Der Preis von Rohöl ist dramatisch in den letzten Monaten gefallen und liegt jetzt unter 60 Dollar das Fass. Im Juni kostete ein Fass noch über 105 Dollar. Man kann den gesunkenen Ölpreis auf viele Art darstellen, aber am einfachsten ist es zu sagen, Rohöl ist jetzt billiger als Mineralwasser. Ein Fass Öl beinhaltet 158,987 Liter. 60 Dollar ist gleich 48,38 Euro. Demnach kostet 1 Liter Rohöl 30 Eurocents. Die meisten bekannten Mineralwasser wie Geroldsteiner oder Apollinaris liegen im Preis pro Liter weit darüber, ab 0,50 Euro bis 1 Euro und mehr. Klar gibt es auch billiges "no-name" Wasser um die 30 Cents bei den Discountern, aber generell ist Rohöl so tief im Preis gesunken und kostet weniger als Mineralwasser.
Bild
Bild
Dieser dramatische Fall des Preises für Rohöl zeigt, der Zustand der Weltwirtschaft muss sehr schlecht sein. Der Bedarf an Öl liegt viel tiefer als die Produktion. Die Welt schwimmt offensichtlich in Öl, es gibt mehr als genug, deshalb ist der Preis gesunken. Damit wird bestätigt was ich schon lange sage, die Behauptung es gebe ein "Peak-Oil", also der Verbrauch würde die maximale Fördermenge übersteigen, ist völliger Blödsinn. Das habe ich Daniele Ganser schon vor Jahren gesagt, er würde einen Irrglauben verfolgen. Jahrelang warnte er in seinen Seminaren und Vorträgen, das Öl geht bald aus, wir werden auf dem Trockenen sitzen und der Ölpreis wird deshalb astronomisch steigen.


Er liegt voll daneben mit seiner Prognose. Auch seine Behauptung, der Westen führt Kriege wegen Öl, habe ich versucht ihm zu erklären, ist anders als er denkt. Es geht nicht darum Länder zu überfallen um Öl aus den Boden zu holen, sondern genau andersrum, damit es im Boden bleibt. Warum? Weil wir auf der Welt in Öl schwimmen und zu viel Förderung den Preis verdirbt. Saddam Hussein wurde von Washington angegriffen und ermordet, damit er aufhört zu viel Öl zu fördern, das war doch der Grund. Amerika hat doch nicht den Irak überfallen um Öl von dort zu stehlen, sondern damit die Produktion gedrosselt wird und dann der Preis steigt. So ist es auch geschehen.

Wieso wurde Gaddafi von der NATO angegriffen und ermordet? Weil er ein "böser Diktator" war wie man uns erzählt hat? Ist doch lächerlich.Nein, aus dem selben Grund warum man Saddam beseitigte. Aus Sicht der globalen Elite hatte Libyen eine zu hohe Ölproduktion, die Gaddafi nicht verringern wollte, weil Libyen als quasi sozialistischer Staat mit den Öleinnahmen der Bevölkerung viele Gratisdienste anbieten konnte, wie kostenlose medizinischen Versorgung, Familienunterstützung, Schulbildung und vieles mehr. Die meisten Menschen im Westen haben keine Ahnung vom arabischen Sozialismus (Baath Partei), so wie er im Irak und in Syrien, aber auch in Libyen praktiziert wurde.

Von einem hohen Ölpreis profitieren logischerweise viele, nicht nur die Förderländer, sondern besonders die amerikanischen Ölkonzerne, aber auch der amerikanische Staat. Durch die Ölpreisbindung an den Dollar ist die Dominanz der USA über die Weltwirtschaft gewährleistet. Je höher der Ölpreis je mehr Dollar muss die ganze Welt kaufen um den Energieimport zu bezahlen, je mehr Dollar müssen die Zentralbanken als Reservewährung halten, je mehr Dollar kommen zurück im Kreislauf und es werden damit US-Schuldscheine gekauft. Die gigantische amerikanische Schuldenwirtschaft auf die der "American Way of Life" aufbaut, ist nur wegen dem Petrodollar möglich.

