Was für ein erstaunlicher Zufall: Ein Ort an der Hudson Bay in Kanada wurde im Abstand von Jahrmillionen zweimal von einer großen Bombe aus dem All getroffen.
Bild
© USGSClearwater-Krater in Quebec, Kanada: Etwa 286 Millionen Jahre und 460 Millionen Jahre alt
Hamburg/Heidelberg - Sie wirken wie ein Geschwisterpaar, die beiden Clearwater-Krater an der Hudson Bay im Nordosten Kanadas. Der Einschlag eines Doppel-Meteoriten galt als Verursacher. Ähnlich wie bei dem Nördlinger Ries und dem Steinheimer Becken in Süddeutschland hätten ein großer Meteorit und sein kleinerer Begleiter vor Jahrmillionen zwei Krater hinterlassen, so lautete die Theorie.

Nun aber präsentieren deutsche Forscher eine Überraschung. Die 36 und 26 Kilometer breiten Krater seien in unterschiedlichen Erdzeitaltern entstanden, berichten Forscher um Mario Trieloff von der Universität Heidelberg und Martin Schmieder von der University of Western Australia. Der gleiche Ort wurde mithin zweimal von einer kosmischen Bombe getroffen, und beide Krater blieben erhalten - ein erstaunlicher Zufall.

Die Geoforscher stützen sich auf ihre Untersuchung des Untergrunds. Beide Krater zeigten zwar typische Merkmale von Meteoriten-Einschlägen: Minerale und Gesteine, deren Kristallgitter schockartig zertrümmert sind und einst geschmolzen waren. Im östlichen Krater aber liegen Spuren eines Steinmeteoriten, eines Chondriten. Im West-Krater hingegen seien solche Spuren trotz intensiver Suche bisher nicht nachgewiesen worden.

Auch magnetische Minerale unterscheiden sich: Beim Einschlag schmilzt Gestein, sodass sich magnetische Teilchen nach dem Erdmagnetfeld richten. Ihre Orientierung behalten sie bei, sobald das Gestein erstarrt. Dass die Minerale in beiden Kratern unterschiedlich ausgerichtet sind, zeige also, dass sie zu verschiedenen Zeiten entstanden sein müssten.

"Laune der Natur"

Den entscheidenden Beweis bringt schließlich die Gesteinsdatierung mittels radioaktiver Messung. Strahlende Minerale zerfallen mit konstanter Rate in ihre Tochtersubstanzen. Das Verhältnis von Mutter- und Tochterpartikeln verrät also das Alter eines Gesteins.

Der westliche Clearwater-Krater ist demnach rund 286 Millionen Jahre alt, der östliche Krater dagegen 460 bis 470 Millionen Jahre, schreiben die Wissenschaftler in ihrer Studie, die in Kürze im Fachblatt Geochimica et Cosmochimica Acta erscheinen soll. Knapp 200 Millionen Jahre lagen also zwischen beiden Einschlägen.

"Die Ergebnisse unserer Forschung widersprechen klar dem lang gehegten Glauben, die beiden Krater seien gleichzeitig entstanden", sagt Martin Schmieder. "Nach unserer neuen Erkenntnis liegen die beiden Clearwater-Krater nur rein zufällig so nah beieinander, aus einer Laune der Natur heraus."

boj