Reynolds, zweitgrößter US-Tabakkonzern, untersagt seinen Mitarbeitern das Rauchen im Betrieb. Das mache krank, heißt es. Eine erstaunliche Erkenntnis.
Rauchen ist gesünder als Faschismus!
© revoltwear.netRauchen ist gesünder als Faschismus!
Man stelle sich vor: Ein Nudelfabrikant verbietet seinen Mitarbeitern das Pastaessen oder ein Verlag untersagt den seinen das Bücherlesen. Eine unsinnige Vorstellung, sollten doch die Hersteller eines Produktes von dessen Wert und Nutzen überzeugt und dessen beste Werber sein. Man muss dazu sagen, dass von den genannten Beispielen keine Lebensgefahr ausgeht.

Anders liegt der Fall des Tabakwarenfabrikanten Reynolds, zweitgrößter der USA. Dieser untersagte am Donnerstag seinen 5 200 Angestellten das Rauchen von Zigaretten, Zigarren oder Pfeifen im Betriebsgebäude. Das Konsumverbot für die hauseigenen Produkte gilt für Büros, Konferenzräume, Lobby und Aufzüge. Rauchfrei waren im Konzern, der Marken wie Camel und Pall Mall produziert, bisher Werkstattflure, Firmen-Fitnesscenter und die Cafeteria. 18 Prozent der Kolleginnen und Kollegen in der Zentrale in Winston-Salem, North Carolina, rauchen, was dem Durchschnitt unter erwachsenen US-Bürgern entspricht.

Was treibt Reynolds zu diesem werblich riskanten Schritt? Die Einsicht, dass man seinen erheblichen Gewinn macht, weil sich Menschen krank- und totrauchen? Wird man nach den Mitarbeitern auch Normalsüchtige zum Giftverzicht aufrufen? Etwa durch den freiwilligen Aufdruck: „Packung vor Öffnen wegwerfen - Lebensgefahr!“ So weit kommt es gewiss nicht, die Maßnahmen werden umgehend abgemildert.

Zum einen treten sie erst dann in Kraft, wenn auf dem Firmengelände ansprechende Raucherräume eingerichtet sind. Niemand wird demütigend vor die Tür gedrängt. Zum anderen sind alle Tabakprodukte, die keinen Rauch absondern, weiterhin erlaubt - also Kautabak (sogenannter moist snuff) oder Snus, ein mit Salzen versetzter Tabak, der unter die Ober- oder Unterlippe gesteckt wird. Smokeless Tobacco gilt als Auslöser von Mundhöhlen-, Lippen- und Zungenkrebs. Immerhin zieht Kauen den Nachbarn nicht in Mitleidenschaft.

Warum aber nun das Qualmverbot? „Wir bringen unsere Tabaknutzerregeln besser in Übereinstimmung mit den Realitäten, wie wir sie in unserer heutigen Gesellschaft sehen“, sagt ein Firmensprecher und hüllt die schizophrene Situation in eine dicke Smokewortwolken. Ein anderer sagt: „Wir hätten es längst tun sollen. Es macht krank.“ Aha.