Das heisst, es ist im Interesse Washingtons einen hohen Ölpreis zu haben und nicht einen niedrigen, damit viele Dollars im Finanzsystem zirkulieren und der weltweite Bedarf für Dollars hoch ist. Nur so ist ein "Leben über seine Verhältnisse" möglich. Wenn man es genau nimmt, dann schadet der aktuelle Preiszerfall des Öls mittel- und langfristig den USA am meisten.

Die ganze Fracking-Industrie im Lande wird es sowieso bald lüpfen, denn das ist ja die teuerste Form der Ölförderung. Rechnen wir mit einem Zusammenbruch nicht nur der Förderfirmen, sondern auch der Banken und Hedgefonds die in diese extrem umweltschädliche Energiegewinnung investiert haben.

Dabei sind die aktuellen 60 Dollar pro Fass nicht mal der Tiefpunkt. Der Preis kann viel weiter auf 40 Dollar und weniger sinken. Speziell weil OPEC keine Absicht zeigt die Produktion zu verringern. Dieses Überangebot, diese Schwemme und dieser Überfluss drückt den Preis ins bodenlose. Das wird dramatische Auswirkungen nicht nur auf die bekannten Ölförderländer haben, sondern auch auf die westlichen Industrienationen.

Wenn der Preis unter die Produktionskosten sinkt, was bereits vieler Orts geschehen ist, wird eine Pleitewelle in der Ölindustrie folgen. Bekannte Namen haben schon Massenentlassungen angekündigt, wie Halliburton, wo 1000 Arbeiter ihren Job verlieren, und auch BP plant einen grossen Personalabbau.

Wegen dem fallenden Ölpreis sind auch die Kurse an den Aktienbörsen gefallen. Die globalen Ölkonzerne wie Chevron und Exxon Mobil waren die grössten Verlierer im Dow Jones Index in den vergangenen Tagen. Auch die Aktien der Firmen die nach Öl suchen haben Kursverluste erlitten. Wer will denn noch nach neuen Quellen bohren?

Am schlimmsten trifft das billige Öl die amerikanischen Investmentfonds, die wie verrückt in die Schuldpapiere der US-Ölbranche für etwa 30 Milliarden Dollar investiert haben. Sie verlieren rapide an Wert, genau so schnell wie der Ölpreis fällt. Die nächste Kreditblase wird dann bald platzen, so wie die Immobilienblase 2008.

Billiges Öl ist auch für die Ausweitung der alternativen Energien schädlich. Wenn Öl so billig wie Wasser ist und im Überfluss vorhanden, warum in teuere Alternativen investieren? Die Autofahrer und andere Treibstoffverbraucher mögen sich jetzt freuen, weil an den Tankstellen die Preise fallen. Die Geschichte zeigt aber, billiges Öl ist nur vorübergehend. Der Preis kann morgen wieder steigen.

Egal, der generelle Trend geht gegen Öl als Energiequelle und das "flüssige Gold" wird den Weg der Kohle gehen. Der Abbau wurde faktisch eingestellt und es liegt mehr Kohle im Boden als je gefördert wurde. Schauen wir uns die Geschichte an. Holz war bis vor 200 Jahren der Brennstoff Nummer 1. Dann wurde Holz durch Kohle ersetzt. Mitte des 20. Jahrhunderts wurde Kohle durch Öl abgelöst und jetzt Öl durch Gas.

Der Anstieg des Gasverbrauchs auf Kosten von Öl ist auch ein Grund für den Preiszerfall. In wenigen Jahrzehnten wird aber auch Gas durch Wasserstoff oder irgendeine saubere und erneuerbare Energieform ersetzt. Möglichweise wird jeder Haushalt sein eigenes Kraftwerk haben. Die Technologie dazu gibt es. Dann bleibt Öl und Gas wie Kohle im Boden liegen.

