Die Legalisierung von Cannabis hat in den USA einen neuen und umsatzträchtigen Markt hervorgebracht. Es gibt viele kreative Geschäftsideen und interessierte Käufer.
Hanf Museum Berlin
© Wikipedia/r A. Leschek (Kid Alex at de.wikipedia)Das Hanf-Museum in Berlin
Seit Anfang des Jahres ist Cannabis im US-Bundesstaat Colorado ganz legal erhältlich. Washington State wird noch im Sommer alle administrativen Hürden ausgeräumt haben und als zweiter Staat der USA Teil der Legalisierungswelle sein. Hinter der Freigabe von Cannabis steckt vor allem ein wirtschaftliches Kalkül. Bis Ende Juni 2015 rechnet Colorado mit 184 Millionen US-Dollar an zusätzlichen Steuereinnahmen. Diese generieren sich hauptsächlich aus den Anbaubetrieben und Verkaufsstellen, denn Steuern werden dreimal während des Geschäftsprozesses erhoben: bei der Produktion, beim Verkauf und beim Kauf. Ein weiterer Teil wird aber auch durch die zahlreichen innovativen Produkte, die rund um die Cannabis-Industrie entstehen, eingenommen.

Darunter auch der Hasch-Automat, der im April im kleinen Städtchen Avon präsentiert wurde. Darin ist Cannabis in Form von Gebäck und weiteren mit Cannabis versetzten Köstlichkeiten quasi für jeden zugänglich. Der kleine Haken: Er ist nur für jene zugänglich, die ein gültiges Rezept und eine medizinische ID-Karte besitzen. Wer Cannabis lieber in flüssiger Form zu sich nimmt, kann seit kurzem auch zum Marihuana-Kaffee greifen. Das neue Trendgetränk mit dem Namen Legal kombiniert die aufputschende Wirkung von Koffein mit der beruhigenden von Marihuana und soll anregend high machen. Rund 20 Milligramm THC pro Flasche sorgen für einen angenehmen Rausch ohne komplettes Bekifftheitsgefühl, so verspricht es zumindest der Hersteller.

Hoffen auf ein Milliardengeschäft

Aber nicht nur die Lebensmittelindustrie setzt auf neue Ideen, auch die Technikbranche profitiert von der neuen Freiheit. Im Silicon Valley wird eifrig an technologischen Neuheiten gearbeitet, die die Cannabis-Industrie in ein neues Zeitalter führen und zusätzlich ein Geschäft in Millionen-, wenn nicht gar Milliardenhöhe versprechen. Die Spektrum reicht vom Vaporizer - ein Gerät zum Cannabiskonsum - im unauffälligen USB-Stick-Design über biotechnologische Errungenschaften, die es ermöglichen, Cannabis für den medizinischen Gebrauch zu optimieren, sodass nur die heilende und nicht die berauschende Wirkung im Vordergrund steht, bis hin zu Bewässerungssystemen, die für die optimalen, der Natur nachempfundenen Anbaubedingung sorgen.

Natürlich dürfen aber auch die thematisch passenden Apps nicht fehlen. Weedmaps bietet einen Überblick über die nächstgelegenen Shops, mit Leafly kann man die Qualität des Marihuanas bewerten und GramTracker hilft beim Nachverfolgen der Herkunft des soeben erworbenen Cannabis.

Gebraucht hätten diese Erfindungen die Legalisierung von Cannabis in Colorado und Washington State nicht, ist doch in den USA in immerhin 20 Staaten der Gebrauch von medizinischem Cannabis legal und damit per se ein Markt vorhanden. Dennoch eröffnet sich damit ein weit größeres Adressatenfeld und viele weitere Möglichkeiten, Cannabis wirtschaftlich zu nutzen.

Hanfsamenindustrie boomt

Die sich rasch entwickelnde Industrie in den USA weckt aber auch das Interesse europäischer Unternehmen. In Europa ist Cannabis bisher nicht legal bzw. in manchen Ländern nur zum medizinischen Gebrauch erlaubt. Länder wie Spanien und die Niederlande pflegen jedoch einen toleranten Umgang mit Cannabiskonsumenten. Trotz des Verbots gibt es auch in Europa eine Industrie, die mit Marihuana ganz legal durchaus lukrative Gewinne erzielt. Dazu zählen unter anderem die Anbieter von Hanfsamen.

Ob im Growshop, Reformgeschäft oder über Internetplattformen wie Sensiseeds oder High Supplies: Die Hanfsamenindustrie boomt, sogar Amazon hat Hanfsamen im Angebot. Hinzu kommt jegliches technische Material, dass den Anbau erleichtert. Hier bewegt man sich allerdings in einer Grauzone und kann diese Produkte nicht unmittelbar für den Cannabisanbau anbieten, sondern muss auf andere legale Einsatzbereiche zurückgreifen.

Das Beispiel USA zeigt in jedem Fall, wie vielfältig, kreativ und vor allem lukrativ das Geschäft mit Cannabis ist und es allein aus wirtschaftlichen Gründen wohl nur noch eine Frage der Zeit ist, bis Marihuana auch in Europa zumindest zum Teil legalisiert wird.