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© apaOb die Sommerzeit tatsächlich eine Energieersparnis bringt, ist fraglich.
Seit 1980 wechselt Österreich zwischen Sommer- und Winterzeit. Bereits in den Weltkriegen wollte man durch die Zeitumstellung Energie sparen. Doch an der Sinnhaftigkeit einer Sommerzeit gibt es Zweifel.

In der Nacht von Samstag auf Sonntag stellt Vorarlberg und die gesamte EU die Uhr um eine Stunde vor. Die aktuelle Sommerzeit entstand aus dem Schock nach der Ölkrise von 1973, doch dauerte es bis 1980, bis Österreich das erste Mal die Uhr umstellte. Mit der Umstellung sollte Energie gespart werden, so heißt die Sommerzeit im angelsächsischen Raum auch offiziell Daylight Saving Time.

Kind des Krieges

Entstanden ist die Idee, durch eine Zeitumstellung Energie zu sparen, ist jedoch weit älter. Bereits Benjamin Franklin schlug 1784 eine Zeitumstellung vor, um am Abend Kerzen zu sparen. Von einer saisonellen Zeitumstellung sprach er aber noch nicht . Die Sommerzeit ist vielmehr ein Kind der ersten Weltkriegs. 1916 stellten Deutschland, Österreich-Ungarn und Großbritannien erstmals die Uhren eine Stunde vor. Das Ziel war klar: Durch die bessere Nutzung des Sonnenlichts sollten wertvolle Energieträger geschont werden. 1919 fiel die Sommerzeit in Österreich bereits wieder aus, 1920 wurde sie abgeschafft.

War Time und Hochsommerzeit

Im Zweiten Weltkrieg führten die USA und Großbritannien die Sommerzeit als “War Time” gleich für das gesamte Jahr ein. Um das Sonnenlicht optimal zu nutzen, wurde in Großbritannien mit der “British Double Summer Time” eine Sommerzeit der War Time eingeführt, in der die Uhr eine zusätzliche Stunde vorgestellt wurde. Auch Deutschland kannte eine “Hochsommerzeit” in den Nachkriegsjahren 1945 bis 1947, in der der Zeitunterschied ebenfalls zwei Stunden zur Normalzeit betrug. Ab 1950 verzichtete auch Deutschland wieder auf die Sommerzeit - bis zum Ende der Siebziger Jahre.

Keine Ersparnis durch Zeitumstellung

Derzeit gilt die Sommerzeit in der gesamten EU, mit Ausnahme der Überseegebieten. Doch spart die Sommerzeit tatsächlich noch Energie ein? Diese Frage beantwortet zumindest das deutsche Umweltbundesamt mit nein. Die Zeitumstellung spare unterm Strich keine Energie ein, ist Vizepräsident Holzmann laut der “Passauer Neuen Presse” überzeugt. Zwar brauche man am Abend weniger Licht, doch würde im Frühjahr dafür morgens mehr geheizt werden. Die Zeitumstellung störe nur den Schlaf-Wach-Rhythmus. Im Vorarlberger Energieinstitut gibt man sich vorsichtig, dazu gäbe es keine Zahlen.

Sommerzeit für das ganze Jahr

Ganz im Gegensatz zu Oberösterreich. Eine Studie der Johannes Kepler Universität Linz im Auftrag des Landes ergab durch die Sommerzeit erzeugte Ersparnisse von acht Millionen Euro. Dies entspricht gerade einmal 0,02 Prozent des Bruttoinlandprodukts Oberösterreichs. Daher empfahl Energielandesrat Anschober, die Sommerzeit auf das ganze Jahr auszudehnen, um den Nutzen zu maximieren. Ganz nach dem Vorbild Russlands, hier wurde 2011 das letzte Mal die Uhr auf Sommerzeit gestellt - und seitdem nicht mehr zurückgedreht.