Die ältesten menschlichen Fußabdrücke außerhalb Afrikas haben britische Forscher an der englischen Ostküste vor Happisburgh in Norfolk gefunden. Es sind zugleich die ältesten archäologischen Beweise für Menschen überhaupt in Nordeuropa.

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© Ashton N, Lewis SG, De Groote I, Duffy SM, Bates M, et al.Nahaufnahme von einigen der Abdrücke nahe Happisburgh.
London (England) - Wie die Forscher um Dr. Simon Lewis von der Londoner Queen Mary's School of Geography und Kollegen des British Museum und des Natural History Museum aktuell im Fachjournal PLoS One berichten, haben wahrscheinlich fünf Menschen - Erwachsene und Kinder - vor rund 800.000 Jahren ihre Fußabdrücke im Schlamm einer urzeitlichen Flussmündung vor dem heutigen Happisburgh in Norfolk hinterlassen.

Im vergangenen Jahr entdeckt, handelt es sich um die frühesten Zeugnisse von Menschen derart weit im Norden Europas. Tatsächlich sind fossile menschliche Fußabdrücke sehr selten. Weitere Beispiele finden sich lediglich in Laertoli in Tanzania, wo vor rund 3,5 Millionen Jahren Frühmenschen ihre Abdrücke hinterließen und die etwa 1,5 Millionen Jahre alten Spuren nahe Koobi Fora in Kenya.

Auch die Entdeckung selbst war ein großer Zufall, berichten die Wissenschaftler, die die Abdrücke während einer geophysiologischen Untersuchung entdeckt hatten. Zwei Wochen später wären die Spuren von den Gezeiten bis zur Unkenntlichkeit erodiert gewesen: "Zunächst waren wir gar nicht sicher, was wir hier sahen", erinnert sich Dr. Nick Ashton vom British Museum. "Dann aber haben wir auch noch den letzten Sand sorgfältig entfernt und das Meerwasser abgetupft und erkannten so, dass die Aushöhlungen die Form von Fußabdrücken aufwiesen. Uns wurde direkt klar, dass wie (sic) diese so schnell wie möglich dokumentieren mussten."
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© Ashton N, Lewis SG, De Groote I, Duffy SM, Bates M, et al.Grafische Dokumentation der Abdruckserie nahe Happisburgh.
Mit Hilfe von Photogrammetrie erstellten die Forscher dann innerhalb von zwei Wochen umfangreiche Foto- und 3D-Aufnahmen der
Oberfläche. Weitere Analysen dieser Daten bestätigten dann die erste Vermutung, dass es sich hierbei tatsächlich um menschliche Fußspuren handelte.
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In einigen Fällen sind Fersen, Fußgewölbe und sogar einige Zehen deutlich zu erkennen (s.Abb.). Während anhand der Abdrücke nicht gesagt werden kann, was die Menschengruppe damals hier tat, sind sich die Forscher jedoch sicher, dass es sich sowohl um Erwachsene als auch um Kinder handelte.
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© qmul.ac.ukKünstlerische Rekonstruktion der üppigen Flusslandschaft nahe dem heutigen Happisburgh vor rund 800.000 Jahren (Illu.). | Copyright/Quelle: qmul.ac.uk
Die Entdeckung ermöglich nun neue Erkenntnisse über die Migrationsbewegungen der prähistorischen Menschen vor hunderttausenden bis einer Million Jahren, als die britischen Inseln noch mit dem europäischen Festland verbunden waren. "Zu dieser Zeit weideten hier Steinzeithirsche, Bisons, Mammuts, Nilpferde und Nashörner in diesem Flusstal nahe Happisburgh", erläutern die Forscher. "Die Landschaft lieferte reichhaltige Ressourcen für frühe menschliche Siedler. Essbare Pflanzenknollen, Seegras und Krebstiere im schlammigen Boden und weidende Herden zur Jagd."

Quelle: qmul.ac.uk