bei Roswell im amerikanischen Bundesstaat Neu Mexiko etwas Unheimliches. In der Gewitternacht des 2. Juli jenes Jahres stürzte ein nicht identifiziertes Flugobjekt nahe dem Anwesen des Ranchers Jesse Marcel ab, wurde vom Militär unter höchster Geheimhaltung geborgen und zunächst nach Fort Worth in Dallas verbracht. Ein erster Zeitungsbericht bezog sich auf offizielle Informationen des "Roswell Army Air Field" (RAAF), dem Militär sei endlich gelungen, eine jener mysteriösen Flugscheiben zu bergen, doch schon am nächsten Tag kam das Dementi. Demnach war auf dem Gelände nichts weiter als ein Wetterballon abgestürzt. Zahlreiche Zeugen berichteten jedoch Details, die nicht in dieses schlichte Bild passten. Und bis heute wurde der berühmte Zwischenfall von Roswell nicht wirklich aufgeklärt. Interessant aber, dass das Militär bald nach jenen Ereignissen mit seltsamen Experimenten begann, die sich allesamt um Flugscheiben drehten. Ohnehin war die Zeit der Fliegenden Untertassen angebrochen und ganze Sichtungswellen fluteten über die Vereinigten Staaten hinweg. Skeptiker sehen hier einen klaren, einfachen Zusammenhang. Was die Menschen am Himmel beobachteten, waren geheime Militärprojekte. Andere sprachen von Wetterballonen oder astronomischen Erscheinungen.

Viele Sichtungen waren erklärbar, doch eben nicht alle. Trotzdem kann ein gewisser Prozentsatz tatsächlich auf Tests ungewöhnlicher Militärflugkörper zurückgeführt werden, wie sie beispielsweise auf der Edwards-Luftwaffenbasis in Kalifornien auf der Tagesordnung standen. Auch die Kanadier waren mit exotischen Fluggeräten beschäftigt. So erklärte das kanadische Verteidigungsministerium im Februar 1953, die Firma AVRO mit Sitz in Toronto sei mit der Entwicklung des senkrecht startenden Modells einer Fliegenden Untertasse befasst, die eine Geschwindigkeit von 2400 Stundenkilometern erreichen würde. Das AVRO-Car war im Grunde ein konventionell angetriebenes Luftkissen-Flugobjekt, dem letztlich allerdings kein größerer Erfolg beschieden war. Ungewöhnlich blieb vor allem der Ansatz, ein untertassenförmiges Flugobjekt zu entwickeln. Es gibt zahlreiche andere Konzepte, teils aus früheren Jahren, die auf das »UFO-Konzept« zurückgreifen; etliche wesentliche Entwicklungen stammen von deutschen Ingenieuren, doch auch im Ausland werkelte man teils fieberhaft an Flugscheiben. Das Thema füllt ganze Bücher und kann hier unmöglich weiter ausgeführt werden.

Abgesehen von geheimen Weiterentwicklungen erweisen sich Flugscheibenprojekte auch in der zivilen Forschung noch längst nicht als
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ausgestorben. So arbeitet der amerikanische Forscher Subrata Roy, Professor für Ingenieurswissenschaften an der Universität Florida, gegenwärtig an einer speziellen Flugscheiben-Version: einer kreisförmigen, sich drehenden Maschine, die er als WEAV bezeichnet - oder ausgeschrieben als Wingless Electromagnetic Air Vehicle. Auf gut Deutsch klingt das fast ein wenig antiquiert:Flügelloses Elektromagnetisches Luftfahrzeug. Jules Vernes lässt grüßen! Doch hinter diesem Konzept verbirgt sich ein modernes Plasma-Flugzeug, das auf einem faszinierenden Prinzip basiert. Elektroden an der Oberfläche des Flugkörpers ionisieren die umgebende Luft. Wird durch dieses Plasma ein elektrischer Strom gejagt, entsteht eine nicht zu unterschätzende Kraft, welche die Flugscheibe nicht nur in Bewegung versetzt, sondern sie auch innerhalb stärkerer Luftströmungen stabilisiert. Professor Roy nutzt seine Erfahrung aus militärischer Plasma-Forschung, die er für die US-Luftwaffe betrieb. Die Herabsetzung des Luftwiderstands durch Ionisierung an den Flügelkanten ist ein bereits länger bekanntes Prinzip, das Roy zu kultuvieren sucht. Schon Mitte der 1990er-Jahre stellten die Wissenschaftler Leik Myrabo und Yuri Raizer das Konzept der Air Spikesvor, das Reibungswiderstände und Erhitzung bei sehr schnellem Überschallflug reduziert. Das WEAV von Professor Roy befindet sich zur Zeit in der Entwicklungs- und Testphase, wobei lediglich ein kleines Modell zum Einsatz kommt. Bis größere Systeme gebaut werden können, muss er noch etliche Probleme meistern. Nicht zuletzt eine funktionierende Funkverbindung durch eine Blase ionisierter Materie muss erst sichergestellt sein, um das Fluggerät auch vernünftig und praxisgerecht einsetzen zu können. Professor Roy zeigt sich allerdings zuversichtlich: »Wenn das Projekt Erfolg hat, dann werden wir ein Flugzeug, eine Untertasse und einen Helikopter in einem einzigen System vereint haben.« Diese Plasma-Scheibe könnte auch in den dichteren Atmosphären anderer Welten eingesetzt werden, wie auf Saturnmond Titan, um dort diverse Forschungsprogramme durchzuführen.

Sollte das Militär nicht rechtzeitig seine Hand auf diese Technologie legen, dann hat sie sich entweder als ineffektiv erwiesen oder aber - »man« hat längst etwas weitaus Besseres in den Geheimarsenalen.