Ein Mediziner, der für eine Hilfsorganisation in Liberia mit Ebola-Patienten gearbeitet hat, hat sich mit dem gefährlichen Erreger angesteckt - obwohl er stets einen Schutzanzug getragen haben soll.
Ebola-Patient
© AP/Samaritan's PurseSicherheitsvorschriften eingehalten: Dieses Bild zeigt den nun erkrankten Arzt Kent Brantly (l.) bei der Betreuung eines Ebola-Patienten auf der Isolierstation in Monrovia.
Ein Arzt aus den USA hat sich bei einem Hilfseinsatz in Liberia mit dem gefährlichen Ebola-Virus angesteckt. Der Mediziner liege in der Hauptstadt Monrovia im Krankenhaus, teilte seine Hilfsorganisation Samaritan's Purse in den USA mit.

Kent Brantly hat als medizinischer Leiter der Ebola-Station gearbeitet, die seine Hilfsorganisation in Monrovia eingerichtet hat. Seit vergangenem Oktober ist Brantly in Liberia, vor Beginn des aktuellen Ausbruchs der Seuche. Nun habe er an sich selbst die typischen Symptome - hohes Fieber und Blutungen - festgestellt und sich in eine Isolierstation begeben. Ein Test auf Ebola sei positiv ausgefallen. Er werde medizinisch behandelt, teilte die Hilfsorganisation mit.

Stundenlange Einsätze in Schutzkleidung

Wie sich Brantly anstecken konnte, sei nicht klar. Er habe sich streng an die Sicherheitsvorschriften gehalten. Ein Foto auf der Website der Organisation zeigt den Arzt in voller Schutzkleidung: Er trägt einen sogenannten Tyvek-Anzug des Herstellers Dupont, Haube, Schutzbrille und Atemmaske. Brantly habe täglich stundenlang in dieser Montur gearbeitet, um die infizierten Patienten in der Isolierstation zu versorgen.

Kent Brantly ist 33 Jahre alt, verheiratet und zweifacher Vater. Seine Frau und Kinder haben zeitweise mit ihm in Afrika gelebt, derzeit sind sie aber in den USA. Vor seinem Einsatz in Liberia hat Brantly nach Berichten amerikanischer Medien als Hausarzt und in einem Krankenhaus in Fort Worth, Texas, gearbeitet.

Offenbar wusste Kent Brantly, wie hoch die Gefahr ist, in die er sich begibt. Noch Anfang des Jahres habe er im Internet von seinem Einsatz berichtet, schreibt eine lokale Nachrichtenseite aus Fort Worth. "Bei früheren Ebola-Ausbrüchen waren unter den Opfern viele Ärzte und Pfleger, die sich angesteckt haben, als sie infizierte Menschen betreut haben", habe Brantly geschrieben.

Hilfsorganisation ruft zu Gebeten auf

Samaritan's Purse ist eine streng christliche Hilfsorganisation, die 1970 in den USA gegründet wurde und nach eigenen Angaben in mehr als hundert Ländern medizinische Einsätze und Katastrophenhilfe betreibt. In Liberia unterhält die Organisation derzeit zwei Behandlungszentren.

Liberia ist neben Guinea und Sierra Leone eines der westafrikanischen Länder, die seit dem Frühjahr gegen die tödliche Seuche kämpfen. Vor wenigen Tagen wurde zudem der erste Ebola-Todesfall in Nigeria bekannt, dem bevölkerungsreichsten Land in Afrika. Insgesamt hat die Weltgesundheitsorganisation in der Region bislang 672 Ebola-Tote registriert.

Ebola ist eine der tödlichsten und ansteckendsten Krankheiten der Welt. Es gibt kein Heilmittel. Das Virus löst eine infektiöse Fiebererkrankung aus, die von Blutungen begleitet wird. Mehr als die Hälfte der Infizierten stirbt.

Brantlys Hilfsorganisation teilte mit, dass alles getan werde, um dem Arzt und seiner Familie zu helfen. Samaritan's Purse rief auch dazu auf, für die Brantlys zu beten.

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AP/Reuters/who