Bäume umgeknickt, Dächer abgedeckt, Autos beschädigt: Der Tornado in Bad Schwalbach hat am Sonntag einen Millionenschaden angerichtet. Die Aufräumarbeiten werden noch viele Tage dauern.
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Die Aufräum- und Reparaturarbeiten nach dem heftigen Unwetter am Sonntagabend in Bad Schwalbach werden wohl Wochen dauern. "Der Schaden dürfte locker in die Millionen gehen", sagte ein Polizeisprecher am Montag zu hr-online. Ein Tornado hatte die Kurstadt an den Rande des Ausnahmezustandes gebracht: tausende entwurzelte Bäume, blockierte Straßen, bis zu 30 abgedeckte Dächer, rund 50 demolierte Autos. Schließlich ein verwüsteter Kurpark: Allein dort ist nach Einschätzung der Stadtverwaltung etwa jeder zweite Baum beschädigt. Umsturzgefährdete Bäume zu fällen und abgebrochene Äste aus dem Park zu schaffen, werde bis zu drei Wochen dauern.

"Da hat es schwer gekracht", sagte ein Sprecher der Polizei. Nach Angaben der Feuerwehr ist die Schneise, die der Sturm schlug, mehrere hundert Meter breit und fünf Kilometer lang. Der Deutsche Wetterdienst geht aufgrund von Berichten von Augenzeugen mittlerweile davon aus, dass es sich um einen Tornado, also einen Wirbelsturm, handelte.

"In 30 Sekunden war alles platt"

"In 30 Sekunden war alles platt", schilderte der Besitzer eines am Kurpark gelegenen Hotels die Situation am Abend. "So etwas habe ich noch nie erlebt." Er schätzt den Schaden allein an seinem Haus auf bis zu 400.000 Euro. Die Hotelgäste wurden aus Sicherheitsgründen in andere Unterkünfte gebracht, weil ein Baum auf das Dach des Hauses gestürzt war. Mit einem Kran sollte er entfernt werden.

Eine Sprecherin der Stadtverwaltung sagte am Montag: "Wir hoch der Schaden insgesamt ist, können wir jetzt noch nicht sagen. Aber Menschen sind zum Glück nicht verletzt worden."

Am späten Sonntagabend war im verwüsteten Kurpark eine große Suchaktion mit Hunden nach einer vermissten Frau gestartet worden. Kurz vor Mitternacht konnte jedoch Entwarnung gegeben werden, die Frau wurde unversehrt entdeckt. Am Montag blieb der Kurpark aus Sicherheitsgründen gesperrt. Mit den Aufräumarbeiten werde dort erst in den nächsten Tagen begonnen, sagte eine Stadtsprecherin. Auch in einem angrenzenden Wald wurden reihenweise Bäume umgeknickt. Die Stadt hat Forstbetriebe aus Nachbargemeinden um Hilfe gebeten, um die Schäden zu beseitigen.

Von bis zu 30 Häusern seien Dächer ganz oder teilweise abgedeckt worden. Zeitweise war Bad Schwalbach wegen umgestürzter Bäume auf den Einfallstraßen nur schwer erreichbar. Zahlreiche Autos wurden unter Bäumen begraben. Die Feuerwehren waren mit 150 Leuten bis zum frühen Montagmorgen im Dauereinsatz. "Hier sieht es aus, als ob eine Bombe eingeschlagen hätte", berichtete ein Augenzeuge aus dem Kurpark.

Auch andere Orte im Rheingau waren vom Unwetter betroffen, wenngleich deutlich geringer. Eine Landstraße zwischen dem Taunussteiner Ortsteil Wingsbach und Steckenroth wurde wegen umgestürzter Bäume gesperrt. Blockierter Zugverkehr in Südhessen Abgebrochene Äste auf einer Straße bei Lampertheim Sturmschäden hatten am Sonntagabend auch den Zugverkehr in Südhessen gestoppt. In der Oberleitung der Main-Neckar-Bahn zwischen Mannheim und Darmstadt hatte ein Blitz eingeschlagen, die Strecke der Riedbahn zwischen Mannheim und Biblis wurden durch abgebrochene Äste blockiert. Die Bahn hielt nach Auskunft einer Sprecherin alle Züge an geeigneten Bahnhöfen an oder leitete sie um. Im Fernverkehr waren rund 60 Züge betroffen, im Nahverkehr mehr als 150. Manche Fahrgäste wurden mit Taxis oder Bussen weiterbefördert. Am frühen Morgen waren alle Schäden behoben. "Alle Züge fahren wieder nach Plan", sagte die Bahnsprecherin zu hr-online. Zur Schadenshöhe machte sie keine Angaben.

Auch anderswo spürten die Menschen das Unwetter: Insgesamt mussten die Feuerwehrleute an der Bergstraße und im Odenwald mehr als 300-mal ausrücken, allein an der Bergstraße waren es bis zum Montagmorgen rund 220 Einsätze. In den meisten Fällen blockierten umgekippte Bäume und abgebrochene Äste nach Angaben der Feuerwehr zahlreiche Straßen, darunter die A5. Unterführungen standen unter Wasser. Mancherorts wie in Brensbach (Odenwald) wurden auch Häuser abgedeckt. Die Aufräumarbeiten waren am Vormittag größtenteils abgeschlossen.