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© David A. Aguilar (CfA), Harvard-Smithsonian Center for AstrophysicsDavid A. Aguilar (CfA), Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics
Einzelne Sonnen, die als Ausreißer durchs Weltall trudeln, kennen Astronomen bereits. Nun haben Forscher jedoch einen ganzen Kugelsternhaufen entdeckt, der von seiner Galaxie quasi „ausgespuckt“ wurde. Möglicherweise kam er Schwarzen Löchern zu nahe.

Eine Riesengalaxie aus unserer kosmischen Nachbarschaft hat einen ganzen Kugelsternhaufen mit großer Wucht ins All geschleudert. Der Kugelhaufen rast mit mehr als drei Millionen Kilometern pro Stunde aus der Galaxie hinaus, wie Forscher vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics (CfA) im Fachblatt The Astrophysical Journal Letters berichten.

Der ausgestoßene Kugelsternhaufen werde für immer durch das leere Weltall zwischen den Galaxien driften, berichtet das Zentrum in einer Mitteilung. „Astronomen sind früher bereits auf ausgerissene Sterne gestoßen, aber dies ist das erste Mal, dass wir einen ausreißenden Sternhaufen entdeckt haben”, erläutert Hauptautor Nelson Caldwell.

Kugelsternhaufen sind große kugelförmige Ansammlungen von üblicherweise Tausenden, meist uralten Sonnen. Sie gelten als Relikte aus dem jungen Universum. Unsere Heimatgalaxie, die Milchstraße, beherbergt etwa 150 Kugelsternhaufen. Die Riesengalaxie mit der Katalognummer M87, bei der die Forscher den kosmischen Ausreißer entdeckt haben, besitzt mehr als 10.000 dieser Objekte.


Warum die Galaxie den Kugelhaufen ausgestoßen hat, ist nicht geklärt. Die Forscher spekulieren, dass sich im Zentrum der Riesengalaxie zwei gigantische Schwarze Löcher befinden. Möglicherweise sei der Kugelsternhaufen den Schwarzen Löchern zu nahe gekommen, die ihn mit ihrer gigantischen Schwerkraft wie eine Schleuder weggeschossen hätten. Dabei könne der dichte Kern des Kugelhaufens intakt geblieben sein, obwohl sicher viele seiner äußeren Sterne von den Schwarzen Löchern „abgepflückt” worden seien.

Die Astronomen hatten seit Jahren die Umgebung von M87 untersucht und dabei auch die Eigengeschwindigkeit der Kugelsternhaufen analysiert. „Wir haben nicht erwartet, irgendetwas zu finden, das sich so schnell bewegt”, betont Ko-Autor Jay Strader von der Michigan State University. Der Kugelsternhaufen bekam die Katalognummer HVGC-1 für „Hypervelocity Globular Cluster 1″ (Hypergeschwindigkeits-Kugelsternhaufen 1).

Einsamer Stern rast aus der Milchstraße hinaus

Unterdessen berichtet ein amerikanisch-chinesisches Team im selben Fachjournal über die Entdeckung des bislang nächsten Ausreißer-Sterns unserer Milchstraße. Der einsame Stern rast in rund 42.000 Lichtjahren Entfernung von der Erde mit immerhin rund 1,8 Millionen Kilometern pro Stunde aus unserer Galaxie hinaus.

Der Ausreißer sei vermutlich einmal Teil eines Doppelsterns gewesen, der dem zentralen Schwarzen Loch unserer Galaxie zu nahe gekommen sei. Dabei sei der eine Teil des Doppelsternsystems eingefangen und dadurch der andere herausgeschleudert worden, erläutert Hauptautor Zheng Zheng von der Universität von Utah in einer Mitteilung seiner Hochschule.

Aus der Bahn des schnellen Sterns ließen sich Rückschlüsse sowohl auf das zentrale Schwarze Loch der Milchstraße als auch auf ihre Hülle aus unsichtbarer Dunkler Materie ziehen.

dn/dpa