avian flu virus
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Forscher identifizieren Todesfall durch A(H10N8) im Dezember - Veränderung im PB2-Gen des Virus könnte Infektion von Säugetieren erleichtern

Peking/London/Wien - Chinesische Wissenschafter haben in der Provinz Jiangxi im Osten Chinas ein für Menschen gefährliches neues Influenza-Virus entdeckt. Genau genommen ist das Virus für die Forscher ein alter Bekannter: Bereits im Jahr 2007 konnte es in einem See nachgewiesen werden. Neu ist nun allerdings, dass der Erreger seinen Weg zu Vögeln und letztlich auch zu Menschen gefunden hat. Vieles deutet darauf hin, dass der mit A(H10N8) bezeichnete Erreger, eben so wie der "Vogelgrippe"-Virus A(H5N1), von Geflügel verbreitet wird - und dass er mutiert ist. Das erste Todesopfer des neuen Virus, eine Frau in Nanchang, hatte zuvor einen Geflügelmarkt besucht. Ein zweiter Fall wurde bereits identifiziert, die Forscher glauben daher, dass A(H10N8) schon zirkulieren dürfte.

Es handelt sich um den fünften neuen Influenzastamm in den vergangenen 17 Jahren, schreiben die Forscher im Fachjournal The Lancet. "Die aktuelle Situation ist so ähnlich wie bei A(H7N9). An sich ist es nicht außergewöhnlich, dass es immer wieder neue Vogelgrippe-Viren gibt. Jetzt wird eben genauer 'hingeschaut'," erklärt Franz X. Heinz, Leiter des Departments für Virologie der MedUni Wien am Dienstag. Die chinesischen Wissenschafter und Behörden seien in dieser Hinsicht sehr aktiv. Heinz: "Man schaut auch deshalb genauer hin, weil es noch vor gar nicht so langer Zeit hieß, Vogel-Influenza-Viren seien für den Menschen nicht gefährlich. Aber dann kam A(H5N1)."

Der erste registrierte Fall einer A(H10N8)-Infektion, so HaYing Chen von der Abteilung für Krankheitskontrolle in Nanchang City: "Eine Frau im Alter von 73 Jahren wurde am 30. November mit Fieber ins Spital aufgenommen. Sie entwickelte ein multiples Organversagen und starb neun Tage nach Beginn der Krankheit." Aus Bronchialsekret wurde schließlich das neue Virus identifiziert. Am 26. Jänner gab es dann in der Jiangxi-Provinz einen zweiten Fall.

Ganz klar deutet die Verbreitung des Virus wieder auf Geflügelmärkte mit Lebendgeflügel als Ursache hin. Die Verstorbene war vier Tage vor der Infektion auf einem solchen Markt gewesen. A(H10N8)-Viren waren von chinesischen Experten bereits im Jahr 2007 in einem Teich der Provin Hunan entdeckt worden. Die aktuelle Variante unterscheidet sich allerdings von jener aus dem Jahr 2007. Eine Veränderung in einem bestimmten Gen könnte dem Virus den Weg zu Säugetieren geebnet haben.

Mutation im PB2-Gen bereitet Sorgen

Die Wissenschafter: "Die genetische Analysen zeigten, dass alle Gene des Virus von Vögeln stammen, sechs interne Gene dabei vom Vogelgrippevirus A(H9N2)." Anteile des Geninventars kam von Wildvögeln, in Hausgeflügel fand dann eine Vermischung mit dort zirkulierenden Viren statt. Eine Mutation im PB2-Gen des Virus sorgt allerdings in China für weitere Überlegungen. Yuelong Shu vom chinesischen Zentrum für Krankheitskontrolle in Peking: "Das Virus hatte eine Mutation im PB2-Gen. Von diesem Gen glaubt man, dass es zu schwereren Krankheiten und zu einer leichteren Adaption für die Infektion von Säugetieren führen kann. Qi Jin von der Akademie der Medizinwissenschaften in Peking, meint, die Mutation könnte es dem Virus ermöglichen, für Menschen ansteckender zu werden.

Häufiger sind seit vergangenem Jahr Infektionen mit A(H7N9): Seit Anfang des Jahres gab es rund 110 Erkrankungen und rund 25 Todesfälle. Auch dieses Virus grassiert unter Geflügel. Infektionsketten von Mensch zu Mensch wurden bisher nicht beobachtet. Das wäre ein Alarmzeichen.

Für den Chef des Departments für Virologie der MedUni Wien steht allerdings derzeit eher die saisonale Influenza dieses Jahres auf dem Programm: "Die jährliche Influenza steht bei uns vor der Tür. Jetzt kann man sich noch impfen lassen." Das tun in Österreich allerdings nur rund acht Prozent der Menschen.


Kommentar: Hier wieder der typische Verweis aufs Impfen, mit der für Uninformierte suggestiv und verstärkend wirkenden Falsch-Botschaft, dass das Impfen hier Schutz bieten könnte. Abgesehen von den zahlreichen Schäden, die durch Impfungen verursacht werden, handelt es sich immerhin um ein mutierendes Virus. Woher dieser stammt, und ob Forscher mit der Geschwindigkeit der Mutationen überhaupt Schritt halten können, ist eine weitere offene Frage.

(APA/red)

Abstract

The Lancet: Clinical and epidemiological characteristics of a fatal case of avian influenza A H10N8 virus infection: a descriptive study