Nach dem verheerenden Erdrutsch im US-Bundesstaat Washington haben Rettungskräfte weitere Opfer geborgen. Mindestens 24 Menschen kamen bei der Naturkatastrophe ums Leben - Experten befürchten, dass noch weitere unter der Schlammlawine begraben wurden.
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© AP Photo /The Herald, Genna MartinTrümmerfeld und in Hintergrund ist der Hang zu sehen der abrutschte.
Arlington - Das ganze Ausmaß der Erdrutschkatastrophe im US-Bundesstaat Washington ist noch nicht absehbar. Nach starken Regenfällen war ein Hang ins Rutschen geraten und hatte Dutzende von Häusern unter sich begraben.

Seit Samstag ist die Zahl der Toten auf 24 gestiegen. Am Dienstag bargen Rettungskräfte zwei Opfer und lokalisierten acht weitere, wie die örtliche Feuerwehr mitteilte. 176 Menschen werden noch vermisst. "Leider haben wir keine weiteren Lebenszeichen entdeckt", sagte Feuerwehrchef Travis Hots. Er gebe aber die Hoffnung nicht auf, möglicherweise noch Menschen in Luftblasen im Schlamm zu finden.

Heftige Regenfälle erschwerten die Sucharbeiten. Experten der Bundesbehörde FEMA standen örtlichen Helfern zur Seite. Weil die Rettungskräfte sich nur vorsichtig und mit großer Mühe durch Schlamm, Geröll und Trümmer arbeiten können, dürfte es noch Tage oder gar Wochen dauern, bis die Zahl der Todesopfer in der kleinen Gemeinde Oso klar wird.

Bei dem Erdrutsch rund hundert Kilometer nördlich von Seattle waren am Samstag rund 30 Häuser zerstört worden. Nach schweren Regenfällen war ein riesiger Berghang plötzlich abgebrochen und talwärts gerutscht.

Schlammlawinen kommen besonders in den Bergen- und Küstenregionen im Westen der USA immer wieder vor. Besonders die drei Staaten an der Westküste - Washington, Oregon und Kalifornien - sind häufig betroffen. Jedes Jahr sterben durch Erdrutsche in den USA zwischen 25 und 50 Menschen, die von Geröll oder Trümmern erschlagen oder eingequetscht werden. Allein in den USA verursachen diese Notfälle jährlich rund 3,5 Milliarden Dollar Schaden.

Erst 2006 war es zu einem Erdrutsch in der Region gekommen. Jetzt wird Kritik laut, dass die Behörden Warnungen in den Wind geschlagen hätten. So soll ein Wissenschaftler, der für die Regierung arbeitet, bereits vor 15 Jahren vor einer möglichen Katastrophe gewarnt haben.

Der Geomorphologe Daniel Miller hatte 1999 einen Bericht verfasst, in dem er die Frage aufwarf, warum es Bewohnern der Region erlaubt sei, Häuser am Hügel zu bauen und ob die Verwaltung entsprechende Schutzmaßnahmen getroffen habe.

"Ich wusste, dass das katastrophal enden könnte", sagte Miller. "Ich war keineswegs überrascht." Behördenvertreter aus Snohomish County erklärten, sie hätten keine Kenntnis von der Studie gehabt.

ala/dpa/AFP/AP