OPEC steht vor einer Zukunft wo dessen Produkt Öl, das im Übefluss vorhanden ist, kontinuierlich Marktanteile an Gas und andere Energieformen verliert und bereits verloren hat. Jetzt versucht die OPEC unter der Führung der Saudis durch eine Preisreduzierung den Anteil am Energiemarkt zurück zu gewinnen. Vergeblich!

Es gibt Beobachter die meinen, die USA und Saudi Arabien haben sich zusammengetan, um den "Feinden" wie Russland, Syrien, Iran und Venezuela eine tödlichen Stoss zu versetzen. Sie haben sich geeinigt den Preis so lange niedrig zu halten, bis denen die Luft ausgeht. Sobald das geschehen ist, geht der Preis wieder nach oben, meinen sie.

Andere Stimmen behaupten, es ist andersrum. Die grössten Energieproduzenten der Welt, Russland und Saudi Arabien, sind hier Partner und wollen den Kanadiern, Amerikanern und Europäern einen Schaden zufügen und das Fracking und die Inlandsförderung endgültig beerdigen, damit sie nicht energieunabhängig werden. Es geht um das Loswerden von lästiger Konkurrenz und Sicherung des Marktes. Nach dieser Flurbereinigung geht der Preis nach oben.

Dann gibt es die dritte Version, Saudi Arabien geht gegen alle Seiten vor, wie auch schon. Will Russland und Iran als grösste Konkurrenten und die westlichen Fracker mit Kanada, USA und Europa, und auch die lokalen Rivalen am Golf loswerden und den Ölmarkt alleine bestimmen. Die Kriegskasse sei mit 800 Milliarden Dollar voll und damit könnten die Saudis eine Weile durchhalten.

Wir wissen nicht, wer gegen wen ein Kompott hier durchführt und ob die Preisreduzierung überhaupt mit Absicht passiert. Vielleicht liegt es wirklich nur an Marktkräften, an zu viel Angebot und zu wenig Nachfrage. Das heisst, die Weltwirtschaft macht eine Vollbremsung, der Motor braucht viel weniger Öl als Treibstoff und deshalb der niedrige Preis.

Egal wie, wir können uns auf turbulente Zeiten in den nächsten Monaten einrichten, denn der Preiszerfall des Öls wird weltweit dramatische Konsequenzen nach sich ziehen. Bei den Produzenten wie bei den Konsumenten. Es könnte zu Firmenkonkurse, Staatspleiten, Währungsturbulenzen und sogar zu einem Krieg führen, denn es geht um die Existenz.

Was gerade mit der russischen Währung passiert, der starke Kursverlust gegenüber Dollar und Euro, ist ein Teil davon. Es handelt sich um einen hinterhältigen Krieg mit finanziellen Mitteln gegen Russland. Der Kurs ist doch voll manipuliert und hat nichts mit der Wirtschaftskraft Russlands zu tun. Sind die Fabriken plötzlich verschwunden, die Landwirtschaft, die Rohstoffe oder das Öl und Gas das Russland hat? Nein. Die Finanzverbrecher drücken künstlich den Kurs, so wie den für Gold und andere Commodities.

Aber diese Situation hilft Russland mittelfristig, denn dadurch werden die Exporte gefördert weil billiger und die Inlandsproduktion angekurbelt, weil die Importe teuerer werden. Deutschland verliert noch mehr Exporte nach Russland. Wenn Aktien und andere Werte in Russland jetzt günstig sind, ist es der Zeitpunkt dort zu kaufen. Ich würde die Aktien von Ölfirmen als Schnäppchen holen. Wenn alle etwas verschmähen sollte man zugreifen.

Verwandter Artikel:
Wissenschaftler bestätigen, Erdöl ist kein fossiler Brennstoff

Update: Der Ölpreis ist weiter auf 55 Dollar gefallen.