Aus offiziellen Stellungnahmen der russischen Regierung geht hervor, dass der Präsident und sein Außenminister weiterhin auf den guten Willen »unserer westlichen Partner« vertrauen, für die Probleme in der Ukraine, für die Washington verantwortlich ist, eine vernünftige Lösung zu finden. Aber in den westlichen Hauptstädten fehlt nicht nur jeder Hinweis auf diesen »guten Willen«, auch die feindseligen Maßnahmen gegenüber Russland nehmen zu. Darüber hinaus sind feindselige Maßnahmen geplant, obwohl ihr wesentlicher Effekt darin besteht, Europa zu schaden.

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So gehorchte der sozialistische französische Staatspräsident Hollande den Anweisungen Washingtons und verweigerte die Auslieferung eines Schiffes, zu der er Russland gegenüber vertraglich verpflichtet war. Die Meldungen zu dieser Angelegenheit sind so nachlässig und inkompetent, dass aus ihnen nicht hervorgeht, ob Russland bereits für das Schiff bezahlt hat oder ob die Zahlungen erst nach Lieferung erfolgen sollten. Sollte Russland noch nicht bezahlt haben, müssen die Unternehmen den Verlust tragen, die für den Bau des Schiffes verantwortlich sind. Hat Russland bereits bezahlt, hat dieser törichte französische Präsident im Namen Frankreichs einen Vertragsbruch begangen, für den auf Frankreich nach dem Völkerrecht erhebliche Kompensationszahlungen zukommen.

Es lässt sich noch nicht sagen, ob Russland damit geschadet wurde. Der Westen muss vor allem die strategischen Atomstreitkräfte Russlands fürchten, aber keinen Hubschrauberträger. Auf jeden Fall hat Holland Russland deutlich gemacht, besser keine weiteren Geschäfte mehr mit Frankreich oder einem anderen NATO-Mitgliedsland abzuschließen.

Russland sollte in dieser Angelegenheit wegen Vertragsverletzung vor Gericht ziehen. Entweder wird Frankreich Strafgelder zahlen müssen, deren Höhe den Auftragswert übersteigen könnte, oder der Westen wird wieder einmal beweisen, dass aus seiner Sicht das Völkerrecht keine Bedeutung besitzt. Wäre ich in der Position Russlands, würde ich auf einen Hubschrauberträger verzichten, um diesen Sachverhalt vor aller Welt deutlich zu machen.

Marine Le Pen, die einzige führungsstarke Politikerin Frankreichs, ist noch nicht an der Macht, aber ihre Anhängerschaft und die öffentliche Unterstützung für sie wachsen. Le Pen erklärte, Hollands vorauseilender Gehorsam gegenüber Obama »wird Frankreich einen hohen Preis abverlangen: Millionen unbezahlter Arbeitsstunden und ein Strafgeld in der Größenordnung von fünf bis zehn Milliarden Euro«. Hollande versuchte seinen Kotau gegenüber Washington mit einer Lüge zu rechtfertigen: »Das jüngste russische Vorgehen im Osten der Ukraine verletzt die grundlegenden Prinzipien europäischer Sicherheit.«

Das Gegenteil ist der Fall. Es ist das törichte Vorgehen Hollands, Merkels und Camerons, das die europäische Sicherheit gefährdet, weil es Washington ermöglicht, seinen Kriegskurs gegenüber Russland fortzusetzen.

Den Nachrichten zufolge, was immer sie auch wert sein mögen, bereiten Washington und seine EU-Marionetten weitere Sanktionen gegen Russland vor. Angesichts der Dummheit und Inkompetenz Washingtons und der EU bleibt unklar, wer unter den Sanktionen mehr zu leiden hat - Russland oder Europa. Wichtig bleibt festzuhalten, dass Russland nichts getan hat, was die Verhängung von Sanktionen rechtfertigen würde.

Schon der Irak, Afghanistan und Libyen wurden auf der Grundlage unverblümter Lügen angegriffen, und im Falle Syriens und des Iran bereitet man auf der Grundlage offenkundiger Unwahrheiten einen Angriff vor. Auch die Sanktionen gegen Russland beruhen ausschließlich auf offenkundigen Lügen. Wie die britische Tageszeitung The Telegraph berichtete, sollen die neuen Sanktionen allen russischen staatlichen Erdöl und Rüstungsunternehmen den Zugang zu Krediten auf den europäischen Kapitalmärkten erschweren. Dies würde mit anderen Worten auch bedeuten, alle westlichen Erdölunternehmen, die in Russland geschäftlich tätig sind, wären von diesen Einschränkungen ausgenommen.

Russland könnte auf diese Sanktionen mit der Beschlagnahmung aller westlichen, in Russland tätigen Unternehmen reagieren, um auf diese Weise den durch die westlichen Sanktionen angerichteten Schaden zu kompensieren. Eine andere Möglichkeit bestünde darin, sich zunehmend auf den chinesischen Finanzmärkten zu finanzieren. Darüber hinaus wäre es möglich, im Energie- und Rüstungsbereich zu einer Eigenfinanzierung überzugehen. Wenn die USA Geld drucken können, um den Untergang von vier oder fünf Großbanken zu verhindern, kann Russland den Geldhahn aufdrehen, um seinen Bedarf zu finanzieren.

Das Beispiel Washingtons lehrt den Rest der Welt, dass ein Land verrückt sein muss, um weiterhin noch Geschäfte mit dem Westen abzuschließen. Der Westen sieht die Wirtschaft als sein wichtigstes Werkzeug, um seine Vorherrschaft über Strafaktionen sowie Ausbeutung und Plünderung durchzusetzen. Es überrascht, dass nach so vielen Lektionen immer noch Länder Kredite des Internationalen Währungsfonds (IWF) beantragen. Es ist derzeit unmöglich, die Augen davor zu verschließen, dass ein Kredit des IWF derzeit zwei Ziele verfolgt: die Ausplünderung des entsprechenden Landes durch den Westen und die Unterordnung des Landes unter die auf Vorherrschaft abzielende Politik des Westens. Nur eine törichte Regierung beantragt noch IWF-Kredite.

Alleinige Verursacher der Krise in der Ukraine sind die USA, die Europäische Union und Kiew. Offenbar interpretiert Washington die zurückhaltende Reaktion Russlands als Beweis dafür, dass sich die russische Regierung einschüchtern lässt. Aber wenn Putin alle Stiche in seiner Hand hält und Europa jederzeit schwersten Schaden zufügen kann, indem er die Lieferung von Erdgas einstellt und darüber hinaus die gesamte Ukraine innerhalb von zwei Wochen oder weniger Russland wieder anschließen könnte, wie will Washington dann seinen Willen durchsetzen?

Ist Russland tatsächlich so verzweifelt, dass es um jeden Preis Teil des Westens sein will und sich mit dem Status eines Vasallenstaates von Washingtons Gnaden zufriedengeben würde?

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