Während die Medizin die Krankheit immer besser in den Griff bekommt, erkranken immer mehr Menschen an Typ-2-Diabetes - oft als Folge des Lebensstils
diabetes
© Joerg Sarbach
Wien - Die moderne Medizin bekommt Diabetes immer besser in den Griff. Dennoch steigt die Zahl der von Spätschäden Betroffenen. Das liegt jedoch nicht an der medizinischen Versorgung, sondern an der stark wachsenden Zahl der Diabetiker, speziell der Typ-2-Diabetiker.

Möglichkeiten zur Senkung des bei den Betroffenen krankhaft erhöhten Blutzuckerspiegels gibt es - unter stetiger Verbesserung - seit Jahrzehnten. Viel größer als die Lebensgefahr ist mittlerweile die, Spätschäden zu erleiden: an früher Atherosklerose mit Herzinfarkt, an Schlaganfällen, chronischen Nierenschäden, Netzhautschäden oder der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit.

Deshalb sind die medikamentöse Behandlung hoher Cholesterinwerte und der Hypertonie sowie Lebensstilveränderungen (Rauchstopp, Bewegung) ebenso wichtig geworden wie die Blutzuckersenkung.

Spätschäden durch Typ-2-Diabetes

Diese Maßnahmen zeigen auch Wirkung: In epidemiologischen Studien wurde belegt, dass 1990 noch 140 pro 10.000 Patienten und Jahr an einem Herzinfarkt starben, im Jahr 2010 waren es nur mehr knapp über 50. Ähnlich verlief die Entwicklung bei den Schlaganfällen. Immerhin haben laut einer groß angelegten Studie, die im Jahr 2010 in der britischen Fachzeitschrift The Lancet erschienen ist, Zuckerkranke etwa das doppelte Risiko für einen Herzinfarkt, das 2,3-fache Risiko für den Tod durch eine koronare Herzkrankheit und weisen auch eine um den Faktor 2,3 erhöhte Gefährdung für Schlaganfälle auf.

Während Typ-1-Diabetiker (insulinabhängiger Diabetes), bei denen die Krankheit zumeist schon in der Jugendzeit ausbricht, sofort auf Insulin angewiesen sind und dementsprechend bei guter Schulung oft sehr gut betreut sind, entwickelt sich Typ-2-Diabetes (nicht-insulinabhängier Diabetes) oft schleichend. Bei der Diagnose sind häufig bereits Spätschäden durch jahrelang zu hohe Blutzucker-, Blutdruck- und Blutfettwerte vorhanden.

Weltweit 250 Mio. Erkrankte

Für den individuellen Patienten ist die Entwicklung - so er sich an die entsprechenden Behandlungsempfehlungen hält - eindeutig positiv. Doch die Zahl der Typ-2-Diabetiker, bei denen die Krankheit durch Übergewicht und andere Risikofaktoren mitbedingt ist, steigt rasant. Aktuell gibt es weltweit mehr als 250 Millionen Zuckerkranke. Die Internationale Diabetes Föderation (IDF) prophezeit bereits 380 Millionen erkrankte Menschen für das Jahr 2025. Die Zunahme ist vor allem durch mehr Übergewicht und mangelnde körperliche Aktivität bedingt, was speziell zur Entwicklung von Typ-2-Diabetes anfällig macht.


In Österreich sind derzeit rund 650.000 Menschen und damit rund acht Prozent der Bevölkerung von Diabetes betroffen. Die Dunkelziffer ist hoch - nur bei rund 400.000 Betroffenen dürfte die Krankheit diagnostiziert sein. Speziell der Ausbruch von Typ-2-Diabetes kann durch eine Lebensstiländerung zumindest hinausgeschoben werden. Ging man noch vor einigen Jahren von einem Anteil der Diabetiker an der österreichischen Bevölkerung von fünf bis sechs Prozent aus, wurden im aktuellen Österreichischen Diabetesbericht 2013 des Gesundheitsministeriums vom November vergangenen Jahres nunmehr die zitierten acht Prozent vermerkt.

Höheres Krebsrisiko

Aktuelle Studien zum Thema zeigen die gesundheitspolitische Brisanz auf: So hat eine am Montag vom britischen Lancet veröffentlichte neue Metaanalyse von 16 wissenschaftlichen Studien mit fast 900.000 Prädiabetes-Patienten ein auch um 15 Prozent erhöhtes Krebsrisiko ergeben.

In den USA ist laut einer weiteren Anfang August publizierten Studie (ebenfalls in Lancet) gar damit zu rechnen, dass zwei von fünf Erwachsenen Diabetes entwickeln werden.

(APA/red)

Link

The Lancet