Pluto
© DPAKünstlerische Darstellung des Zwergplaneten Pluto (l.) mit der Erde (oben) und dem größten Pluto-Mond Charon (r.)
Neue Erkenntnisse über den Pluto: Die Atmosphäre des Eiszwergs ist viel größer als bekannt. Forscher erhoffen sich Hinweise über fundamentale physikalische Phänomene.

Der Zwergplanet Pluto am Rande unseres Sonnensystems hat eine viel größere Atmosphäre als bislang bekannt: Seine Gashülle erstreckt sich 3000 Kilometer weit ins All, dies entspricht einem Viertel des Wegs bis zu Plutos größtem Mond Charon.

Das haben britische Astronomen mit dem 15 Meter großen James-Clerk-Maxwell-Teleskop auf Hawaii beobachtet. Sie entdeckten auch Kohlenmonoxid in der Atmosphäre des Eiszwergs. Zuvor galt die Gashülle als gut hundert Kilometer dick.

Plutos extrem dünne Atmosphäre besitze ein fragiles Gleichgewicht aus dem Kühlmittel Kohlenmonoxid und dem Treibhausgas Methan. Sie sei wahrscheinlich die empfindlichste im ganzen Sonnensystem, berichtete Jane Greaves von der Universität von St Andrews. Greaves wird die Beobachtungen ihres Teams an diesem Mittwoch auf der Jahrestagung der britischen Königlichen Astronomischen Gesellschaft in Llandudno (Wales) vorstellen.

Die Gashülle des Zwergplaneten war 1988 gefunden worden, als Pluto von der Erde aus gesehen vor einem fernen Stern vorbeizog und dessen Licht nicht abrupt verschwand, sondern zunächst von der Gashülle abgeschwächt wurde. Der ferne Zwergplanet erlebe wahrscheinlich derzeit einen Klimawandel, meint Greaves. „Wir glauben, dass die Ausdehnung der Atmosphäre gewachsen ist.“

Unbekanntes Farbenspiel auf Pluto entdeckt

Pluto
© REUTERSAuf den jüngsten Fotos von Pluto erscheint der Himmerlskörper deutlich röter und stärker gesprenkelt als auf älteren Bildern, teilte die US-Raumfahrtbehörde Nasa mit.
Pluto
© REUTERSDie Farbveränderungen fanden offenbar zwischen den Jahren 2000 und 2002 statt und sind laut Nasa wahrscheinlich damit zu erklären, dass auf dem sonnenbeschienenen Pol des Pluto Eis schmolz und am anderen Pol gefror.
Pluto
© REUTERSDie Farbveränderungen bestätigten, dass Pluto deutlichen Veränderungen der Atmosphäre ausgesetzt sei.
Pluto
© AFPSollte sich die These der jahrezeitlich und wetterbedingten Veränderungen auf dem Pluto bestätigen, eröffnet dies ganz neue Forschungsansätze.


1989 hatte Pluto den sonnennächsten Punkt seiner Umlaufbahn passiert. Wahrscheinlich habe das etwas stärkere Sonnenlicht zusätzliches Eis verdampft und so die Atmosphäre aufgeblasen, glauben die Astronomen, die ihre Entdeckung auch im Fachjournal „Monthly Notices of the Royal Astronomical Society“ vorstellen. Trotz der etwas geringeren Sonnenentfernung ist die Tiefkühlatmosphäre des Eiszwergs frostige minus 220 Grad Celsius kalt.

Kohlenmonoxid und Methan, bislang das einzige andere auf Pluto nachgewiesene Gas, sind aber wohl nur Spurengase in Plutos Hülle. Als Hauptbestandteil vermuten die Astronomen wie auf der Erde Stickstoff. Sie wollen die Entwicklung der Pluto-Atmosphäre möglichst lange weiterverfolgen.

Greaves: „Diese einfache, kalte Atmosphäre, die stark von der Sonnenwärme beeinflusst wird, könnte uns wichtige Hinweise auf die fundamentalen physikalischen Zusammenhänge geben“ - und so zu einem besseren Verständnis der Erdatmosphäre beitragen.

Der erst 1930 entdeckte Pluto war 2006 von der Internationalen Astronomischen Union zum Zwergplaneten degradiert worden. 2015 bekommt der Eiszwerg, der nur alle 248 Jahre einmal die Sonne umrundet, erstmals Besuch von einer irdischen Raumsonde: Dann wird die Nasa-Mission „New Horizons“ den Zwergplaneten erreichen.