Falls der kürzlich von russischen Forschern entdeckte Asteroid mit unserem Planeten kollidiert, werden die Folgen wahrscheinlich katastrophal sein. Das bestätigt ein Astronom. Ein Zusammenstoß ist nicht auszuschließen, weil der Himmelskörper die Erdbahn kreuzt.
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Von drei Planeten beeinflusst

Wladimir Lipunow, Professor an der Staatsuniversität Moskau und Leiter des russischen Teleskop-Netzwerkes MASTER, sagte im Gespräch mit der Zeitung „Iswestija“, der Asteroid 2014 UR116 sei Ende Oktober in rund 1,5 Millionen Kilometer Entfernung an der Erde vorbeigeflogen. Der 370 Meter breite Himmelskörper sei 20-mal so groß wie jener Meteorit, der im Februar 2013 im Ural-Gebiet Tscheljabinsk niedergegangen war. Der neu entdeckte Asteroid kreuze die Erdbahn und könne deshalb theoretisch mit unserem Planeten kollidieren, hieß es.

„Eine Kollision wäre ziemlich gefährlich - je nachdem, wo der Asteroid niedergeht. Stürzt er in den Ozean, so kann er starke Tsunamis verursachen und Küstenstädte dadurch ausradieren. Falls er beispielsweise ein Atomkraftwerk irgendwo in Frankreich trifft, wird ganz Europa bedroht sein“, so Lipunow.

Vorerst sei es allerdings nicht bekannt, ob es zu einem Zusammenstoß komme und wann das geschehen könne. Der Forscher erläuterte: „Der Asteroid fliegt an der Venus, an der Erde und am Mars vorbei. Das heißt, er wird von diesen drei Planeten ständig beeinflusst. Sie korrigieren seine Bahn. Beim nächsten Flug am Mars vorbei kann sich die Bahn des Asteroiden wieder ändern. Was aber feststeht, wird es binnen zwei Jahren keine Kollision mit der Erde geben.“ In Bezug auf seine Bahn im Sonnensystem lasse sich der neue Asteroid generell mit dem Ural-Meteor vergleichen, so Lipunow.

Mehr Details zum Ural-Meteor

Es gibt unterdessen neue Details zum Meteoriten-Hagel im Ural. Wie aus dem jüngsten Bericht des russischen Forschungsinstituts für Zivil- und Katastrophenschutz hervorgeht, hatte sich die Stoßwelle damals über insgesamt 6.500 Quadratkilometer ausgebreitet.

Der Himmelskörper war damals in der Luft explodiert, seine kleineren Fragmente gingen außerhalb der Stadt nieder. Trotzdem gingen in mehr als 7.000 Gebäuden Fensterscheiben zu Bruch, mehr als 1.600 Menschen wurden dabei verletzt. Wäre der Meteorit unmittelbar in Tscheljabinsk eingeschlagen, hätte dies ein richtiges Desaster verursacht, wie Wladislaw Bolow vom russischen Katastrophenschutz-Ministerium damals der Agentur Ria Novosti sagte.

Nach Angaben der NASA hatte der Ural-Meteorit einen Durchmesser von rund 17 Metern und war rund 10.000 Tonnen schwer. Mit einer Geschwindigkeit von rund 18 Kilometern pro Sekunde trat er unter einem scharfen Winkel in die Erdatmosphäre ein und explodierte 32,5 Sekunden später. Die dabei freigesetzte Energie entsprach 440 Kilotonnen TNT.

Boris Schustow, Chef des Astronomie-Instituts der Russischen Akademie der Wissenschaften, kommentierte, kein Land der Welt sei vorerst technisch in der Lage, solche Himmelskörper in der Atmosphäre zu vernichten. Erst gegen 2030 könne Russland unter gewissen Bedingungen ein entsprechendes Frühwarnsystem aufbauen, hieß es.

Falls ein gefährlicher Asteroid auf Kollisionskurs rechtzeitig geortet wird, soll er unschädlich gemacht werden. Die Frage ist aber, wie das geschieht. Juri Nefedjew, Direktor des in Kasan ansässigen Engelhardt-Observatoriums, sagte im Gespräch mit Stimme Russlands: „Verschiedene Lösungen werden angeboten, um einen Asteroiden zu zerstören bzw. seinen Aufprall gegen die Erde zu verhindern. Der erste Vorschlag ist, den Asteroiden mit einem nuklearen Sprengsatz oder anders zu sprengen. Diese Lösung kommt heute jedoch nicht in Betracht, denn ein zerstückelter Asteroid könnte der Erde auch schwer schaden. Die zweite Lösung wäre, eine Raumsonde zum Asteroiden zu schicken, um dessen Flugbahn durch die Anziehungskraft zu korrigieren. Dann soll der Himmelskörper an unserem Planeten vorbeifliegen.“