Die Sagen und Legenden rund um ein Ungeheuer im schottischen Loch Ness reichen zurück bis ins 6. Jahrhundert, als der Heilige Columban von Iona einen Pikten vor dem Angriff des Seeungeheuers gerettet haben soll. Während auch in modernen Zeiten Unzählige das Ungeheuer gesehen haben wollen, prägen heute jedoch vornehmlich angebliche Fotoaufnahmen die Vorstellungen von "Nessie". Anhand der Analyse einer Aufnahme aus dem Jahr 1982, die seither von Skeptikern immer wieder gerne als Verwechselung mit einem vergleichsweise kleinen Wasservogel bezeichnet wird, zeigt sich ein britischer Nessie-Forscher nun erneut von der Existenz eines großen, bislang unbekannten Lebewesens im Loch Ness überzeugt.

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© Calgary Sunday SunBlick auf den Loch Ness, Aufnahme von 1982 mit interessantem Detail.
Urquart Bay (Schottland) - Das besagte Foto (s. Abb. o.) wurde im Oktober 1982 erstmals in einem Newsletter des Nessie-Forschers Rip Hepple (Nr. 54) erwähnt, ohne dass jedoch weitere Details bekannt wurden. Seither wurde das Foto in zahlreichen Büchern und unzählige Male im Internet verbreitet, während Skeptiker in dem Bild kein Seeungeheuer sondern lediglich einen Wasservogel zu erkennen glauben und das Bild wenn schon nicht als Schwindel dann aber als Fehlinterpretation bezeichnen.

Der Nessie-Forscher "Glasgow Boy" hat sich in seinem umfangreichen Blog über das "Loch Ness Monster" (www.lochnessmystery.blogspot.com) dem Foto erneut angenommen und die Größenverhältnisse des diskutierten "Objekts" anhand ähnlicher Aufnahmen rekonstruiert und dessen Form mit Anatomie von Wasservögeln.

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© www.lochnessmystery.blogspot.comDetailvergrößerung von "Nessie".
Wie "Glasgow Boy" erläutert, wird vermutet, dass das Foto im August 1982 entstand. Sicher sei dies jedoch nicht. "Aufgenommen wurde es aber mit Sicherheit von der Nordseite von Urquart Bay, offenbar von oder in der Nähe des Temple Piers" am Loch Ness.

"Wenn wir eine Vergrößerung des Fotos nun jedoch über vergleichbare Aufnahmen der in Frage kommenden Wasservögel legen, so stoßen wir unweigerlich auf einige Probleme angesichts der Erklärung des Objekts als Fehldeutung eines gewöhnliches Wasservogels", so der Autor der Analyse.

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© www.lochnessmystery.blogspot.comFotovergleich mit einem Langhalskormoran.
Tatsächlich zeigt eine Überblendung mit dem charakteristischen Erscheinungsbild eines Langhalskormorans (s. Abb.), dass der Kopf dieser Vögel im Vergleich zu jenem Teil des Objekts, der hier den Kopf darstellen würde, proportional "mindestens um den Faktor zwei" zu groß ist. "Ob einem Kormoran zudem eine derart sinusförmige Halswindung möglich ist, wie sie auf dem Bruce-Foto zu sehen ist, müsste ebenfalls noch anatomisch geklärt werden."

Auch fliegende Möwen wurden von Kritikern der Aufnahme als Nessie-Beweisfoto bereits vorgeschlagen. Tatsächlich lassen sich zunächst zahlreiche Aufnahmen von Möwen in ähnlicher Körperhaltung finden. Doch auch hier offenbart der visuelle Vergleich durch "Glasgow Boy" deutliche proportionale und anatomische Unterschiede, wie sie der Autor auch anhand anderer Aufnahmen von Möwen herausarbeitet.
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© www.lochnessmystery.blogspot.comVergleich des Bruce-Objekts mit Möwen im Flug.
"Die auffallendste Abnormität der angeblichen 'Bruce-Möwe' ist die Position der Mittelflügelbeuge, die viel zu hoch ansetzt und bei einer Möwe deutlich tiefer und in der Mitte des Flügel sitzen würde. (...) Für mich legt dieser Vergleich nahe, dass es sich hier ganz sicher nicht um eine Möwe handelt." Auch der sinusförmige Verlauf des "Objekts" auf der Bruce-Aufnahme widerspreche dem Erscheinungsbild von Möwenflügeln. "Wenn ein Vogel sich im Flug befindet, so windet sich der untere Teil des Flügels nicht in mit dem Bruce-Foto vergleichbarer Weise nach hinten. Zudem sind die Flügel schmäler." Auch die Gesamtlänge des angeblichen Flügels der Bruce-Aufnahme ist im Vergleich zum Körper proportional viel länger als bei jedem mir bekannten Vogel." Selbst wenn es sich um eine deformierten Vogel handele, so der Autor weiter, hätten derartige Deformationen sicherlich Konsequenzen für die Flugfähigkeit dieses Tieres. "Es gibt einfach zu viele Unstimmigkeiten mit der Anatomie der in Frage kommenden Wasservögel, sodass die Beweislast für die Behauptung, hier sei ein Vogel zu sehen, bei den Vertretern dieser Erklärungstheorie liegt."

