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Ärzte zeigten Bilder eines Chlorgasangriffes. Nur ein Mitglied des Sicherheitsrates sieht keine handfesten Beweise, dass Assad hinter dem Anschlag steckt.

Es sind bewegende Bilder, die die Mitglieder des UN-Sicherheitsrates am Donnerstag in New York von direkt Betroffenen gezeigt bekamen. Ärzte versuchen erfolglos, Kinder im Alter zwischen drei und vier Jahren zu reanimieren. Die Kinder schnappen nach Luft - vergebens.

Es sind Informationen aus erster Hand, die dem Sicherheitsrat über die Folgen des jüngsten Chemiewaffenangriffs in der Stadt Sarmin in Syrien vorgelegt wurden. Bei einer Ratssitzung hinter verschlossenen Türen schilderten Ärzte den Vorfall in dem Bürgerkriegsland Mitte März.

Das Video habe die Ratsmitglieder zu Tränen gerührt, sagte die UN-Botschafterin der USA, Samantha Power, nach der Sitzung. "Wenn es Augen gab, die trocken blieben, habe ich sie nicht gesehen", berichtete die US-Diplomatin.

"Bitte stoppt das Sterben in Syrien"

Der syrische Arzt Mohammed Tennari, der die Opfer des Chlorgasangriffs in dem syrischen Dorf Sarmin behandelt hatte, erstattete dem UN-Sicherheitsrat Bericht. Bei einer Pressekonferenz sagte er: "Unsere Botschaft an die internationale Gemeinschaft lautet: Bitte stoppt das Sterben in Syrien." Der syrische Arzt Saher Sahlul rief den Sicherheitsrat auf, Flugverbotszonen in Syrien einzurichten, um die Zivilbevölkerung vor Chemiewaffenangriffen aus der Luft zu schützen.

Die US-Botschafterin Power forderte nach der Sitzung, der UN-Sicherheitsrat wolle die Schuldigen der Chemiewaffenangriffe finden und zur Rechenschaft ziehen. Nach ihrer Überzeugung stecken die Truppen von Syriens Staatschef Bashar al-Assad hinter den Attacken. "Alle Beweise deuten darauf hin, dass sie von Hubschraubern aus ausgeführt wurden - nur das Assad-Regime verfügt über Hubschrauber", argumentierte Power.

Auch die UN-Vetomächte Frankreich und Großbritannien vertreten diese Position. Russland, einer der letzten Unterstützer Syriens, erklärt hingegen, es gebe dafür keine handfesten Beweise.

Assad stimmte Verbot von Chemiewaffen zu

Syriens Präsident Bashar al-Assad hatte im Oktober 2013 der Vernichtung sämtlicher chemischer Kampfstoffe unter Aufsicht der Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) zugestimmt, nachdem die USA wegen eines Giftgasangriffs mit bis zu 1400 Toten nahe der Hauptstadt Damaskus mit einem Militärangriff gedroht hatten. Die ausgelieferten Giftgasbestände - insgesamt 1300 Tonnen - wurden auf hoher See im Mittelmeer unschädlich gemacht.

Die OPCW stellte im Jänner in einem Bericht fest, dass es vergangenes Jahr "mit hoher Wahrscheinlichkeit" Chlorgasangriffe auf drei Dörfer in Syrien gegeben habe. Verantwortliche benannte die Organisation nicht. Das giftige Gas wird in der Industrieproduktion verwendet und gilt nicht formell als Giftgas, kann jedoch als Kampfmittel eingesetzt werden.

(APA/AFP/Red.)