Seit Millionen Jahren leben Pflanzen und Tiere auf dem antarktischen Kontinent - diversen Eiszeiten zum Trotz. Vulkanische Wärme scheint ihnen Zufluchtsorte geschaffen zu haben. Darauf deuten die heutigen Lebensräume in der Eislandschaft.
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© Pete Convey Vulkanrauch auf den Südlichen Sandwichinseln im subantarktischen Südatlantik: Außerhalb der Eiszeiten sind die Inseln der Inselkette teilweise eis- und schneefrei.
Vulkane und andere geothermische Stätten könnten vielen Lebewesen geholfen haben, in der Antarktis Eiszeiten zu überstehen. Im Umkreis solcher wärmeren Regionen lebten mehr Arten als in weiter entfernten Gebieten, berichten Forscher in den Proceedings of the National Academy of Sciences.

Wissenschaftler um Ceridwen Fraser von der Australian National University in Canberra durchforsteten eine Datenbank, in der dokumentiert ist, wo in der Antarktis welche Arten von Lebewesen nachgewiesen sind. Insgesamt werteten sie fast 39.000 Nachweise von 1823 Lebewesen südlich des 60. Breitengrades aus.

Das Ergebnis: Für Pflanzen und Pilze fanden sie einen deutlichen Zusammenhang zwischen Artenvielfalt und Entfernung zu einer geothermischen Stätte. An und um solche Stätten herum leben deutlich mehr Arten als in anderen Regionen. Des Weiteren stellten die Wissenschaftler fest, dass die Artenvielfalt mit zunehmender Distanz von einer geothermischen Stätte abnimmt. Dieser Zusammenhang gilt auch für wirbellose Tiere.

Höhlen im Eis

Die aktuelle Untersuchung weise darauf hin, dass viele Arten in Gegenden überlebt haben, die während des letzten Glazialen Maximums vor etwa 21.000 Jahren komplett von Eis bedeckt waren, folgern die Wissenschaftler. Die Antarktis war zu dieser Zeit von einem dicken Eisschild überzogen. Einige landlebende Arten besiedeln den Kontinent offenbar trotzdem seit Millionen von Jahren ununterbrochen, zeigt die Studie.

Geothermische Stätten gibt es in der Antarktis reichlich: Mindestens 16 Vulkane seien seit der letzten Eiszeit aktiv, berichten die Forscher. Vulkane geben für lange Zeit Wärme an die Umgebung ab. Es sei möglich, dass sie während des gesamten Eiszeitalters der letzten zwei Millionen Jahre eisfreie Lebensräume erhielten, indem sie den Boden und Gewässer erwärmten oder Höhlen im Eis schufen. "Die vulkanischen Dämpfe schmelzen große Eishöhlen unter die Gletscher, in denen es Dutzende Grad wärmer sein kann als draußen", so Fraser laut einer Pressemitteilung.

Der Wechsel zwischen Warm- und Kaltzeiten habe die Entwicklung der Artenvielfalt auf der Erde entscheidend mitgeprägt, schreiben die Forscher. Viele Tier- und Pflanzenarten verbreiteten sich in ihren Lebensräumen mit dem Wachsen und Schrumpfen der Gletscher: Sie wichen zurück, wenn die Gletscher wuchsen, und bewegten sich wieder auf diese zu, wenn diese schrumpften. Und einige suchten sich offenbar Schlupflöcher im ewigen Eis.

jme/dpa