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© APAweb / dpa, Ralf Hirschberge
Wien. Das Verbraucherschutzmagazin "Konsument" ortet Mängel bei der Aufklärung über die HPV-Impfung durch Wiener Kinderärzte. Elf Mediziner wurden anonym getestet. Der am besten beurteilte Arzt erhielt ein "Gut", ein Kollege schnitt "befriedigend" ab, vier "weniger zufriedenstellend", fünf Ärzte fielen durch. Vier Mal war die Beratung gratis, am meisten (90 Euro) verlangte der Testsieger.

Die Wiener Ärztekammer hat auf die Ergebnisse ablehnend reagiert. Die im Test gestellten Fragen seien "nicht geeignet zu einer Überprüfung einer Beratungsqualität eines Arztes".

"Gröbere Wissenslücken"

Die Testperson gab an, eine neunjährige Tochter und einen zwölfjährigen Sohn zu haben. Der Impfplan empfiehlt für beide eine Impfung. "Dies war auch allen besuchten Kinderärzten klar. Als unsere Mutter jedoch Genaueres zur Impfung wissen wollte, offenbarten sich schnell gröbere Wissenslücken", bilanzierten die Konsumentenschützer. Nur drei Ärzte kannten die Zahl der jährlichen Neuerkrankungen in Österreich (rund 400). Der Testerin wurde u.a. geraten, sich im Internet zu informieren.

Über die Zahl der Todesfälle wusste ein Arzt Bescheid. Vier Ärzte wussten, dass die Schutzrate durch die Impfung bei rund 70 Prozent liegt, die anderen lagen teilweise deutlich darüber, einmal wurde sogar eine hundertprozentige Wirkung attestiert. Alle Mediziner waren sich einig, dass die Tochter geimpft werden sollte, weil die Impfung vor Gebärmutterhalskrebs schützen kann. Dass sie auch vor Analkarzinomen und Karzinomen im Mund- und Rachenbereich schützt, wusste lediglich der Testsieger.

Rat: Keinen Kuss auf Mund

Auch beim Sohn waren alle Ärzte für die Impfung. "Eigenartig" fanden die Konsumentenschützer die zweimal ergangene Empfehlung, sie erst vor dem ersten Geschlechtsverkehr vornehmen zu lassen. "Das ist nicht praktikabel und zudem ärgerlich, da bis zum 13. Lebensjahr noch zwei Impfdosen für eine ausreichende Immunisierung genügen, wohingegen ältere Jugendliche drei Impfdosen benötigen." Völlig abstrus sei Rat einer Kinderärztin gewesen, man solle Kindern aufgrund der Ansteckungsgefahr beibringen, niemanden auf den Mund zu küssen.

Seit Februar wird die Impfung gegen Humane Papillomviren (HPV) für alle Schülerinnen und Schüler der vierten Schulstufe (vollendetes neuntes Lebensjahr) mit Wohnsitz in Österreich im Rahmen des Schulimpfprogramms gratis angeboten. Je nach Bundesland können die Kinder in der Schule, bei öffentlichen Impfstellen oder niedergelassenen Kinderärzten geimpft werden. Es werden zwei Teilimpfungen im Mindestabstand von sechs Monaten verabreicht.

Laut Statistik Austria erkranken pro Jahr rund 400 Frauen an Gebärmutterhalskrebs (Cervixkarzinom), 150 davon sterben. Die Impfung schützt nicht gegen alle HPV-Viren. Eine Immunisierung wird gegen die Viren HPV 16 und 18, die für etwa 70 Prozent aller Gebärmutterhalskrebsfälle verantwortlich sind, sowie gegen die Feigwarzen auslösenden Stämme 6 und 11 erreicht.

Eine Modellrechnung des Wiener Ludwig Boltzmann Institutss hat ergeben, dass sich bei Durchimpfung aller Mädchen ein Effekt auf die Todesrate in 20 Jahren abzeichnen würde: Dann könnte die HPV-Impfung pro Jahr rund sieben Frauen das Leben retten. In 50 Jahren wären es 33 Frauen.