Müdigkeit
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Müdigkeit verändert den Menschen: Wer sonst ein Ausbund an Loyalität ist, kann sich am Abend in einen unehrenhaften Lügner verwandeln.

Es kann sich lohnen, etwas länger liegen zu bleiben. Denn Menschen, die in aller Herrgottsfrühe aufstehen, tendieren dazu, am Abend zu lügen und betrügen, wie US-Forscher herausfanden. Dasselbe gilt auch für Nachteulen - bei ihnen verschiebt sich die Zeit des unethischen Verhaltens einfach in die Morgenstunden.

Die aktuelle Studie zeigt, dass es schwieriger wird, unehrenhaften Versuchungen zu widerstehen, wenn die Energiereserven einer Person aufgebraucht sind. In einer in der «Harvard Business Review» veröffentlichten Zusammenfassung ihrer Ergebnisse schrieben die Forscher:
«Im Gegensatz zur Annahme, dass gute Menschen Gutes tun und schlechte Menschen Schlechtes, gibt es zunehmend Hinweise darauf, dass gute Menschen unethisch und schlechte Menschen ethisch handeln können, abhängig von den Umständen des Moments.»
Veranlagung wichtig

Für ihre Untersuchung legten die Forscher ihr Augenmerk auf den Schlaf-Wach-Rhythmus. Dieser ist nicht bei allen Menschen gleich. Gewisse Personen sind geborene Frühaufsteher, andere sind eher Nachtmenschen. Im ersten Experiment mussten die Teilnehmer am Morgen einfache Aufgaben lösen. Anschliessend mussten sie sagen, wie viele sie gelöst hatten und bekamen entsprechend mehr oder weniger Geld dafür.

Die Teilnehmer gingen davon aus, dass ihre tatsächliche Leistung nicht kontrolliert wird. Bei der nachfolgenden Auswertung ergab sich, dass die Nachteulen bei diesem Morgenexperiment tendenziell zu hohe Angaben machten.

Bei einem zweiten Experiment mussten die Teilnehmer würfeln und die erreichte Augenzahl melden. Wieder gab es mehr oder weniger Geld. Dieses Experiment wurde einmal zwischen 7 und 7.30 Uhr morgens und einmal zwischen Mitternacht und 1.30 Uhr durchgeführt. Dabei fiel auf, dass Frühaufsteher bei der Abendsession zu hohe Augenzahlen angaben und die Nachteulen am Morgen.

Es zeigt sich also, dass jede Personengruppe dann am unethischsten handelte, wenn sie am müdesten war. Die Forscher schlagen deshalb vor, dass Unternehmen ihre Mitarbeiter bevorzugt zu den Zeiten einsetzen sollten, die am ehesten ihrem Schlaf-Wach-Rhythmus entsprechen.