Am vergangenen Wochenende fand ein Treffen der Tornado-Arbeitsgruppe Deutschland statt, in der auch der Tornadoexperte Thomas Sävert von der MeteoGroup-Unwetterzentrale Mitglied ist. 2014 wurde in Deutschland die höchste Zahl an bestätigten Tornados seit mehreren Jahren registriert. Nach der vorläufigen Bilanz gab es in diesem Jahr mindestens 49 Tornados und mehr als 220 Verdachtsfälle.

Tornado Juli 2014
© Screenshot / UnbekanntMittlerweile bestätigter Tornado am 06.07.2014 über Schönenberg-Kübelberg in Rheinland-Pfalz
So viele Tornados wie seit fünf Jahren nicht mehr

Die Tornado-Arbeitsgruppe Deutschland setzt sich aus 12 Fachleuten und Interessierten aus verschiedenen Fachrichtungen zusammen. Mitglieder sind u.a. Meteorologen, ein Vertreter des European Severe Storm Laboratory (ESSL) mit der europäischen Unwetterdatenbank ESWD, ein Forstexperte, ein Experte für Gebäudeschäden sowie der Vorstand von Skywarn. Ziel der Arbeitsgruppe ist es, die Tornadoforschung in Deutschland voranzutreiben, da hierzulande keine institutionelle Tornadoforschung durchgeführt wird.

Mehr Tornados als in 2014 wurden zuletzt vor fünf Jahren (2009) mit 50 bestätigten Fällen und davor im Jahr 2007 mit 72 bestätigten Fällen in Deutschland registriert. Im Rekordjahr 2006 wurden sogar 121 Tornados gemeldet. Bei dem Meeting der Tornado-Arbeitsgruppe Deutschland wurden unter anderem zahlreiche Verdachtsfälle der zurückliegenden Saison besprochen. „Wir konnten einige dieser Verdachtsfälle bestätigen. Sehr markant sind die drei Tornados vom 6. Juli im Bereich Rheinland-Pfalz und Saarland, die auf engstem Raum auftraten und nur schwer auseinandergehalten werden konnten“, erläutert Thomas Sävert, Meteorologe bei MeteoGroup und Tornado-Experte.


Gesichtet wurde bei dem Meeting nicht nur Bild- und Videomaterial, auch Aussagen von Augenzeugen wurden geprüft und Fotos der aufgetretenen Schäden diskutiert. Auf einen Tornado deuten unter anderem eine enge und lange Schneise, unterschiedliche Fallrichtungen von Bäumen und erhebliche Verfrachtungen von Gegenständen über größere Strecken sowie Einschläge von Trümmern in den Boden oder in Mauern hin. „Die diesjährige Anzahl der Tornados geht zum einen auf die unbeständige Wetterlage während des diesjährigen Sommers zurück. Zum anderen werden solche Ereignisse heute im Vergleich zu früher durch die Nutzung von Social Media-Kanälen wie Facebook und die zunehmende Verbreitung von Smartphones sehr schnell dokumentiert und im Internet geteilt“, sagt der Tornadoexperte.

Was ist ein Tornado?

Tornados treten meist in Zusammenhang mit Schauern oder Gewittern auf. Unter einem Tornado versteht man einen eng begrenzten Wirbel, der von einer konvektiven Wolke bis zum Boden hinabreicht. Tückisch ist, dass er nicht durchgehend sichtbar sein muss. Den durch Kondensation sichtbaren Teil des Wirbels nennt man Trichterwolke (engl. Funnelcloud). In einem Tornado könnenWindgeschwindigkeiten von mehreren Hundert Kilometern pro Stunde auftreten. Dadurch sind schwerste Schäden möglich, und selbst große Gegenstände können zu gefährlichen Geschossen werden. Dabei können Tornados hierzulande genauso stark sein wie die Twister in den USA. Im Mai 1979 wurden bei einem verheerenden Tornado in Brandenburg tonnenschwere Mähdrescher durch die Luft gewirbelt. Tornadosaison in Deutschland ist von Mai bis September, aber auch in der kalten Jahreszeit können einzelne Tornados entstehen.

Die tatsächliche Tornadoanzahl für 2014 kann noch steigen. Das Jahr ist noch nicht zu Ende, und viele Verdachtsfälle konnten wegen der hohen Anzahl noch nicht abschließend diskutiert werden.