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© planetaryresources.comBevor der Abbau von Rohstoffen auf Asteroiden losgehen kann, sollen die Brocken zunächst mithilfe eines Teleskops genau untersucht werden.
Seltene Metalle, Erze, Platin oder Gold sind teilweise in großen Mengen in Asteroiden enthalten. Konzerne wollen sie mit ausgeklügelten Systemen abbauen. Ein kompliziertes Vorhaben.

Im Auftrag eines Großkonzerns rauschte die "Nostromo" durch das All. Sie war ein besonderes Raumschiff: Sie brachte Rohstoffe von fremden Himmelskörpern zur Erde. Bis ein außerirdisches Wesen fast die gesamte Besatzung tötet. Am Ende zerstörte sich Nostromo schließlich selbst.

So war das im Film "Alien". Was Regisseur Ridley Scott 1979 in Szene setzte, soll bald Wirklichkeit werden. Natürlich viel weniger dramatisch. Eher nüchtern stellen sich die Leiter des Unternehmens Planetary Resources den Abbau von Rohstoffen vor. Sie wollen nicht die Erde, sondern den Rest des Universums nach Rohstoffen durchsuchen. Ihr Ziel ist der Bergbau im All. Im Sommer dieses Jahres stellen sie dafür ein Raumvehikel vor, das durch das All fliegende Brocken suchen und erkunden soll. In etwa drei Jahren wollen sie mit dem Abbau von Rohstoffen auf den fliegenden Brocken beginnen.

Im Visier haben sie Asteroiden. Hunderttausende dieser Trümmerbrocken rauschen durch den Weltraum. Je leistungsfähiger die Teleskope werden, desto mehr Asteroiden entdecken die Astronomen - manchmal sind es mehrere in einer Woche. Manche der Brocken haben einen Durchmesser von Hunderten Kilometer, die meisten aber sind zwischen einem und drei Kilometer groß oder sogar noch kleiner.

Sie bestehen meist aus bröckeligem Gestein, zusammengepresstem Eis und Staub. Klumpen aus purem Gold fliegen zwar, soweit bisher bekannt, nicht durchs All. Doch stecken in Asteroiden wertvolle Rohstoffe: Erze, Platin, Gold, seltene Metalle - und Wasser.

Damit will Planetary Resources Geld verdienen. Vorher aber müssen die Techniker des Unternehmens die Asteroiden finden und erkunden, ob sich der Bergbau dort überhaupt lohnt. Sie müssen in ihre Nähe kommen, auf ihnen landen, und erst dann können die Rohstoffe geborgen werden.

Parallelflug von Teleskop und Asteroid

Planetary Resources setzt das erste aus privaten Geldern entwickelte Weltraum-Teleskop ein, um nach Asteroiden Ausschau zu halten. Phase eins des Projektes beginnt dann. Demnächst will das Unternehmen das Vehikel präsentieren, mit dem es die Asteroiden erkunden will. Es ist mit zahlreichen wissenschaftlichen Messinstrumenten ausgestattet. Damit lassen sich Position und Zusammensetzung eines Asteroiden sowie die Zugänglichkeit der Ressourcen sehr genau bestimmen. Das erledigt das Vehikel im Fly-by-Modus: Hat es einen Asteroiden entdeckt, begleitet es ihn beim Flug durchs All. Und zwar so lange, wie es zum Datensammeln braucht.

Mehr als 1500 Asteroiden bewegen sich in einer ähnlichen Umlaufbahn wie die Erde. Sie sind leicht zu erreichen. Die Website von Planetary Resources hat eine poetische Beschreibung für diese Asteroiden gefunden: Sie seien die "tief hängenden Früchte des Sonnensystems". Dazu kommen weitere etwa 9000 immerhin erdnahe Asteroiden.

In einem nächsten Schritt wollen die Forscher mithilfe von Lasertechnologie in den Tiefen des Alls, weit entfernt von der Erde, nach weiteren ressourcenreichen Asteroiden suchen. So soll auch der Wert dieser Brocken, die zum Beispiel zwischen Mars und Jupiter ihre Bahnen ziehen, ermittelt werden.

Abschleppen im All

In der Theorie beginnt dann Phase zwei: Raumvehikel schnappen sich gewinnversprechende Kandidaten und schleppen sie in Richtung Erde. In der Umlaufbahn des Mondes lassen sie sie frei. Wie das funktionieren soll, hat Planetary Resources allerdings noch nicht verraten. Die Pläne dafür hat das Unternehmen zusammen mit der Nasa angeblich schon ausgearbeitet.

"Nur" eine Milliarde Dollar soll es demnach kosten, einen 30 Kilometer dicken Brocken abzuschleppen, heißt es bei Planetary Resources. Dabei dürfte das Vorhaben sehr energieaufwendig sein: Die Asteroiden sind äußerst schnell, man brauchte schon ein immens großes Gegengewicht, um einen durch das All rasenden Gesteinsbrocken von einigen Kilometern Durchmesser einzufangen.

Auch Phase drei der Pläne erscheint gewagt. Denn wer auf einem der Brocken Rohstoffe abbauen will, muss Maschinen auf ihm abstellen. Doch Asteroiden entwickeln wegen ihrer relativ geringen Größe und des geringen Gewichts nur wenig Anziehungskraft. Das erschwert die Landung auf ihnen.

