Ein mysteriöses Loch klafft auf einer Wiese in Bergheim. Mitte Juli war die Öffnung von mehr als einem Meter Durchmesser plötzlich da. Die Behörden sind bereits eingeschaltet, der Grund für die Einsenkung ist noch unbekannt.
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© Vlaminck
Ein Loch in Fliesteden mit einem Durchmesser von etwas mehr als einem Meter beschäftigt zurzeit die Behörden. Mitte Juli hat sich die Erde auf einer Wiese an dem Weg Hinter den Hecken geöffnet. Ursache: unbekannt. „Der Fall ist mysteriös“, sagt Wolfgang Berger, Fachbereichsleiter im Bergheimer Rathaus.


Kommentar: Es ist mysteriös und dennoch ein weltweites Phänomen, dass sich die Erde an vielen Stellen unseres Planeten auftut:



Zwei Bauzäune sichern das Loch gleich doppelt ab. In Sorge sind die Behörden, weil sich die Grube zumindest bis jetzt nicht einfach verfüllen ließ. Zunächst gab es den Verdacht, an der Stelle sei ein früherer Brunnen eingestürzt. Der Erftverband ließ alte Unterlagen sichten und stellte dabei fest, dass er hier im Jahr 1995 eine alte Grundwassermessstelle aufgegeben hat.

„Es gab an der Stelle mal einen Trinkwasserbrunnen, den wir irgendwann übernommen haben“, sagt Stefan Simon, Leiter der Abteilung Grundwasser beim Erftverband. Genauere Informationen, etwa über den früheren Besitzer des Brunnens, gebe es allerdings nicht. Beim Erftverband sei der Brunnen als Messstelle geführt gewesen. „Auch in einem Brunnen kann man ja den Grundwasserstand beobachten. Das wurde früher schon mal so gehandhabt, wenn jemand seinen Brunnen nicht mehr weiterbetreiben wollte.“

Brunnen-Theorie verworfen

Vor fast 20 Jahren dann habe der Verband die Messstelle „abgeworfen“, wie es in der Fachsprache heißt. „Es ist nicht auszuschließen, dass der Brunnen nicht fachgerecht zurückgebaut wurde“, sagt Simon. Vor fast zwei Monaten dann, am 18. Juli, habe der Erftverband einen Bauunternehmer beauftragt, das Loch zu verfüllen, nachdem das Erdreich abgesackt war. „Die Position des Lochs ist annähernd identisch mit der des ehemaligen Brunnens.“

27 Tonnen Kies seien in die Öffnung geschüttet worden. „Das war allerdings ein Vielfaches dessen, was in den Brunnen gepasst hätte“, sagt Simon. Und seit einigen Tagen ist das Loch wieder da - trotz der gewaltigen Menge an Füllkies. Die Theorie mit dem Brunnen ist daher nun wieder verworfen.

Nun wird in der Stadtverwaltung nach einer anderen Erklärung für die Grube gesucht. „Wir arbeiten mit RWE Power und dem Erftverband zusammen“, sagt Berger. „Aber bis jetzt ist uns nicht klar, was es sein könnte.“ Geforscht werde nach geologischen Ursachen, etwa unterirdischen Wasserströmen oder Störungen im Erdreich. Auch eine alte Mergelgrube könnte eine Erklärung sein. Der kalkhaltige Mergel wurde schon im Mittelalter gewonnen, um damit vornehmlich saure Böden zu verbessern. Ebenso könnte es eine alte Braunkohlengrube sein. Berger: „Dann wären das Bergamt in Arnsberg und womöglich der Landschaftsverband Rheinland zuständig.“ Befragungen der Anwohner haben keinen Hinweis erbracht, wohin die Erde verschwunden sein könnte. „Meine Schwiegereltern sind 90 und 88 Jahre alt. Sie sagen, auf der Wiese war nie etwas“, sagt Anwohner Norbert Wirtz. Auch an einen Brunnen könne sich keiner erinnern.

Ortsvorsteherin Elisabeth Hülsewig ist wegen der Bodenbewegungen in Sorge, zumal sich das Erdreich inzwischen auch in einem größerem Durchmesser leicht abgesenkt hat. „Aber ich bin froh, dass sich die Stadt Bergheim eingeschaltet hat und sich um den Fall kümmert.“ Die Wiese ist in Privatbesitz. Streng genommen müsste sich der Eigentümer um die Sicherung der Grube kümmern, im Zuge der Gefahrenabwehr ist jedoch das Ordnungsamt eingeschritten.