König Abdullah von Saudi-Arabien ist am Donnerstag im Alter von 91 Jahren gestorben.
Saudi König Diktator Abdullah bin Abdulaziz al-Saud
© BRENDAN SMIALOWSKI/Getty ImagesDer verstorbene Saudi König Abdullah bin Abdulaziz al-Saud
Abdullah war vor wenigen Wochen mit einer Lungeninfektion ins Krankenhaus gebracht worden. Seine Nachfolge hat nach offiziellen Angaben bereits sein Halbbruder, Kronprinz Salman (79), angetreten. Nach einer Mitteilung des Hofes soll Abdullah noch am Freitag nach dem Mittagsgebet in der Turk-bin-Abdullah-Moschee in Riad beigesetzt werden.

US-Präsident Barack Obama würdigte den Monarchen als aufrichtigen und mutigen Führer. „Die Nähe und Stärke der Partnerschaft zwischen unseren zwei Ländern ist Teil von König Abdullahs Vermächtnis“, teilte Obama am Donnerstag (Ortszeit) in Washington mit. Er habe an die Wichtigkeit der US-saudischen Beziehungen als Kraft für Stabilität und Sicherheit im Nahen Osten und darüber hinaus geglaubt.

Auch andere Politiker wie Angela Merkel und Frankreichs Präsident François Hollande würdigten Abdullah. Hollande beschrieb den Monarchen als Mann, „dessen Arbeit die Geschichte seines Landes zutiefst geprägt“ habe. In einer vom Elysee verbreiteten Erklärung lobte Hollande zudem Abdullahs „Vision eines gerechten und dauerhaften Friedens im Nahen Osten“.

Es gibt aber auch kritische Stimmen gegenüber dem Führungsstiel Abdullahs.

Die USA ist ein langjähriger Verbündeter von Saudi Arabien. Ex-Präsident George W. Bush und Obama pflegten enge Beziehungen zu den Mitgliedern der saudischen Königsfamilie.

So ist es nicht verwunderlich, dass Obama und Kerry die Menschenrechtslage und die Pressefreiheit in Saudi Arabien, die von verschiedenen Organisationen wie Amnesty International und Human Rights Watch als "schlecht" beschrieben wurden, nicht zur Sprache brachten.

Toby C. Jones, ein Professor für Geschichte an der Rutgers University im US-Bundesstaat New Jersey, sieht den König nicht als den umschriebenen Wohltäter.

"Die Aufzeichnungen über Abdullah sind nicht ganz so positiv und rosig, wie viele Menschen ihn jetzt darstellen", sagte Jones nach einem Gespräch mit Democracy Now.

"In 2005 kam er offiziell an die Macht. Er wurde als ein potenzieller Reformer gefeiert. Als jemand, der sich für die Modernisierung einsetzen und das Königreich vorwärts bringt würde. Aber es stellte sich heraus, dass er weitgehend auf alle diese Maßnahmen verzichtete. Er hat die Uhr wieder zurückgedreht und das Sektierertum in seinem Land gefördert. Er hat auch die radikalen Kräfte im Ausland unterstützt", fügte er hinzu.

"Als er Kronprinz wurde räumte er jeden aus dem Weg der in Opposition zur saudischen Regierung stand und Abdullah herausfordern hätte können," so Jones. "Und das machte er erbarmungslos, so wie alle seine Vorgänger. Er war kein barmherziger Führer. Er war ein Diktator."

Das zeigte er auch seinen politischen Gegnern: Proteste von Schiiten wurden niedergeschlagen; Frauen, die sich dem Fahrverbot widersetzten, wurden empfindliche Strafen angedroht. Aktuell sorgt die öffentliche Prügelstrafe für den islamkritischen Blogger Raif Badawi international für Empörung. Der Internetaktivist war zu zehn Jahren Haft und insgesamt 1000 Stockschlägen verurteilt worden, weil er im Internet den Islam beleidigt und den Säkularismus gerühmt haben soll.

(so)