Drogen Auslöser psych. Erkrankungen
© PICTURE-ALLIANCE/CHROMORANGEDrogen können Ursache psychischer Erkrankungen sein.
Egal, ob Magersucht, Schizophrenie oder Aufmerksamkeitsstörungen: Psychische Krankheiten bei Jugendlichen nehmen immer mehr zu. Eine Ursache neben dem sozialen Umfeld auch der Drogenkonsum. Denn der Haschisch- und Alkoholkonsum kann das Gehirn nachhaltig schädigen - besonders bei Jüngeren.

Psychische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen nehmen nach Aussage des Kinder- und Jugendpsychiaters Eberhard Meyer zu. Der ärztliche Direktor der Vitos Klinik Hofheim im südhessischen Riedstadt stellt außerdem eine Zunahme der Schwere der Erkrankungen fest. So trete Schizophrenie zunehmend bei Jugendlichen unter 19 Jahren auf.

Drogenkonsum im internationalen Vergleich

Drogenkonsum im internationalen Vergleich
© INFOGRAFIKWELT ONLINEDrogenkonsum im internationalen Vergleich (Zahlen von 2008): So hoch ist der Anteil der Alkoholkonsumenten.
Meyer sieht eine Ursache im massiv gestiegenen Haschisch-Konsum. „Bei Jugendlichen ist der Cannabis-Konsum häufiger als der Alkoholkonsum“, sagte Meyer. Aber auch der häufige frühe Alkoholkonsum hinterlasse Spuren im kindlichen Gehirn. Das sei empfindlicher als das Erwachsenen-Gehirn, erklärte Meyer.

Ein weiterer Grund für die Erkrankungen sei die Lage in den Familien. Viele Eltern seien heute immer seltener in der Lage, die Probleme der Kinder zu erkennen und abzufangen, so Meyer. Außerdem sei die Häufigkeit der psychischen Erkrankungen schichtabhängig und steige mit der Anzahl der Kinder. So seien untere soziale Schichten stärker betroffen.

Eltern sollten reagieren, wenn ihr Kind Schwierigkeiten in der Schule bekommt und sich aus der Familie zurückzieht. Der Arzt rät dann zu einem Gespräch mit dem Kind. „Dieser Schritt fehlt oft. Wir geben vieles in professionelle Hände, was auch gesellschaftlich zu regeln wäre“, sagte Meyer.

Seiner Meinung nach gebe es nicht genügend Möglichkeiten für eine stationäre Behandlung. „Die Klinken sind nicht mehr in der Lage, den Ansturm zu bewältigen“, kritisierte Meyer. „Bei jeder Notaufnahme müssen wir eine Notentlassung machen.“ Immer häufiger nehme auch die Polizei Zwangseinweisungen vor. Das passiert beispielsweise, wenn ein Jugendlicher in der Schule randaliert hat.

Insgesamt bekommen nach den Worten von Meyer zehn bis zwanzig Prozent der Kinder und Jugendlichen bis zum 18. Lebensjahr eine „kinderpsychiatrische Störung“. Nur rund ein Fünftel erhalte eine Therapie, davon nur jeder Zweite in angemessener Form: „Wir haben in Deutschland eine zu geringe Zahl von Kinder- und Jugendtherapeuten und -psychologen.“