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© BaumgartnerBei der Firma Rädlinger in Weiding stürzte ein 100 Tonnen schwerer Kran um und krachte auf drei Lkws
Bei der Firma Rädlinger in Weiding stürzte ein 100 Tonnen schwerer Kran um. Hagelkörner durchschlugen Fensterscheiben. In Rötz schlug ein Blitz ein.

Cham. Es sind Bilder, wie man sie sonst nur aus dem Fernsehen kennt - dabei spielen die Szenen in Weiding: ein 100-Tonnen-Kran, der drei Lastwagen unter sich begraben hat; ein Hausdach, das sich um Bäume wickelt wie ein Stück Pappe und Jalousien, die von tennisballgroßen Hagelkörnern regelrecht zerschossen wurden: Kurz, aber heftig ist in der Nacht auf Dienstag eine Unwetterfront über den Landkreis Cham hinweg gezogen. Neben dem Zentrum Weiding sind auch in Cham, Rötz und Bad Kötzting Schäden zu beklagen. So schlug in Rötz ein Blitz in das Umspannwerk des Bayernwerkes ein und sorgte für einen längeren flächendeckenden Stromausfall. Ein offenes Feuer an einem Transformator machte zudem den Einsatz der Feuerwehr erforderlich.

Kurz, aber heftig, zog das Unwetter über Bad Kötzting. Mehr als umgestürzte Bäume, die den Einsatz der ehrenamtlichen Helfer erforderte, und eine Alarmierung wegen entlaufener Pferde, waren aber nicht zu verzeichnen. In Waldmünchen und Tiefenbach saßen die Menschen teilweise im Dunkeln. Am heftigsten aber erwischte es Weiding, in dem nach einer ersten Begutachtung am gestrigen Vormittag „wohl kein Haus davon gekommen“ sei. Kreisbrandmeister Anton Bierl schätzte den Schaden auf einen „mehrfach zweistelligen Millionenbetrag“. Die Summe erklärte sich schnell, als die Firma Rädlinger ihre Schadensschätzung abgab. Ein umgestürzter 100-Tonnen-Kran begrub drei Lastwagen unter sich, die Südwestfassade des Firmengebäudes und das Dach wurden komplett zerstört.

Autos mit Dachschaden

Hohen Schaden hinterließ das Unwetter bei den Autohäusern, deren im Freien präsentierten Wagen fast ausnahmslos in Mitleidenschaft gezogen wurden. Heftig getroffen wurden auch etliche Privathäuser, bei denen die Hagelkörner mitunter sogar die Jalousien durchschlugen.

In den frühen Morgenstunden waren rund 250 Mann im Einsatz, drei der 20 Feuerwehren waren mit der Drehleiter vertreten. Kreisbrandmeister Anton Bierl, machte sich am Vormittag zusammen mit Weidings Bürgermeister Daniel Paul ein Bild von der Lage. Im Einsatz waren Feuerwehren und Technisches Hilfswerk. Die Aufräumarbeiten, vor allem galt es, umgestürzte Bäume zu beseitigen, dauerten den gesamten gestrigen Tag an. Eine der ersten Aufgaben des gemeindlichen Bauhofs war die Sicherung der Schule und anderer kommunaler Gebäude.

Kreisbrandrat: Über 100 Einsätze

Kreisbrandrat Hans Weber war bis um 3 Uhr mit auf der Straße und sprach am nächsten Tag von einer unglaublichen Wucht des Unwetters. Der Landkreis habe trotz der schweren Schäden unheimliches Glück gehabt, dass in dieser Nacht niemand ums Leben gekommen sei.

Es habe sich aber auch gezeigt, wie richtig es sei, auf die Schnelle mehrere 100 Feuerwehrleute auf die Straße zu bringen. Das waren auf die Schnelle über 100 Einsätze an vielen Orten geichzeitig“, so Weber. Den Feuerwehren sei in dieser Nacht ihre gute Ausrüstung zugute gekommen. „Manche fragen immer wieder, ob jede Feuerwehr eine Motorsäge braucht. Das war die Antwort.“

Eisbedeckte Felder

Einen „Totalschaden“ haben etliche Landwirte zu beklagen, deren Felder teils am Morgen noch mit Eis als Folge des Hagels bedeckt waren. Einen unglaublichen Anblick bieten derzeit die Maisfelder im Bereich des Unwetters. Dort ist kilometerweit die Ernte zerstört, die Felder sehen aus, als wäre ein riesiger Häcksler darüber hinweggefahren.

Über 30 Meter flog in Rettenbach das Dach eines neugebauten Hauses durch die Luft, „mähte“ einen Telefonmast um und umwickelte letztlich zwei Bäume wie ein Stück Pappe.

In Kothmaißling konnten etliche Bäume und die Spitze des Kirtabaumes den Naturgewalten nicht stand halten. Letzterer brach ab und stürzte neben die Dorfkapelle. Auch über Raindorf in Richtung Runding zog sich eine Schneise der Verwüstung. „Die vier Gullis konnten die Wasser- und Hagelmassen nicht mehr fassen. Das Wasser stand einen halben Meter hoch auf der Straße. Die Hagelkörner haben das Holz auf der Rückseite meiner Scheune richtig weiß abgefräst. Sowas habe ich noch nie erlebt“, berichtete ein Raindorfer.

In Runding musste die Feuerwehr sich erst einmal Zufahrten schaffen. „Kurzfristig waren wir komplett auf allen Zufahrtsstraßen abgeschnitten“, berichtete Kommandant Sebastian Greil. Das Blechdach des Pfarrstadels riss der Sturm ab und warf es auf die Straße.