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Bei einigen Patienten mit Typ 1 Diabetes stellt der Körper noch sehr geringe Mengen eigenes Insulin her. Das könnte Ansatzpunkte für neue Therapien liefern

Bei Typ-1-Diabetes denken viele: Die Zellen des eigenen Immunsystems zerstören nach und nach alle Beta-Zellen in der Bauchspeicheldrüse, bis Betroffene schließlich kein eigenes Insulin mehr herstellen. Neue, präzise Messmethoden zeigen allerdings, dass das nicht ganz richtig ist. Denn viele Typ-1-Diabetiker verfügen auch nach Jahren noch über - sehr geringe Mengen - an eigenem Insulin. Britische Diabetesforscher an der Exeter Medical School stellten entsprechende Studienergebnisse in der Zeitschrift Diabetologia vor.

Die Mediziner suchten bei 74 Menschen mit Diabetes Typ 1 nach Spuren von C-Peptiden in Blut und Urin. Dabei verwendeten sie ein hochsensibles Messverfahren, das selbst geringe Menge der Eiweißverbindung noch aufzufinden vermag. C-Peptid ist ein Nebenprodukt, das bei der Produktion von Insulin in der Bauchspeicheldrüse entsteht. Der Nachweis von C-Peptid ist deshalb ein indirekter Beleg, dass der Körper noch eigenes Insulin herstellt.

C-Peptid auch nach Jahrzehnten mit Diabetes Typ 1 nachweisbar

Bei fast drei Viertel der Untersuchten fanden die Forscher noch geringe Konzentrationen von C-Peptid. Die Betroffenen verfügen also vermutlich noch über aktive Beta-Zellen, die Insulin ins Blut abgeben. Und das, obwohl es sich bei ihnen ausnahmslos um langjährige Typ-1-Diabetiker handelte, bei denen die Krankheit seit mindestens fünf Jahren bekannt war.

Eine früheren Studie, die im März 2012 in der Zeitschrift Diabetes Care erschien, hatte ebenfalls solche Spuren von C-Peptiden bei Typ-1-Diabetikern gefunden. Die Forscher am Massachusetts General Hospital in Boston / USA hatten damals festgestellt, dass die C-Peptid-Konzentration im Verlauf der Erkrankung allmählich nachließ. Dennoch fanden sie den Stoff noch bei jedem zehnten Patienten mit 31- bis 40-jähriger Diabeteserkrankung.

Reagieren die Beta-Zellen auf Mahlzeiten?

Die britischen Mediziner um Hauptautor Dr. Richard Oram maßen nun außerdem, ob Mahlzeiten die Werte beeinflussten. Tatsächlich stiegen die Konzentrationen bei den meisten Versuchspersonen, die noch über C-Peptid verfügten, nach dem Essen an. Ein Anzeichen dafür, dass die Bauchspeicheldrüse bei ihnen ähnlich wie bei Gesunden als Folge der Nahrungsaufnahme Insulin ausschüttete, auch wenn es nur sehr wenig war.

Warum manche Typ-1-Diabetiker noch geringe Mengen eigenes Insulin herstellen, andere dagegen nicht, ist noch unklar. Weitere Studien sollen nun darüber Aufschluss geben - und so möglicherweise Ansatzpunkte für neue Therapien bei Diabetes Typ 1 liefern: "Wenn wir die Unterschiede erforschen zwischen denen, die noch Insulin bilden und denen, die keines mehr produzieren, könnten wir dazu beitragen herauszufinden, wie sich Beta-Zellen bei Diabetes Typ 1 erhalten oder wieder herstellen lassen", erklärt Oram.

Quellen: Diabetologia, University of Exeter