Mit der Premiere von «Salem» reanimiert eine US-Serie ein dunkles Kapitel der amerikanischen Geschichte - und schreibt es um.

Am 20. April 2014 feiert mit «Salem» auf dem amerikanischen Sender WGN eine düstere und brutale Serie Premiere. Die Zuschauer verfolgen das Leben der jungen Hexe Mary im jungen Amerika des 17. Jahrhunderts. Mary ist die Ehefrau des vermögenden Stadtrats von Salem. Als ihre Jugendliebe John aus dem Krieg zurückkehrt, entfachen sich alte Gefühle neu. Parallel zur verbotenen Liebesgeschichte sorgt die im Städtchen aufkommende Massenhysterie um die Verfolgung von Hexen für Spannung.

Der Erfolg der Serie scheint garantiert. Schließlich haben sich TV-Fans in der Vergangenheit als äußerst empfänglich für die Welt der Hexerei gezeigt. Diese Begeisterung bescherte Serienklassikern wie «Buffy - Im Bann der Dämonen» oder «Charmed - Zauberhafte Hexen» traumhafte Quoten.

Verfolgung, Folter, Hinrichtung

So romantisch und beschönigend das Bild der Hexen ist, das die Unterhaltungsindustrie über die Jahre gezeichnet hat, so grausam und brutal ist dessen historische Grundlage. Allein während der berüchtigten Hexenprozesse von Salem wurden in der damals britischen Kolonie über 200 Menschen der Hexerei bezichtigt. Hunderte zwangen die religiösen Eiferer unter Folter zu Falschaussagen. Mindestens 20 Frauen, die als Hexen identifiziert wurden, fanden bei öffentlichen Hinrichtungen einen qualvollen Tod. Im 18. Jahrhundert hat sich das heutige Massachusetts von der Hexenverfolgung distanziert. Für die letzten fünf erhängten Frauen unterzeichnete die Gouverneurin des US-Staates erst im Jahr 2001 eine Unschuldserklärung.

Serie schon jetzt umstritten

Noch ehe die erste Folge von «Salem» ausgestrahlt wurde, wird im Netz Kritik an der Sendung laut. Der Stein des Anstoßes: In der Serie werden Frauen nicht zu Unrecht beschuldigt - sie sind tatsächlich Hexen. Mit den Worten «Es war keine Paranoia» leugnet bereits der Trailer die ungerechtfertigte Verfolgung von Frauen, die der Hexerei bezichtigt wurden.

Geschichtsinteressierte, die sich eine tiefgehende Auseinandersetzung mit der historischen Grundlage gewünscht haben, dürften nicht auf ihre Kosten kommen. Zudem bleibt es in Anbetracht vergangener Gräueltaten zumindest fragwürdig, die Hexenprozesse von Salem in verharmlosender Fiktion erneut aufleben zu lassen, geschweige denn das verübte Unrecht zu leugnen. «Salem» startet am Ostersonntag auf dem amerikanischen Sender.