Noch vor wenigen Wochen erklärte Prä-Astronautik-Vordenker Erich von Däniken, wie beeindruckt er sowohl von den Arbeiten als auch den Entdeckungen sei, die Semir Osmanagic in der Nähe des bosnischen Städtchen Visoko gemacht haben will. Dieser will im Visocica, dem Hausberg Visokos, die weltweit älteste und größte Pyramide entdeckt haben. Seither kritisieren Archäologen weltweit nicht nur die Behauptung sondern auch die Grabungsmethoden Osmanagics. In einem aktuellen Interview hat sich Erich von Däniken nun erneut über seine Reise nach Visoko geäußert und die Deutung des Berges ans künstliche Pyramide in Frage gestellt.
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© j.budissin (Julian Nitzsche), CC-by-SA 3.0Der Hausberg von Visoko.
Beatenberg (Schweiz) - Noch Ende April ließ sich Däniken auf der Internetseite des Ausgrabungsprojekts wie folgt zitieren:
"Ich bin sehr beeindruckt von dieser Entdeckung hier. Seit 50 Jahren befasse ich mich mit dem Phänomen der Weltmysterien und ich weiß ganz genau, was natürlich und was handgemacht ist. Die Tunnel und Mauern darin sind zweifelsfrei von Menschenhand gemacht worden. Die Ausgrabungsstellen auf der Sonnenpyramide, die ich gesehen habe, sind mit Betonblöcken abgedeckt worden. Ich verstehe darum nicht, wieso die bosnische Regierung dieses Projekt finanziell nicht unterstützt. Dieses Pyramiden-Projekt sollte man doch mit viel Geld unterstützen, Millionen von Dollars sogar."
Als Grund für seine Reise erklärte Däniken damals wie auch im aktuellen Interview gegenüber der Zeitschrift Mysteries (Nr. 4/Juli August 2014): "Jeden Abend, wenn ich irgendwo einen Auftritt oder einen Vortrag habe, werde ich hinterher von Zuschauern gefragt; Was sagen Sie zur Pyramide von Visoko? Und jeden Abend gab ich dieselbe Antwort; Ich habe nichts zu sagen. Ich war nie dort. Ich mache mir keine Meinung über etwas, das ich nicht kenne. Das war der Grund meines Kurztrips ins bosnische Städtchen Visoko."

Die Faszination angesichts der angeblichen Pyramiden-Entdeckung ist nun jedoch starker Kritik gewichen, wenn Däniken gegenüber Mysteries weiter erklärt:
"Der Typ (Osmanagic) macht grundsätzlich einen ganz sympathischen Eindruck. Er kleidet sich wie Indiana Jones, hat immer seinen Hut auf und ein Lachen auf den Lippen. (...) Zuerst hat er mich und meinen Mitarbeiter Ramon an eine Stelle gebracht, wo man den Berg frontal sieht. Er zog einen Kompass aus der Tasche und zeigte mir, dass das Monument in Nordsüd-Richtung ausgerichtet ist. Das stimmt auch. Später sind wir in Löcher und Tunnels hineingekrochen. Diese scheinen definitiv künstlich gefertigt.

Danach hat uns Osmanagic über allerlei Steinstufen auf den Berg hinaus geführt. (...) Oben auf der Pyramide hat er uns an zwei Stellen steinerne Platten gezeigt und gemeint, dies sei uralter, künstlicher Beton. Ehrlich gesagt: Das hat mich nicht überzeugt.

Ich bin mir fasst sicher: Der ganze Berg ist natürlich entstanden und zufälligerweise in Nordsüd-Richtung gelegen. Wir haben bei mir zuhause am Thunersee einen ähnlichen Berg, den Niesen. Der sieht ebenfalls aus wie eine Pyramide. Den könnte man Touristen ebenso gut als 'künstlich' verkaufen.

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© Adrian Michael, CC-by-SA 3.0Blick auf den Niesen im Berner Oberland.
Tatsächlich künstlich gefertigt sind dagegen wohl so manche Gänge, Schächte und Mauern im sogenannten Ravne-Labyrinth von Visoko. Vielleicht findet Herr Osmanagaic darin eines Tages tatsächlich ein Wunder. Man kann es ihm nur wünschen. Beim Abendessen habe ich ihm übrigens gefragt, ob dieses Tunnelsystem nicht einfach eine Mine aus dem Altertum sei. Er winkte ab: In diesem Berg sei nichts zu holen. Keine Mineralien, keine Erze, keine Rohstoffe, kein Gold. Ergo: Das Fragezeichen bleibt. Irgendetwas ist sonderbar. Auch wenn der Berg meiner Meinung nach nicht künstlich ist."
Quellen: piramidasunca.ba, mysteries-magazin.com