Um die Größe des Objekts auf dem Bruce-Foto zu bestimmen, begab sch der Autor auf die Suche nach einer nahezu identischen Aufnahme und wurde in Form eines Fotos fündig, das 1979 von besagtem Temple Pier aus aufgenommen wurde und das "Glasgow Boy" als Referenz im Weiteren nutzt.
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© www.lochnessmystery.blogspot.comGrößenvergleich anhand eines ähnlichen Fotos von 1979.
Wie eine Überblendung der beiden Aufnahmen zeigt, würden Hals und Kopf eines Wasservogels auf der Bruce-Aufnahme mehr als 1,5 Meter über die Wasseroberfläche hinausragen und damit die auf der Aufnahme von 1979 deutlich zu erkennenden Schwäne deutlich überragen. "Dies ist ein weiterer Grund, weswegen ich nicht glaube, dass es sich um einen Wasservogel handelt. Einfach und alleine, weil es am Loch Ness keine Vögel gibt, deren Hals 1,5 Meter lang ist."
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© www.lochnessmystery.blogspot.comBojen als Größenreferenz.
Als Bestätigung für die Richtigkeit der proportionalen Überblendung der beiden Fotos verweist der Autor auf die ebenfalls auf beiden Aufnahmen erkennbaren und größenmäßig übereinstimmenden Bojen.

Auch wenn die Qualität der zur Verfügung stehenden Version der Aufnahme (das Original gilt leider bis heute als verschollen) zu wünschen übrig lässt, glaubt der Autor auf dieser ein weiteres Detail erkennen zu können, dass dafür spricht, dass das sich Objekt auf dem Bruce-Foto während der Aufnahme tatsächlich teilweise "im" Wasser befand.
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"Ein derart kurzfristig aus dem Wasser auftauchendes Objekt würde erwartungsgemäß auch Wellen an der Wasseroberfläche erzeugen. (...) Tatsächlich zeigt das Foto bei genauer Betrachtung eine charakteristische Ellipsenform um das Objekt herum, die genau einen solchen Wellenkreis darstellen könnte. (...) Sollte es sich hierbei tatsächlich um eine solche Welle handeln, so legt die Aufnahme nahe, dass das Foto in einem Winkel von etwa 10 Grad auf die Wasseroberfläche blickt und sich die Kamera etwa drei bis vier Meter oberhalb des Wasserspiegels befand, und wäre dann von dem 'Objekt' etwa 17 bis 22 Meter entfernt." Aus diesen noch genauer zu verifizierenden Daten, so schlägt der Autor der Analyse weiter vor, könnte auf der Grundlage von Versuchen im Loch Ness selbst dann auch auf die Gesamtmasse und Kraft geschlossen werden, die notwendig ist, um eine solche Welle zu verursachen.

Seine Analyse des Bruce-Foto schließt Glasgow Boy mit folgender Schlussfolgerung: "Ja, ich halte die Bruce-Aufnahme für ein echtes Foto von Nessie und die Erklärung (des Objekts) als Wasservogel für inadäquat. Zwar wurde diese Erklärung sicherlich in guter Absicht veröffentlicht, doch befürchte ich, dass sie selbst nicht einer kritischen Analyse unterzogen wurde. (...) Die auf dem Bild selbst zu sehenden Eigenschaften deuten meiner Meinung nach eindeutig weg von der Erklärung des Objekts als Vogel stattdessen aber auf etwas sehr viel Größeres und bislang Unidentifizierbares. Im Loch Ness gibt es aber nur eine Sache die groß und (bislang) unidentifiziert ist ...und wir wissen alle 'was' das ist."

Quelle: lochnessmystery.blogspot.com