Galileo
© DesconocidoHätte der Namensgeber der Satelliten die Berechnung durchgeführt, wären die Satelliten angekommen.
Paris/Kourou - Dem geplanten europäischen Satellitennavigationssystem Galileo droht ein schwerer Rückschlag: Die beiden am Freitag mit einer russischen Sojus-Rakete gestarteten Satelliten für die Konstellation müssen möglicherweise aufgegeben werden.

Nach Angaben der Europäischen Raumfahrtorganisation (Esa) kreisen sie nicht in der richtigen Umlaufbahn um die Erde.

Ob die Satelliten genügend Treibstoff an Bord haben, um aus eigener Kraft in den richtigen Orbit zu kommen, war zunächst unklar. "Das wird kompliziert sein", sagte der Chef der französischen Raumfahrtbehörde (CNES), Jean-Yves Le Gall, der Nachrichtenagentur AFP. "Wir sind dabei zu schauen, ob wir die Situation in den nächsten Stunden retten können."

Die beiden Satelliten waren am Freitagnachmittag an Bord einer russischer Sojus-Rakete ins All gestartet. Zunächst hatte es von allen beteiligten Seiten geheißen, der Flug sei nach Plan verlaufen. Die Raketenbetreibergesellschaft Arianespace teilte allerdings in der Nacht mit, dass neue Beobachtungen eine Abweichung zwischen dem Zielorbit und der erreichten Bahn gezeigt hätten.

Nach Angaben von CNES-Chef Le Gall fliegen die Satelliten derzeit in einer elliptischen Umlaufbahn in etwa 17 000 Kilometern Höhe. Eigentlich hätten sie auf einer Kreisbahn in einer Höhe von mehr als 23 000 Kilometern unterwegs sein sollen. "Was wir wissen, ist, dass drei Stunden nach dem Start irgendetwas falsch gelaufen ist", sagte Le Gall. Eine Untersuchungskommission werde sich um die Ursachenforschung kümmern.

Die beiden in Bremen gebauten Satelliten sind eigentlich als Nummer 5 und 6 in der Galileo-Konstellation geplant, die Europa bis 2020 unabhängig von fremder Technik machen soll. Aktuell verfügen nur die USA sowie Russland über satellitengestützte Navigationssysteme. Beide werden nach Angaben der Europäischen Weltraumorganisation (Esa) vom Militär kontrolliert und können "bei Bedarf" - zum Beispiel aus sicherheitspolitischen Gründen - verfälscht oder sogar abgeschaltet werden. Autofahrer, Rettungsdienste und andere zivile Nutzer von GPS-Geräten wären dann aufgeschmissen.

Ursprünglich sollte das europäische Prestigeprojekt mit geplanten 30 Satelliten bereits 2008 an den Start gehen. Wegen Streitigkeiten unter den Partnerländern gab es aber immer wieder Verzögerungen. Ein eingeschränkter Betrieb soll ab 2015 möglich sein. Die volle Einsatzfähigkeit ist bis 2020 vorgesehen. Insgesamt wird das System einen zweistelligen Milliardenbetrag kosten. Allein für die Lieferung der ersten 14 Satelliten bezahlt die EU 566 Millionen Euro.

dpa