An der gesamten Westküste der Vereinigten Staaten werden Millionen toter Seesterne angeschwemmt. Sie sterben an einer rätselhaften Krankheit, die Experten als »Starfish Wasting Disease« bezeichnen. Der Körper der Tiere schrumpft, er verwandelt sich in eine schleimige Masse. Berichten zufolge ist dieses Massensterben, das von Nordalaska bis Südkalifornien beobachtet wird, das größte bisher je erlebte.
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Das Rätsel, das dieses unerklärliche Sterben umgibt, war Thema einer kürzlichen Sendung des Programms NBC Nightly News aus Monterey Bay in Kalifornien, dem Sitz des weltberühmten Monterey-Bay-Aquariums. Zwei Seesternarten, die bisher in der Bucht nahe der Stadt lebten, sind völlig verschwunden. Wissenschaftler und Experten in Meeresbiologie untersuchen die Lage jetzt genauer.

»Es kam so schnell, dass einige Arten einfach weg sind«, sagt der Meeresbiologe Pete Raimondi von der Abteilung für Ökologe und Evolutionsbiologie der University of California, Santa Cruz (UCSC). Raimondi und seine Mitarbeiter sind derzeit damit beschäftigt, Proben von Seesternen aus der gesamten Region einzusammeln und zu untersuchen, um Muster zu erkennen, die das Rätsel lösten könnten. »Unsere Gruppe versucht, Zeitpunkt und Ort des Beginns der Erkrankung an der gesamten Küste zu ermitteln, damit wir den Ursachen näher kommen.«

Forscher zieren sich, die Katastrophe von Fukushima als wahrscheinliche Ursache des Seesternsterbens zu benennen

Berichten zufolge hat es in der Region schon in den 1980er und 1990er Jahren Fälle von Seesternsterben gegeben, doch das heutige, das sich über Tausende von Kilometern entlang der Pazifikküste erstreckt, ist mit Abstand das schlimmste. Denn es ist nur nicht eine Seesternart betroffen, wie bei früheren Fällen, sondern dieses Mal sterben alle Arten.

»Was immer es ist, das da im Wasser sein muss, es betrifft auch unsere Tiere«, sagte Dr. Michael Murray vom Monterey-Bay-Aquarium vor Reportern, denen er erklärte, dass auch einige der Seesterne im Aquarium der Krankheit zum Opfer fallen.

Zurzeit untersuchen Experten Faktoren wie wärmeres Wasser, niedrigeren Sauerstoffgehalt und eine Säuerung des Ozeans als mögliche Ursachen der seltsamen Krankheit; alle kämen als Auslöser infrage. Doch der dickste Elefant im Zimmer, die Atomkatastrophe von Fukushima Daiichi, wird von den Wissenschaftlern, die die Lage untersuchen, kaum erwähnt.

»Ich habe bisher vielleicht 100 E-Mails erhalten, in denen es heißt: ›Was ist mit Fukushima, wegen der Strahlung?‹ ... Wir haben es bisher nicht ausgeschlossen, aber wir schließen es auch nicht ein«, meinte Raimondi in politisch korrekter Mehrdeutigkeit.

Experten zufolge könnte der Verlust des Seesterns das empfindliche Ökosystem des Meeres zerstören

Was auch immer die wahre Ursache ist, es lässt sich nicht leugnen, dass die Seesternkrankheit das empfindliche Ökosystem der Weltmeere zerstören könnte. Laut der Zeitung The Sydney Morning Herald sind inzwischen auch im Pazifik und im Atlantik Seesterne von der seltsamen Krankheit befallen, ein Hinweis auf einen massiven weltweiten Ausbruch.

»Solche Ereignisse sind Hinweise auf Veränderung«, erklärte Drew Harvell, Professorin für Ökologie und Evolutionsbiologie an der Cornell University. »Wenn so etwas passiert, dann wird es wohl jeder als extremes Ereignis betrachten, es ist sehr wichtig, herauszufinden, was hier vor sich geht.«

Aktuelle Informationen über die Lage der Seesterne finden Sie (in englischer Sprache) auf der Seite der UCSC unter »Pacific Rocky Intertidal Monitoring: Trends and Synthesis«.