Mit einem offenen Brief haben sich mehr als 100 Wissenschaftler gegen die geplante Einrichtung einer «Henry-Kissinger-Professur» an der Universität Bonn gewandt. Die Unterzeichner kritisieren neben der Namensgebung der Stiftungsprofessur auch die Finanzierung durch das Bundesverteidigungsministerium. Henry Kissinger wird vorgeworfen, in seiner Zeit als Außenminister und Nationaler Sicherheitsberater der USA Menschenrechtsverletzungen begünstigt zu haben.
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© Kai Mörk|MSC|CCL 3.0Immer noch umtriebig: Psychopath Henry Kissinger auf der Münchner Sicherheitskonferenz 2012.
Mit dem offenen Brief setzen die insgesamt 109 Unterzeichner ein Signal gegen die geplante «Henry-Kissinger-Professur» an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und unterstützen die Proteste der Bonner Studentenschaft. Damit steigt der Druck auf die Initiatoren der Stiftungsprofessur, von einer Besetzung des Lehrstuhls ab dem Wintersemester 2014/15 abzusehen.

Unter den Unterzeichnern des offenen Briefes sind prominente Wissenschaftler wie die Politikwissenschaftler Prof. Dr. Elmar Altvater, Prof. Dr. Christoph Butterwegge, Prof. Dr. Birgit Mahnkopf, Prof. Dr. Wolfgang Merkel und Prof. Dr. Rolf Wernstedt sowie der Soziologe Prof. Dr. Stephan Lessenich. Zudem gehören 50 der Unterzeichner dem wissenschaftlichen Beirat des globalisierungskritischen Netzwerks Attac an.

«Die Ehrung für einen Politiker, der an der Vorbereitung des Putsches in Chile 1973 beteiligt und deshalb auch für die Zerstörung des akademischen Lebens während der Pinochet-Diktatur mitverantwortlich war, wäre ein Bruch mit den Überzeugungen, von denen sich die bundesdeutschen Universitäten in der Nachkriegszeit leiten ließen. Auch die solidarische Aufnahme von Verfolgten des Pinochet-Regimes durch viele deutsche Hochschulen würde so nachträglich entwertet werden», begründet der Initiator des offenen Briefes, Prof i.R. Dr. Klaus Meschkat, die Brisanz der geplanten Stiftungsprofessur.