Bergbau unter Extrembedingungen

Dann muss auf dem Asteroiden auch noch gebuddelt, das Gestein herausgeholt, das wertvolle Material vom bloßen Geröll getrennt - und schließlich zur Erde transportiert werden. Selbst wenn das Zielobjekt seine Bahnen um den Mond zieht, ist der Rohstoff nicht gerade zum Greifen nah. Von der Erde bis zur Abbaustelle sind es immer noch mindestens 300.000 Kilometer.

Der Bergbau auf fremden Himmelskörpern ist alles andere als einfach. Selbst nach fünf Jahrzehnten Raumfahrtforschung ist das Vorhaben mit der derzeit verfügbaren Technologie nicht zu schaffen. Es fehlen geeignete Antriebe und Treibstoffe. Auch automatische Bergwerke für den All-Einsatz gibt es noch nicht. Roboter aber sollen auf jeden Fall die Arbeit erledigen, eine bemannte Mission würde nicht nur deutlich mehr technische Probleme aufwerfen, sie wäre auch viel zu teuer.

Die Techniker von Planetary Resources arbeiten nach eigenen Angaben daran, die optische Kommunikation ins All hinein zu verbessern, sie wollen effizientere Mikroantriebe entwickeln und die Zusammenarbeit zwischen den Raumfahrtvehikeln optimieren. Sie setzen auf Innovationen aus der Mikroelektronik, der Medizintechnik und der IT. Wie genau Planetary Resources letztlich den Bergbau betreiben wollen, darüber schweigen die Verantwortlichen. Sie belassen es bei ebenso geheimnisvollen Andeutungen.

Teuer aber lukrativ?

Interessant dürfte noch ein anderer Aspekt sein: die Finanzierung. Bergbau ist schon auf der Erde eine milliardenschwere Unternehmung, im All wären astronomisch hohe Summen fällig. Allein einen geeigneten Kandidaten unter den Asteroiden auszuwählen kostet wohl 100 Millionen Dollar. Hinter Planetary Resources stecken jedoch durchaus finanziell potente - und illustre - Geldgeber.

Manche von ihnen sind auch bekannt dafür, dass sie das technisch scheinbar Unmögliche möglich machen wollen. James Cameron ist dabei, der Regisseur des zweiten "Alien"-Teils, sowie die Google-Gründer Eric Schmidt und Larry Page. Google mischt schon bei zahlreichen Hightech-Projekten mit. Es heißt, der Konzern miete von der Nasa den Hangar One in Kalifornien, um dort die ersten Raumvehikel für Planetary Resources bauen zu lassen.

Die Nasa ist Partner von Planetary Resources, und hier kommt das in den Asteroiden steckende Wasser als wichtiger Rohstoff ins Spiel. Wenn die Technik dafür verfügbar wäre, ließe es sich in Sauer- und Wasserstoff aufspalten und diesen für Raketentreibstoff nutzen.

Nach Angaben des Unternehmens könnten sie aus einem wasserreichen Asteroiden mit nur 500 Meter Durchmesser Wasser im Wert von 50 Milliarden Dollar extrahieren. Mit dem Wasser und den Raumfahrtvehikeln ließe sich ein Brennstoff-Depot einrichten, zum Beispiel in einer Umlaufbahn der Erde. Dort könnten Raumschiffe einen Zwischenstopp einlegen und auftanken.

2,6 Milliarden Dollar für ein einziges Bergwerk

Wenig Konkretes hat Planetary Resources darüber verlauten lassen, wie teuer der Abbau der Erze und Metalle sein könnte. Von 2,6 Milliarden Dollar ist die Rede - für ein einziges Bergwerk im All. Genaue Schätzungen für den resultierenden Ertrag gibt es nicht.

Mit dem Projekt wollen die Initiatoren auch andere Einnahmequellen erschließen. Als Asteroidenexperten könnten sie dabei helfen, Brocken abzulenken, die auf Kollisionskurs mit der Erde sind. Sie könnten Landetrainings für Astronauten anbieten, die für ihren Flug zum Mars üben müssen. Zudem könnten sie längere Aufenthalte auf dem Mond möglich machen, der schließlich auch einige Rohstoffvorkommen zu bieten hat.

Zwar sieht der Weltraumvertrag von 1967 vor, dass Staaten keine Besitzansprüche auf die Rohstoffe des Mondes in Zusammenarbeit mit privaten Firmen erheben dürfen. Für private Unternehmen gilt das aber nicht. Bis diese Woche konnten Unternehmen bei der Weltraumbehörde Konzepte für ein Roboterfahrzeug vorstellen, das Rohstoffe auf dem Mond abbauen könnte.

Auf dem Erdtrabanten gibt es so wertvolle und seltene Metalle wie Gold, Platin, Rhenium und Iridium. Auch Helium-3 gibt es dort viel, anders als auf der Erde. Das Gas ist auch bei besonders tiefen Temperaturen noch gasförmig und daher ganz besonders für die Kernfusion geeignet. Die will bislang zwar nicht so recht gelingen, gilt manchen Experten aber als eine der wichtigsten Energiequellen der Zukunft. Auf dem Mond soll es eine Million Tonnen Helium-3 geben. Fünf bis zehn Tonnen könnten ausreichen, um Deutschland ein Jahr lang mit Energie zu versorgen. Vorausgesetzt, die Kernfusion käme jemals zum Laufen - und die Bergbauroboter lernten endlich fliegen.