Spuk, Gespenster, Geistererscheinungen: Walter von Locadou kennt sich aus mit dem vermeintlich Übersinnlichen. Der promovierte Physiker und Psychologe untersucht die wissenschaftlichen Hintergründe parapsychologischer Phänomene. Bei einem Vortrag im Matthias-Grünewald-Gymnasium gab er einen Einblick in seine Forschungen. In der Veranstaltungsreihe „Forum MGG“ hinterfragte und erklärte er scheinbar Unerklärliches.
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Walter von Locadou leitet seit 1989 die Parapsychologische Beratungsstelle in Freiburg. Deren Aufgabe ist es, Menschen zu helfen, die durch ungewöhnliche Erfahrungen oder den Umgang mit Psychotechniken, okkulten Glaubenssystemen oder Psychogruppen Probleme bekommen haben. Die vom Land Baden-Württemberg finanziell unterstützte Beratungsstelle versteht sich nach von Locadous Angaben als „Dienstleistungszentrum“. Verunsicherte Menschen sollen in die Lage versetzt werden, ihre Probleme selbst zu lösen. Hierzu gehört auch die gezielte psychotherapeutische Beratung von „Aussteigern“ aus sogenannten Psychosekten. Rund 5000 Anfragen erreichen die Beratungsstelle im Jahr. Menschen erkundigen sich nach Hellsehern, schildern Wahrträume oder erzählen von Erscheinungen und Mitteilungen Verstorbener. Viele Phänomene lassen sich, so von Locadou, recht schnell konventionell erklären. Wie jene Stimmen aus dem Teekessel. In der Nähe war ein starker Radiosender, der den Teekessel zum Schwingen brachte.

Walter von Locadou
© unbekanntWalter von Locadou
Um andere Ereignisse zu ergründen, braucht es länger. „Man muss in vielen Bereichen bewandert sein“, erklärte von Locadou. Die Parapsychologische Beratungsstelle geht deshalb interdisziplinär vor und setzt bei ihren Forschungen Methoden und Erkenntnisse aus unterschiedlichen Fachgebieten ein. Und doch: Manche Phänomene sind trotz ausreichender Informationen nicht konventionell erklärbar. Eine repräsentative Umfrage hat gezeigt, dass fast drei Viertel der deutschen Bevölkerung mindestens einmal in ihrem Leben ein ungewöhnliches Erlebnis hatte, das sich im weitesten Sinne dem Bereich paranormale Erfahrungen zuordnen lässt. In starkem Widerspruch zu dem weit verbreiteten Interesse an solchen Erfahrungen, steht die Möglichkeit, solche Erlebnisse vorurteilsfrei zu kommunizieren. Es gibt - diese Erfahrung hat von Locadou gemacht - ein gesellschaftliches Tabu bei Erlebnissen dieser Art. Von der normalen Psychologie würden sie meist als Einbildung oder Halluzination klassifiziert. „Leute, die so etwas berichten, sind keine Spinner“, betonte von Locadou. Die Beratungsstelle biete deshalb Betroffenen die Möglichkeit, über alle Erfahrungen zu sprechen, ohne „für verrückt gehalten“ oder „lächerlich gemacht“ zu werden. „Für uns ist es selbstverständlich, dass Menschen Erfahrungen machen, die sie manchmal selbst nicht begreifen oder gar erklären können.“ Mit dem Modell der Pragmatischen Information (MPI) versucht die Parapsychologie, solche Phänomene zu verstehen. Die werden nach Locadou durch die „Bedeutung” hervorgerufen, die in einem System beziehungsweise einer Situation entsteht. Sie seien aber nicht „anwendbar”, da durch eine gezielte Anwendung die Nichtlokalität des Systems zerstört werde. Dadurch unterliege der experimentelle Nachweis starken Einschränkungen. „Phänomene dieser Art können daher erlebt, aber praktisch nicht genutzt werden.“ Am Ende seines Vortrags vor rund 100 faszinierten Zuhörern rief er dazu auf, paranormale Erfahrungen nicht länger zu tabuisieren.