Abuja - In Nigeria sind bei einem Bombenanschlag auf einen Busbahnhof mindestens 71 Menschen getötet worden.

Mehr als 120 Menschen seien bei dem Attentat am Montag am Rand der Hauptstadt Abuja verletzt worden, sagte ein Polizeisprecher. Es war der erste Anschlag nahe der im Zentrum des Landes gelegenen Hauptstadt seit zwei Jahren. Unter Verdacht geriet die radikal-islamische Boko Haram. Zwar hat sich die Gruppe, die vor allem im Nordosten des Landes aktiv ist, nicht zu dem Angriff mitten in der Hauptverkehrszeit bekannt. Doch dieser nährte die Sorge, dass die Gruppe Boko Haram ihren Aufstand auf Abuja ausgeweitet haben könnte. Nigeria ist die größte Volkswirtschaft und der wichtigste Erdölexporteur Afrikas.

Sicherheitsexperten gehen davon aus, dass ein Sprengsatz in einem Fahrzeug versteckt war. "Ich habe gerade auf den Bus gewartet, als ich eine ohrenbetäubende Explosion gehört habe", berichtete eine Frau, die im Vorort Nyanya mit leichten Verletzungen überstanden hat. "Und dann habe ich überall Rauch gesehen. Die Menschen sind in Panik davongerannt." Nyanya liegt acht Kilometer südlich von Abuja, in dem armen Vorort leben Angehörige vieler Ethnien und Religionen. Zahlreiche Menschen pendeln Tag für Tag zur Arbeit nach Abuja.

Augenzeugen hatten anfangs von 35 Toten gesprochen. Zwei Autobusse seien zerstört worden. Sicherheitskräfte versuchten, Schaulustige zurückzudrängen. "Das gehört meinem Freund", sagte ein Mann und hielt ein blutbeflecktes Hemd hoch. "Seine Fahrkarte mit seinem Namen darauf steckt noch in der Hemdtasche."

Es ist das erste Attentat in der Nähe Abujas seit April 2012. Damals hatten Selbstmordattentäter Autobomben vor der Redaktion der Zeitung This Day gezündet. Der Opec-Staat wird regelmäßig von Anschlägen der Boko Haram erschüttert. Allerdings konzentrierte sie ihre Angriffe bislang eher auf den abgelegenen Nordosten des Landes, wo sie ihren Aufstand begonnen haben. Die Gruppe will Nigeria zu einem islamistischen Staat machen und unterhält Kontakte zu Al-Kaida-Gruppen in der Sahara. Sie greift zunehmend Zivilisten an, denen sie vorwirft, mit der Regierung oder Sicherheitskräften zusammenzuarbeiten. Boko Haram wird auch für einen Anschlag in einem Dorf im Nordosten verantwortlich gemacht, bei dem in der vergangenen Woche mindestens 60 Menschen getötet wurden.