Während bislang allgemein den Wikingern die Erstbeseglung und -besiedlung des Nordatlantiks bis hin nach Neufundland zugeschrieben wurde, belegen neue Funde auf den Färöer-Inseln nun, dass die Inselgruppe schon bis zu 500 Jahre zuvor von Europäern besiedelt wurde. Wer diese Seefahrer jedoch genau waren ist weiterhin unbekannt. Der Fund stellt nicht nur die Historie der Seefahrt und Kolonisation des Nordatlatikraumes in Frage sondern hat auch Auswirkungen für unsere Vorstellungen der Kolonisation ähnlicher Inselgruppen weltweit.
Färöer-Inseln
© Wikimedia Commons, CC-by-SA 3.0Karte Färöer-Inseln.
Durham (England) - Bei den Funden handelt es sich um vom Wind verwehte Sandablagerungen und darin beinhaltete Anteile von Torfasche aus menschlicher Aktivität, die in der Ausgrabungsstätte Sondum auf der Insel Sandoy freigelegt wurde und in der die Forscher Gerstenkörner fanden. Gerste ist war jedoch auf den Färöer zur damaligen Zeit nicht heimisch. Das Getreide musste also von irgendjemandem auf die Inseln gebracht und hier vielleicht sogar auch angebaut worden sein. Die datierbaren Körner waren vermutlich zufällig mitverbrannt worden und dann gemeinsam mit der Torfasche auf die Sandflächen zwischen dem 4. und 6. - und 6. und 8. Jahrhundert aufgetragen worden. Hierbei handelte es sich um eine verbreitete zeitgenössische Methode der Eindämmung von Winderosion.

Wie die Forscher um den Archäologen Dr. Mike Church von der Durham University aktuell im Fachjournal Quaternary Science Reviews berichten, wurden die Färöer-Inseln - da auf halbem Weg zwischen den Küsten Norwegens und Schottlands und Island gelegen (s.Abb.) - von den Wikingern im 11. Jahrhundert als Sprungbrett zu den Küsten Nordamerikas genutzt.

"Jetzt aber", so kommentiert Church seine Entdeckung, "gibt es begründete archäologische Beweise für eine Kolonisation der Färöer durch Menschen schon 300 bis 500 Jahre vor der umfangreichen Besiedlung der Inseln durch die Wikinger im 9. Jahrhundert. Allerdings wissen wir bislang noch nicht, wer diese Menschen waren und woher sie kamen."

Die Archäologen vermuten, dass ein Großteil möglicher archäologischer Beweise für diese frühe Kolonisation schon durch die Wikinger zerstört wurde. Zumindest würde dies das Fehlen der sonst gewöhnlichen archäologischen Funde für Siedlungen erklären. "Zugleich wirft dieser Umstand auch Fragen über die Geschichte der menschlichen Besiedlung anderer Inselsysteme auf, auf denen ebenfalls ehemals vorhandene archäologisch auswertbare Beweise von späteren Siedlern zerstört worden sein könnten.

"Auch wenn wir noch nicht wissen, wer diese Menschen waren, die sich hier einst niedergelassen hatten und auch nicht woher sie kamen, so zeigt der Fund doch, dass sie Torfasche herstellten, in dem sie Torf zuvor stachen, diesen trockneten und verbrannten. Alles das deutet daraufhin, dass sie sich hier für längere Zeit aufhielten und nicht nur einmal kurz an Land gegangen waren", erläutert der Mitautor der Studie Símun V Arge vom Nationalmuseum der Färöer-Inseln.

Jetzt müsse man diese Daten erst einmal "verdauen", die eine derart frühe Besiedlung der Inseln belegen, so die Forscher. Auch müsse man sie in Beziehung zu anderen Quellen setzen und fragen, ob ähnliche Szenarios auch auf anderen Inselgruppen weltweit möglich vorstellbar sind. Dies, so die Hoffnung der Archäologen, könnte zu einer ganzen Reihe neuer archäologischer Funde führen.

Quelle: dur.ac.uk, sciencedirect.com