Die ersten Schaulustigen haben ihn längst in Augenschein genommen, den Teich, der plötzlich unweit der Teichholzmühle in der Gemarkung Bilzingsleben entstanden ist.
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© TLUGJanuar 2015: Erdfall bei Bilzingsleben - Aus einer Wiese wurde ein Teich
Bilzingsleben (Landkreis Sömmerda) - Unsere Zeitung hatte über den Erdfall berichtet, der sich zwischen Weihnachten und Silvester 2014 ereignete. Das Gelände ist weiträumig abgesperrt, aber gut einsehbar. Betreten darf man die Fläche hinter dem Forellenteich in Richtung Wald nicht.

Die Fachleute schon. Dr. Sven Schmidt vom Geologischen Landesdienst bei der Landesanstalt für Umwelt und Geologie (TLUG) ist sogar mit einem vom nahen Forellenteich herbeigebrachten Boot in die Mitte des neuen Teiches gefahren. "Wir haben mit dem Lot die Tiefe gemessen. Es sind aktuell fünf Meter", sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung. Aus einer Tiefe von etwa 100 Metern kommend, steigen in der Sekunde 30 bis 40 Liter Wasser auf, die in das alte Flussbett der Wipper abgeleitet werden. Es rauscht ordentlich.

Weitere Entwicklung noch nicht abzusehen

Es sei, so sagt der Geologe, nicht auszuschließen, dass sich das Loch in der Erde wieder schließt. Allerdings könne der junge Teich, der bereits etwa 30 Meter im Durchmesser hat, noch viel größer werden. "Jetzt fallen die Kanten fast senkrecht ab. Risse deuten aber darauf hin, dass die Seiten noch abflachen. Denkbar ist auch eine Ausdehnung in Richtung Fischteich."

Für die Entstehung des Teiches habe es keine Anzeichen gegeben, lediglich ein paar kleine Nassstellen seien auf der Wiese gewesen. Rund um den Erdfall, der mit Datum 27. Dezember 2014 erfasst wurde, stehen an den Hängen Gesteine des Oberen Muschelkalks an. Unterhalb dieser Schichten lagern Gesteine des Mittleren Muschelkalks, in die wasserlösliche Gesteine in Form von Gipsen eingeschaltet sind. Durch Auslaugung dieser Gipse (der sogenannten Subrosion) entstand ein Hohlraum, der nun bis zur Erdoberfläche hochbrach und den Erdfallteich bildete.

Untergrund an vielen Stellen problematisch

Sven Schmidt findet das spannend, aber nicht spektakulär. "In Thüringen steht 60 Prozent des Landes auf Gips, Steinsalz und Kalkstein." Deshalb ist beispielsweise der Baugrund der Runneburg in Weißensee recht schwierig, auch vor dem Bau der A71 musste im Bereich Etzleben-Schillingstedt eine aufwändige Intensivverdichtung vorgenommen werden.

Die neu entstandene Karstquelle nördlich von Bilzingsleben ist, so Dr. Schmidt, ähnlich der von Kindelbrück. Das Gründelsloch entstand, wie historisch belegt, am 3. März 1611 durch einen Erdfall und ist heute ein Naturdenkmal. Es hat einen Durchmesser von etwa 22 Metern, ist neun bis zwölf Meter tief. Die Temperatur liegt das ganze Jahr über konstant bei 10 Grad.

Die Gründesloch-Sage hat der Kindelbrücker Paul Rödiger 1930 aufgezeichnet. Erzählt wird von einem Bauern, der an jener Stelle, an der sich noch heute die Quelle befindet, bei einem plötzlichen Erdrutsch mit Wagen und Pferd versank. Das geladene Quecksilber fraß sich immer weiter in die Tiefe hinein.

Auch Klaus-Michael Fischer, der Eigentümer von Mühle, Quelle, Forellenteich, Wiesen und Wald bei Bilzingsleben, könnte eine Sage in die Welt setzen. Der erste Satz: "Ein Mann namens Fischer kam am Morgen des 29. Dezember 2014 auf sein Grundstück, auf dem ein zweiter Teich entstanden war..." Mal sehen, wie diese Geschichte noch weitergeht.
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