pinguin eis
© dpaWegen der Erderwärmung schmelzen die Gletscher – nur eine Folge des Klimawandels.
Es muss mehr Debatten zum Klimawandel geben, fordert der Chef des Weltklimarates im Interview. Aber sie sollten nicht zu emotional werden, sondern auf wissenschaftlichen Fakten beruhen.

Der Chef des Weltklimarates IPCC, Rajendra Pachauri, sieht eine zunehmende Akzeptanz der Klimaforschung. Im Interview verweist der Inder zudem auf ein verbessertes Korrektursystem für Fehler in den IPCC-Texten. Der vergangene Klimabericht von 2007 enthielt eine falsche Zahl, die aus dem Datenmaterial der Niederlande stammte. Zudem gab er das Verschwinden der Himalaya-Gletscher zu früh mit dem Jahr 2035 statt 2350 an.

Die Aussagen der Klimaforscher werden immer zuverlässiger. Warum scheint es vor allem im Internet immer mehr Skeptiker zu geben?
Gibt es wirklich mehr Skeptiker? Nach Meinungsumfragen zum Beispiel in den USA steigt die Akzeptanz der Klimaforschung. Der Klimawandel erregt nun in der gesamten Welt viel mehr Aufmerksamkeit, als die Menschen ihm vor fünf oder zehn Jahren gaben. Und es wird immer einige geben, die die Wissenschaft nicht akzeptieren. Aber innerhalb der Forschergemeinschaft steht die ganz überwiegende Mehrheit vollkommend hinter der Arbeit des Weltklimarates.


Kommentar: "Die überwiegende Mehrheit" sicherlich, aber die überwiegende Mehrheit liegt falsch:
Klimawandel in Deutschland: Real sinken seit 25 Jahren die Temperaturen - Teil 1


Die Debatte wird oft sehr emotional geführt. Sehen sie das positiv?
Wir begrüßen Debatten und Fragen. Wissenschaft entwickelt sich erst durch Hinterfragen. Aber es muss eine Debatte sein, die auf Fakten basiert. Wenn sie zu emotional oder politisch wird, dann weicht sie klar von einer wissenschaftlichen Diskussion ab.

Lange wurden dem Weltklimarat vor allem zwei Fehler vorgeworfen, die im zweiten Teil des Reports von 2007 steckten, darunter eine Jahreszahl zur Gletscherschmelze.
Die Reports werden von Menschen produziert, und es waren Tausende Menschen involviert. Wir versuchen das Menschenmögliche, damit keine Fehler passieren. Aber wenn es Fehler gibt, haben wir nun ein System, mit dem wir sie schnell untersuchen und korrigieren können. Doch selbst im Fall der Himalaya-Gletscher: Kann irgendjemand sagen, dass die Gletscher nicht sehr schnell schmelzen? Diese Tatsache, dieses Ergebnis, ist total valide. Ja, es gab einen Fehler, und wir haben uns dafür entschuldigt und ihn korrigiert. Aber die Realität ist, dass die Gletscher sehr schnell schmelzen.

Was sagen sie zu dem rund 15 Jahre langen, recht langsamen Temperaturanstieg der Luft?
In den vergangen drei Dekaden war jede wärmer als die vorangegangene. Der Trend ist sehr klar. Und ein Jahr wie 1998 mit dem Klimaphänomen El Niño, das wärmer war als der Rest, kann man nicht als Basis nehmen.

Warum tut die Menschheit nicht genug gegen den Klimawandel?
Änderungen sind immer sehr schwer. Wenn man auf den Verkehrssektor schaut, hat man die Infrastruktur der Benzin-Tankstellen. Man kann das nicht über Nacht ändern. Wie schnell das geschehen kann, das müssen die Gesellschaften entscheiden.

Der indische Ingenieur und Ökonom Rajendra Pachauri (73) wurde 2002 erstmals zum Chef des Weltklimarates gewählt. Er leitet derzeit auch das renommierte Institut für Energie und Ressourcen (Teri) in Neu Delhi und schrieb mehrere Bücher über Energie und Klimawandel. Nach der Veröffentlichung des gesamten neuen Klimareports endet seine zweite und damit letzte Amtsperiode.