Mit Strahlen-Waffen gegen Autos: Die EU arbeitet an einem neuartigen Waffensystem, mit denen man Fahrzeuge stoppen kann, deren Fahrer nicht "kooperationswillig" sind. Elektromagnetische Impulse im Mikrowellenbereich sollen die Autoelektronik ausschalten.

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Werden störrische Autofahrer auf EU-Straßen demnächst mit Mikrowellen-Waffen gegrilt? An einem entsprechende Projekt arbeitet jedenfalls die Europäische Union und steckt Millionen in die Entwicklung. Das Projekt ist nichts anderes als die elektronische Kampfführung auf Europas Straßen - wie man es bisher eigentlich nur vom Militär kennt.

Und so funktioniert die neue Strahlenwaffe: Starke elektromagnetische Impulse im Gigahertz-Bereich (sog. "Mikrowellen") sollen die Elektronik von Kraftfahrzeugen blockieren oder gar zerstören und die Fahrzeuge dadurch zum Anhalten zwingen. Angeblich soll das für die Insassen völlig harmlos sein. Nur das Fahrzeug nimmt Schaden.

Das Projekt trägt die Bezeichnung "SAVELEC" ("Safe control of non cooperative vehicles through electromagnetic means"). In der Projektbeschreibung heißt es:
"Im Forschungsvorhaben SAVELEC soll untersucht werden, wie nicht kooperative Fahrzeuge extern und sicher kontrolliert angehalten werden können ohne nachteilige Wirkungen auf Personen im Fahrzeug und seiner Umgebung. Es soll die Anwendbarkeit elektromagnetischer Pulse (EMP) und Hochleistungs-Mikrowellen (HPM) zur Unterbrechung elektronischer und elektrischer Fahrzeugfunktionen untersucht werden. Auch Wirkungen der gewählten Signale auf den Menschen sollen vor dem Hintergrund europäischer Gesetze evaluiert werden, um eine sichere Anwendung dieser Technologie für die Anwender, Fahrzeuginsassen und Personen in der Nähe vorzubereiten. Dies umfasst auch potenzielle Wirkungen auf explosionsgefährdete Fahrzeugbestandteile (z.B. Benzin) (...) Vervollständigt wird dieses Projekt durch Analysen der rechtlichen Rahmenbedingungen für den Einsatz durch Europäische Sicherheitskräfte mit besonderem Augenmerk auf die Absicherung eines kontrollierbaren Einsatzes entsprechender Geräte."
"Savelec" wurde im Januar 2012 ins Leben gerufen und soll Ende April 2015 beendet sein. Unter Federführung der Polytechnischen Universität Valencia arbeiten u.a. der Raketenhersteller MBDA, die griechische "Hellenic Aerospace Industrie" und die slowakische "Armed Forces Academy" an dem Projekt mit. Von deutscher Seite sind u.a. das "Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt" (DLR) und das Landeskriminalamt Sachsen-Anhalt beteiligt.

Bisher haben die Forschungen schon Millionen verschlungen und werden von der EU-Kommission kräftig gefördert. Angeblich betragen die Kosten für das "Savelec"-Projekt 4,2 Millionen Euro, von denen 3,3 Millionen bisher durch die EU-Kommission übernommen werden.

Die neue Waffe soll angeblich 2015 auch auf deutschen Straßen erprobt werden. Entsprechendes Interesse bekundete jedenfalls schon das Landeskriminalamt Sachsen-Anhalt. Auch in Frankreich und Spanien soll der neuartige Auto-Stopper eingesetzt werden.

Kritik kommt bisher nur von den Linken

„Die EU-Kommission fördert Forschungen zum Einsatz von elektromagnetischen Impulsen zum Anhalten von Fahrzeugen. Ich halte das für extrem bedenklich. Ich rate den beteiligten deutschen Universitäten und Firmen, dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt und auch dem Landeskriminalamt Sachsen-Anhalt, sich unverzüglich aus dem Projekt zu verabschieden“ kritisiert der Bundestagsabgeordnete Andrej Hunko (Die Linke) Meldungen über das EU-Projekt SAVELEC.

Keine Gefahr für Leib und Leben der Insassen?

Hunko: "Es verschlägt mir die Sprache, dass ein Landeskriminalamt von Produkten profitieren will, die zusammen mit einem führenden Hersteller tödlicher Raketen entwickelt wurden. Der zivil-militärische Charakter von SAVELEC wird auch an der Beteiligung der spanischen und französischen Gendarmerie deutlich: Es handelt sich um Polizeieinheiten, die teilweise dem Militär unterstellt sind.

Die Technik kann keinesfalls als ‚nicht-tödliche Waffe‘ bezeichnet werden. Wenn Fahrerinnen und Fahrer der attackierten Fahrzeuge einen Herzschrittmacher tragen, dürfte das ihren sicheren Tod bedeuten. Zudem ist keinesfalls geklärt, inwiefern die gebündelte Strahlung gesundheitsgefährdend ist."

Demnächst Bestrahlung auch aus der Luft durch Drohnen

Unter dem Akronym AEROCEPTOR fördert die EU ein ähnlich fragwürdiges Vorhaben zur erstmaligen Ausrüstung polizeilicher Drohnen mit Wirkmitteln, um ‚nicht kooperative‘ Fahrzeuge zu stoppen. Denkbar seien laut der EU-Kommission neben Netzen und einem ‚Spezial-Schaumstoff‘ auch Anlagen zur elektromagnetischen Störung der Motorelektronik, wie sie auch bei SAVELEC zum Zuge kommen.

Andrej Hunko: "Ich fordere die Kommission auf, die Forschungen in den Programmen AEROCEPTOR und SAVELEC einzustellen. Es handelt sich dabei um eine unzulässige Finanzierung der Rüstungsindustrie aus Töpfen der zivilen Forschung“.