condor flugzeug flugplatz
© picture alliance / dpaDie Fluggesellschaft Condor beauftragte das Institut Fresenius mit der Untersuchung der Kabinenluft. Die Ergebnisse waren bisher nicht veröffentlicht worden
Die Luft in Flugzeugkabinen ist stärker mit giftigen Dämpfen kontaminiert als bisher angenommen. Das geht aus einer Studie des Instituts Fresenius hervor, die der "Welt am Sonntag" exklusiv vorliegt.

Die Kabinenluft in Flugzeugen ist gesundheitsschädlicher als bisher bekannt. Das geht aus einer unveröffentlichten Studie des Instituts Fresenius hervor, die die Fluggesellschaft Condor in Auftrag gegeben hat. Das Dokument liegt der "Welt am Sonntag" vor. Danach haben Mitarbeiter des Instituts in verschiedenen Flugzeugen der Ferienfluggesellschaft Wischproben in Kabine und Cockpit entnommen und auf das Nervengift Trikresylphosphat (TCP) untersucht. TCP ist in Triebwerksölen enthalten.

Die Atemluft für die Kabine wird an den Triebwerken entnommen und ungefiltert eingeleitet. Wenn Öl im Triebwerk austritt und sich erhitzt, können sich giftige Dämpfe bilden, die dann ebenfalls in der Kabinenluft enthalten sind.

Die Messungen ergaben, dass in elf von zwölf Flugzeugen des Typs Airbus 320 TCP nachgewiesen wurde. Bei fünf von 13 Boeing 757 und bei sechs von neun Boeing 767 fanden die Wissenschaftler ebenfalls TCP. Eine "Kontamination der Flugzeuge" könne "bestätigt werden", heißt es in der Studie. Bei den Airbus 320 und den Boeing 767 seien zudem "speziell die Piloten und das Kabinenpersonal" einer erhöhten TCP-Belastung ausgesetzt.

Gefährdung nicht auszuschließen

Die Autoren der Studie gehen davon aus, dass es sich bei "den vorliegenden Kontaminationen in erster Linie um Emissionen aus den eingesetzten Ölen" handele. Eine gesundheitliche Gefährdung der Passagiere und des Bordpersonals sei "nicht auszuschließen", da auch bei einer "geringen Aufnahme über die Atemwege" eine Hautresorption möglich sei. Condor hält die Studie seit 2009 unter Verschluss.

Ein Kabinenluft-Vorfall vom März 2013 hat nach Recherchen der Welt am Sonntag dramatischere Folgen gehabt als bisher bekannt. Bei einem Flug von Hamburg nach Las Palmas trat ein beißender Geruch auf, den sowohl Passagiere als auch Crew-Mitglieder bemerkten.

Nachdem die Passagiere das Flugzeug verließen, ordnete der Kapitän einen Testlauf der Triebwerke an. Dabei trat der Geruch erneut auf, eine Flugbegleiterin brach zusammen und wurde ins Krankenhaus eingeliefert. Sie und eine weitere Kollegin sind bis auf Weiteres fluguntauglich geschrieben.

Condor kennt die Gefahren aus der Kabinenluft und hat sich auch gegen sie abgesichert: Seit 2002 besteht eine Unfallversicherung, bei der das Unternehmen seine Crewmitglieder gegen die Unfälle, die mit kontaminierter Kabinenluft zusammenhängen, versichert hat. Für Passagiere existiert eine solche Versicherung nicht.