Charles Cooper
© APCharles Cooper vor dem Supreme Court: "Können Sie sich das vorstellen?"
Vor dem Obersten Gerichtshof der USA kämpfte Charles Cooper gegen die Homo-Ehe. Jetzt ist der Anwalt mit Hochzeitsvorbereitungen beschäftigt: Seine Stieftochter heiratet eine Frau.

Die US-Organisation Protect Marriage definiert die Ehe als "einzigartige Verbindung zwischen Mann und Frau". Gleichgeschlechtliche Liebe passt nicht in das Weltbild der Gruppe - weshalb sie vor einem Jahr vor dem Obersten Gerichtshof in den USA für ein Verbot der Homo-Ehe in Kalifornien kämpfte. Für den Prozess engagierte sie Charles Cooper, einen strammen Verfechter konservativer Ideale und einst "Republikanischer Anwalt des Jahres".

Protect Marriage hat den Prozess verloren, in Kalifornien dürfen Frauen und Männer ihren gleichgeschlechtlichen Partnern das Jawort geben. Und Charles Cooper findet das mittlerweile gut so: Seine Ansichten bezüglich der Homo-Ehe haben sich "entwickelt", gab er jetzt in einer offiziellen Stellungnahme bekannt.

Grund dafür sind die Hochzeitspläne seiner Stieftochter, die ihre Verlobte noch in diesem Jahr heiraten will.

Ein "Experiment"

Cooper hat seine Geschichte der Journalistin und Pulitzer-Preisträgerin Jo Becker erzählt, deren Buch "Forcing the Spring: Inside the Fight for Marriage Equality" bald veröffentlicht wird. Darin wird beschrieben, wie er noch während des laufenden Prozesses erfuhr, dass seine Stieftochter Ashley Lininger lesbisch ist.

Lininger verlobte sich mit ihrer Partnerin im Dezember 2012. Drei Monate später setzte sich ihr Stiefvater vor dem Supreme Court für das Verbot von Homo-Ehen ein. In dieser Zeit seien die beiden über die Frage der Rechtmäßigkeit gleichgeschlechtlicher Verbindungen zerstritten gewesen, heißt es in Beckers Buch. "Am meisten hat mich verletzt, dass ich als 'Experiment' bezeichnet wurde. Danach fühlte ich mich als etwas Fremdes", wird Lininger zitiert.

Cooper hatte in dem Prozess das Argument angeführt, gleichgeschlechtliche Ehen seien etwas Neuartiges, "ein Experiment", dessen Ausgang nicht abzusehen sei. Mit dieser schwammigen Begründung rechtfertigte er nachträglich eine dahingestammelte Antwort, die er einem Richter auf dessen Frage gegeben hatte, warum genau Homo-Ehen denn die Interessen des Bundesstaates Kalifornien verletzten: "Euer Ehren, meine Antwort lautet, ich weiß es nicht, ich weiß es nicht."

"Wir lieben uns"

Wie weit Cooper sich der Sache, für die er eintreten sollte, zu diesem Zeitpunkt noch sicher war, deutet er in dem Buch nur an. "Können Sie sich vorstellen, wie festgefahren ich gewesen wäre, hätte ich das Ganze während des Prozesses enthüllt?", gab er laut Becker zu Protokoll. "Auf gewisse Weise personifizierte ich genau das, wogegen ich ankämpfte."

Dass er nicht schon früher die sexuelle Orientierung seiner Tochter publik machte, begründete Cooper außerdem mit Rücksichtnahme: "Ich wollte nicht, dass sie und ihre Partnerin plötzlich das berühmteste lesbische Paar Amerikas werden, und ich war mir sicher, dass sie genauso darüber dachte."

Im Juni 2013 erklärte der Oberste Gerichtshof der USA die Klage von Protect Marriage gegen Homo-Ehen schließlich für ungültig. Der Washington Post sagte Cooper nun: "Meine eigene Familie ist typisch für viele anderen amerikanischen Familien. Wir lieben uns und helfen uns gegenseitig." Er freue sich schon sehr auf die Hochzeit seiner Tochter.