Plasmaspenden
© CSL PLASMACSL Behring, der Marktführer im Geschäft mit Blutplasma, wirbt für Plasma-Spenden in den USA
Impfstoffe und Medikamente gegen die Bluter-Krankheit, Krebs und Aids - für all diese überlebenswichtigen Therapien ist das menschliche Blutplasma der entscheidende Rohstoff. Unternehmen machen damit ein Milliarden-Geschäft. Die Herkunft der Spenden ist umstritten.

Unser Immunsystem schützt den Körper gegen Viren und Bakterien von aussen. Produziert der Körper nicht genügend eigene Antikörper, um sich gegen Angriffe zu schützen, kann die Firma CSL Behring in Bern zum Zug kommen. Sie produziert pharmazeutische Produkte, die ihren Ursprung nicht etwa im Chemie-Labor haben, sondern in den menschlichen Blutgefässen.

Das gelbliche Blutplasma macht über die Hälfte unseres Blutvolumens aus und ist reich an Eiweissen, wie zum Beispiel Antikörpern. Diese im Plasma enthaltenen Immunglobuline stärken das Abwehrsystem. Die Bluterkrankheit liess sich mit Hilfe der Antikörper aus Blutplasma erstmals wirksam kontrollieren.

15 Milliarden US-Dollar Umsatz

Der Bedarf ist entsprechend gross; der Rohstoff ist in absehbarer Zeit aber nur mit Hilfe des menschlichen Blutes produzierbar und deshalb knapp. Und entsprechend teuer.

100 Milliliter «Privigen», ein Kassenschlager von CSL Behring, kosten ungefähr 800 Franken. Umfassende Therapien für Krebspatienten gehen so nicht selten in die 100‘000 Franken jährlich. Weltweit werden mit medizinischen Produkten aus Blutplasma jährlich über 15 Milliarden US-Dollar umgesetzt - Tendenz steigend.

«Wir rechnen mit Wachstumsraten von jährlich zehn Prozent über die nächsten zehn Jahre», sagt Michael Nawrath, Pharma-Analyst bei der Zürcher Kantonalbank und ausgebildeter Mediziner. Er geht von einer weiter steigenden Nachfrage aus, weil viele Krankheiten eine lebenslange Therapie mit Immunglobulinen erfordern und keine chemischen Alternativen in Sicht sind. Die Verarbeiter des Plasmas verdienen Milliarden.

Plasmaspende als Broterwerb

Neun Millionen Liter Plasma, etwa ein Viertel des jährlichen «Verbrauchs», stammt von freiwilligen, unbezahlten Spendern. Die nationalen Blutspendedienste behalten nur etwa die Hälfte des gespendeten Plasmas in den Spitälern. Den Rest verkaufen sie zum Selbstkostenpreis an die Pharma-Industrie. Als Non-Profit-Organisation dürfen sie mit dem Verkauf keinen Gewinn machen.

Umstritten ist auch die Herkunft der restlichen 75 Prozent des kostbaren Safts. Für die Beschaffung zapfen die Grossen der Industrie direkt Personen an und bezahlen sie dafür. Weil sich Blutplasma schnell regeneriert, ist das häufiger möglich als bei Vollblutspenden: In der Schweiz sind es 25 jährlich, die amerikanische FDA erlaubt sogar zwei Spenden pro Woche.

Wie eine «ECO»-Reportage aus dem südlichsten Zipfel der Vereinigten Staaten zeigt, werden die rund 60 US-Dollar Entschädigung pro Plasma-Spende - die das Unternehmen als «fair» bezeichnet hinsichtlich der hohen Kosten, die die Produktion der Medikamente verschlinge - so für einige zu einem festen Einkommensbestandteil. Dort, wo die Wirtschaftskrise die Bevölkerung arg mitgenommen hat, sind viele auf den Zusatzverdienst mit ihrem Blut angewiesen. Für Marktführer CSL ist das ein lukratives Geschäftsmodell, das sie weiter ausbauen.