Für gewöhnlich sind die Geräusche und Töne, die die meisten Tiere von sich geben, ihnen angeboren und werden nicht - wie etwa die menschliche Sprache - eigens erlernt. Einige Arten jedoch, wie etwa wir Menschen, können neue Töne nachahmen, in den eigenen "Wortschatz" aufnehmen und sinnvoll in einem sozialen Kontext anwenden. Diese als "stimmliches Lernen" bezeichnete Fähigkeit, gilt als eine der Grundlagen von Sprache allgemein. Während sie schon vereinfacht bei Fledermäusen, einigen Vogelarten und Walen beobachtet wurde, haben Verhaltensforscher nun erstmals beim Studium von Schwertwalen (Orcinus orca) beobachtet, dass diese nicht nur die Geräusche von Delfinen nachahmen, sondern auf diese Weise auch mit ihren Artgenossen sozial kommunizieren können.
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© gemeinfreiSchwertwale.
San Diego (USA) - Wie die Forscher um Whitney Musser von der University of San Diego und Dr. Ann Bowles vom Hubbs-SeaWorld Research Institute aktuell in der Fachzeitschrift Journal of the Acoustical Society of America (DOI: 10.1121/1.4893906) berichten, haben sie in ihren Studien festgestellt, dass Schwertwale, die mit Delfinen vergesellschaftet wurden, ihre eigenen Klick- und Pfeifgeräusche denen der Delfine anpassten und dadurch mit ihren Artgenossen sozial interagierten und kommunizierten.

Tatsächlich verfügen Schwertwale, die zur Familie der Delfine (Delphinidae) gehören, wie die meisten Wale schon unter sich über ein recht komplexes Repertoire an Klick-, Pfeif und gepulsten Rufen und Tönen, wie sie sich auch innerhalb sozialer Gruppen voneinander unterscheiden. Die schon seit Jahren mit Delfinen lebenden SeaWorld-Schwertwale, veränderten nun jedoch die Anzahl und Rate ihrer Geräusche derart, dass diese sich dem Vokabular der Delfine anpassten. Zudem konnten die Forscher belegen, dass die Orcas sogar in der Lage sind, gänzlich neue Laute zu erlernen, die Pfleger eigentlich den Delfinen beigebracht hatten.

Zwar bedeute die Fähigkeit der Schwertwale zum stimmlichen Lernen noch nicht, dass diese "Sprache" auch mit der menschlichen vergleichbar sei, erläutern die Forscher. Aber die Forschungsergebnisse deuten daraufhin, dass die Tiere einen erhöhten Grad neuraler Plastizität aufweisen - also der Fähigkeit, Verbindungen im Hirn derart zu verändern, um so neue Informationen aufnehmen zu können.

"Schwertwale scheinen tatsächlich sehr motiviert zu sein, die Geräusche ihrer sozialen Partner nachzuahmen", so Bowles. Allerdings werde die Bedeutung dieses Verhaltens bislang nur wenig verstanden.