Nachdem der Neuropsychologe Dr. Rhawn Joseph vor einem kalifornischen Gericht Klage gegen die NASA aufgrund unterlassener Untersuchung potentiell außerirdischen Lebens auf dem Mars eingereicht hat, hat sich die US-Raumfahrtbehörde nun erstmals in der Sache geäußert.

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© NASA/JPLStein des Anstoßes: Auf den Opportunity-Aufnahmen vom 3528. Missionstag ist der Stein noch nicht zu sehen (l.). 12 Tage später (3540, r.) an gleicher Stelle, stellt er NASA-Forscher wie Laien vor ein Rätsel.
Washington (USA) - Grund für die Klage war ein plötzlich und wie aus dem Nichts auf Aufnahmen des Mars-Rovers Opportunity aufgetauchter und zudem sonderbar geformter Stein, der auf vorigen Aufnahmen von gleicher Stelle noch nicht zu sehen war.

Während die NASA nach ersten Untersuchungen zwar bestätigt hatte, dass es sich um einen höchst sonderbaren - aber dennoch eben "nur" um einen Stein handele, hatte Joseph die Raumfahrtbehörde wegen unterlassener Erforschung potentiell außerirdischen Lebens verklagt. Joseph vermutet, dass es sich nicht um einen "toten" Stein sondern um einen lebenden Organismus handele, der an Ort und Stelle sozusagen vor den Kameraaugen des Rovers gewachsen sei - und fordert nun von der NASA eine ausführliche öffentliche Dokumentation des Steins in Form von 100 hochauflösenden Aufnahmen aus verschiedenen Blickwinkeln und 24 Mikroskopaufnahmen.

Da es sich um ein laufenden juristisches Verfahren handele, sei man in dem, was man in der Sache derzeit öffentlich sagen könne, eingeschränkt, so der NASA-Sprecher Bob Jacobs in einer Erklärung gegenüber dem Magazin Popular Science. Allerdings "habe man die bisherigen Untersuchungen des als 'Pinnacle Island' bezeichneten Stein bereits durch die Veröffentlichung der Aufnahmen (und der ersten Statements) veröffentlicht." Wie bereits auf der NASA-Pressekonferenz am 22. Januar (s. folgendes Video) erläutert, werde der Stein derzeit genauer untersucht, um mehr über seine chemische Zusammensetzung zu erfahren. "Die NASA wird alle neuen Daten zum diesem Stein und weitere Aufnahmen und Informationen veröffentlichen, sobald diese zur Verfügung stehen."


GreWi-Kommentar:
Mit der Erklärung, man untersuche den Stein weiterhin und werde alle neuen Daten auch veröffentlichen, dürfte die NASA Josephs Klage die Grundlage entzogen haben.

Doch auch ohne diese Erklärung hätte die Klage wohl kaum Aussicht auf Erfolg gehabt, da im Falle des angestrebten Urteils die Richter einen Präzedenzfall geschaffen hätten, der sämtliche NASA-Missionen zwar zu einem "demokratischen Spielzeug" gemacht, zugleich aber die Kontrolle der NASA über ihre eigenen Missionen genommen hätte.

Klagen wie jene gegen den Betrieb des Teilchenbeschleunigers (LHC) am CERN - seien die zugrundeliegenden Fragen und Bedenken auch noch so berechtigt(!) - würden die Projekte selbst behindern und das Erreichen der Forschungsziele verhindern.

Dennoch: Die Planer zukünftiger Missionen und Projekte täten tatsächlich gut daran, die Öffentlichkeit und demokratische Prozesse mehr als bislang schon in die Missionsplanung miteinzubeziehen. Der aktuelle Fall von "Pinnacle Island" und die öffentlichen Reaktionen darauf zeigt, dass es ein öffentliches Interesse an demokratischer Interaktion beispielsweise mit den Rovern gibt. Dieses Interesse kann neben den streng wissenschaftlichen Missionszielen zu einem Gewinn für beide Seite genutzt werden - zumal die meisten Missionen hauptsächlich mit Steuergeldern finanziert werden.
Quelle: NASA, popsci.com